27 Göppingen: Einkaufszentrum

Die Angst vor dem Stillstand

Einkaufszentrum: OB Till will von Investoren eine Bürgschaft einfordern

Autor: HELGE THIELE | NWZ 27.11.2010

Je näher die Entscheidung für ein Einkaufszentrum rückt, desto größer wird im Göppinger Rathaus die Sorge, dass am Ende gar nicht gebaut wird.

Göppingen. Spätestens im März will der Gemeinderat einen Knopf dran machen: Dann wollen die Stadträte entscheiden, wo das geplante Einkaufszentrum gebaut werden soll – in der Bleichstraße oder am Bahnhof/ZOB.

Derzeit erarbeiten die Bürgervertreter mit der Verwaltung einen Kriterienkatalog für eine Shopping-Mall (Größe, Lage, Gestaltung, etc.). Weil die Materie aber komplex und die Liste der Fragen lang ist, geht der Gemeinderat am 3. Dezember auf Einladung der Verwaltung in Klausur, um die knifflige Arbeit in Ruhe fortzusetzen. Das Ergebnis soll am 6. Dezember der Öffentlichkeit präsentiert, der Kriterienkatalog noch vor Jahresende in öffentlicher Sitzung vom Stadtparlament beschlossen werden.

Für Februar ist ein öffentliches Hearing mit allen Interessengruppen vorgesehen, weshalb sich die Grünen am Donnerstag mit ihrem Antrag, Vertreter der IHK und des Marketingvereins „Göppinger City“ an der Klausurtagung zu beteiligen, nicht durchsetzen konnten. Das lag auch daran, dass beide Verbände derzeit ohnehin regelmäßig zu Gast bei den Fraktionen sind, um den Politikern ihre Vorstellungen von einem Einkaufszentrum schmackhaft zu machen. OB Guido Till ließ am Donnerstag mit seiner Ankündigung aufhorchen, von den potenziellen Investoren vor der Entscheidung des Gemeinderats eine Bürgschaft verlangen zu wollen – um sicher zu gehen, dass am ausgewählten Standort dann auch tatsächlich eine Mall gebaut wird. Denn „das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass nichts passiert. Das müssen wir unbedingt verhindern. Das geht am besten übers Geld. Denn wenn man Geld hinterlegen muss, tut das weh“, sagte Till.

Nächste Woche will er diese Botschaft zunächst den Bleichstraßen-Investoren überbringen. Die Verwaltung will außerdem in der Bleichstraße maximal 4000 Quadratmeter neue Verkaufsfläche zulassen. Genehmigt sind an diesem Standort derzeit 18 600 Quadratmeter, davon sind 4200 aber „nicht in Betrieb“.

Für ein Einkaufscenter am ZOB schlägt die Verwaltung eine Obergrenze von 12 500 Quadratmetern vor. Stadtplanerin Eva Noller und Tiefbauamtschef Helmut Renftle berichteten über Kosten von knapp 1,5 Millionen Euro, die für Leitungsverlegungen (Telekom, ENBW, EVF) anfielen, falls die Bahnhofstraße überbaut würde. Außerdem bereitet der Schutz des Mineralwassers in diesem Bereich offenbar doch größere Sorgen. Und an Zuschüsse des Landes für eine Verlegung des ZOB mag im Rathaus derzeit niemand recht glauben, zumal Geld nur fließen würde, wenn die Verlegung zu einer Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs führen würde.

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