04 Bad Boll: Neues Baugebiet?

Braucht Bad Boll noch ein Baugebiet?

Einwand: Einwohnerzahl geht zurück

Autor: JÜRGEN SCHÄFER | NWZ 04.08.2010




Soll die Gemeinde Bad Boll angesichts schrumpfender Bevölkerung ein neues Baugebiet ausweisen? Das wurde zur Streitfrage im Gemeinderat.

Bad Boll. Bad Boll macht Nägel mit Köpfen: Im Winkel zwischen der Bahnhofallee und der Bühlstraße soll ein Baugebiet mit etwa 30 Wohnungen ausgewiesen werden, für das schon ein städtebaulicher Entwurf existiert. Aber das war im Gemeinderat umstritten. Dorothee Kraus-Prause kritisierte die Absicht als unnötigen Flächenverbrauch, weil die Bevölkerung abnehme. „Wir werden immer weniger und immer älter“, wandte sie ein. Für den Baubedarf gebe es auch Möglichkeiten im Ort. So sah es auch ihr Fraktionskollege Hannes Baab.

Widerspruch bekamen sie von allen Seiten. Bürgermeister Hans-Rudi Bührle berichtete, dass er oft Anrufe von Bauinteressenten bekomme, die er enttäuschen müsse. „Wir haben nichts anzubieten.“ Es gebe zwar viele Baulücken am Ort, aber die seien nicht verfügbar. Das seien „Enkelesbauplätze“, die die Besitzer für die nächsten Generationen in Reserve hielten.

„Der Bedarf ist da, wir sollten Bauplätze schaffen für junge Familien“, machte Erpo Wittlinger geltend. Letzteres hielt Pascale Dereims-Locher für einen frommen Wunsch. Sie befürchte, dass junge Familien nicht das Geld hätten, um sich in Bad Boll einzukaufen. Die zögen nach Dürnau und Gammelshausen, wo Bauplätze billiger seien.

Reiner Pfefferle verwies darauf, dass Bad Boll Zuwachs vertragen könne. Die Gemeinde habe eine gute Infrastruktur, vom Kindergarten bis zur Ärzteversorgung. Da sei ein neues Baugebiet mehr als gerechtfertigt. Rainer Staib bekräftigte das: Es sei wichtig, die Attraktivität und Versorgung der Gemeinde zu erhalten. Mit einer ortskernnahen Bebauung sei diesem Ziel gedient. Im Übrigen wiesen die umliegenden Gemeinden auch Baugebiete aus. „Die nehmen uns Bevölkerung weg.“ Steffen Weißbeck unterstrich das: „Wenn wir nichts anbieten, um Leute an den Ort zu binden, brauchen wir uns nicht wundern, wenn die Bevölkerung rückläufig ist.“

Die Gemeinde hat das Baugebiet am alten Bahnhof bereits bei der Planung für ein Mischgebiet am Endstück der alten Bahnlinie ins Visier genommen und damals gleich in einen städtebaulichen Entwurf einbezogen. Jetzt geht es an die Umsetzung. Wesentliche Voraussetzung war: Die betreffenden Grundstücksbesitzer sind bis auf einen an einem Baugebiet interessiert.

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