Notstand in der Mittagspause

Jugendbegleiter sollen Abhilfe schaffen
Autorin: KARIN TUTAS | NWZ 17.07.2010
Personalnot in der Mittagsbetreuung an der Ebersbacher Hardtschule bringt Eltern in Rage. Die Stadt will mit Jugendbegleitern Abhilfe schaffen.
Ebersbach. „Es ist zwischenzeitlich unerträglich“, so schildert Rektor Michael Hirsmüller die Situation an der Ebersbacher Hardtschule. Jeweils zwei Betreuerinnen haben während der Mittagszeit an der Ganztagesschule zwei Gruppen mit 50 bis 57 Grundschülern in Obhut. Bereits seit eineinhalb Jahren pocht der Schulleiter auf Verbesserungen. Auch die Eltern sind beunruhigt: „Zwei Betreuerinnen für so viele Kinder, das geht eigentlich gar nicht“, sagt Sabine Hofmann aus dem dreiköpfigen Vorstandsgremium des Elternbeirats.
Die Frauen, die sich um die Kinder – Erst- und Zweitkässler sowie Dritt- und Viertklässler sind in je einer Gruppe zusammengefasst – kümmern sollen, seien am Ende ihrer Möglichkeiten. In der Elternschaft formiere sich erheblicher Unmut, ein Schreiben an Bürgermeister Sepp Vogler sei bereits in Arbeit, berichtet Sabine Hofmann. Der Unmut ist auch zur Stadtverwaltung vorgedrungen. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung und Bürgerschaftliches Engagement kündigte Sozialmanagerin Maren Bräckle Abhilfe an. „Hier ist Handlungsbedarf“, so Bräckle.
Angesichts leerer Kassen will die Stadt die Löcher mit Ehrenamtlichen stopfen und Mittel aus dem Jugendbegleiterprogramm des Landes beantragen. Die Erfahrungen an anderen Schulen seien gut, berichtete Bräckle, und die Freiwilligen könnten sich auf Kosten des Landes zu Jugendbegleitern ausbilden lassen. Nach anfänglicher Ablehnung stehe inzwischen auch die Schulleitung dem Einsatz von Jugendbegleitern offener gegenüber, erklärte die Sozialmanagerin.
Schulleiter Michael Hirsmüller indes macht kein Hehl daraus, dass sich seine Begeisterung in Grenzen hält. Die Aufgabe sei anspruchsvoll, „das müssen Leute sein, die sich ausreichend mit den Kindern beschäftigen“. Er wolle Ehrenamtlichen diese Qualifikation nicht grundsätzlich absprechen, stellt Hirsmüller klar. Jedoch zeige die Erfahrung der Kollegen an anderen Schulen, dass Jugendbegleiter mit größeren Gruppen und schwierigen Kindern an ihre Grenzen stießen.
„Wir haben keine Wahl bei der Finanzlage. Eine fachpädagogische Betreuung können wir nicht leisten“, erklärt jedoch Hauptamtsleiter Günther Pfeiffer. Die Stadt lasse sich die Ganztagesbetreuung an der Grund- und Hauptschule rund 75 000 Euro pro Jahr kosten. „Mehr geht nicht, wir müssen mehr Ehrenamt in den Ganztagesbetrieb bringen“, appellierte Pfeiffer in der Ausschusssitzung, zu der die Schulleitung nicht eingeladen war. Aus dem Gremium gab’s keinen Widerspruch. „Es ist die Frage, ob für die Mittagsbetreuung eine so hohe Professionalität notwendig ist“, meinte Gabriele Ebensperger (Grüne). „Wir werden viel mehr Ehrenamt brauchen“, pflichtete die CDU-Fraktionsvorsitzende Brigitte Kreisinger bei. „Wir wissen, dass es finanziell heute nicht mehr darstellbar ist, allein mit professionellen Kräften zu arbeiten“, meinte Hans-Peter Goblirsch (SPD).