01 Geislingen: Schließung der Geburtshilfe

Kreisräte tragen Geburtshilfe-Schließung mit

Gestern aktuelle Stunde – Zeller-Mühleis: Wo bleibt die freiwillige Sonder-Kreisumlage?

Autor: RODERICH SCHMAUZ | NWZ 01.12.2010

Seltene Einigkeit zeigte gestern der Göppinger Kreistag: Alle Fraktionen tragen die Entscheidung zur Schließung der Geburtshilfe in Geislingen mit.

Kreis Göppingen. Angesichts der Protestwelle in Geislingen gegen die Schließung der Geburtshilfe an der Helfenstein Klinik schaltete Landrat Edgar Wolff kurzfristig der gestrigen Kreistagssitzung eine aktuelle Stunde dazu vor. Wolff und Kliniken-Geschäftsführer Professor Dr. Jörg Martin erläuterten kurz das Sanierungs- und Modernisierungskonzept für die Kliniken und die Gründe zur Schließung der Geburtshilfe. Die Sprecher aller Kreistagsfraktionen stellten sich voll dahinter. Von der Schließungs-Entscheidung rückten sie keinen Zentimeter ab. Zugleich versicherten sie, dass sie am Klinikstandort Geislingen festhalten. Durch den schmerzhaften Einschnitt, vor allem aber durch die hohen Investitionen in die Modernisierung der Helfenstein Klinik und in ein Ärztehaus sehen sie dafür den sprechenden Beleg.

Darauf pochte vor allem Werner Stöckle (FW). Er kritisierte einige bei der Protestkundgebung in Geislingen mitgeführte Plakatslogans: „Sie waren an Heftigkeit nicht mehr zu überbieten.“ „Schweren Herzens“ habe man der Schließung der Geburtshilfe zugestimmt, wohl wissend, dass dies einen „emotionalen Sturm der Entrüstung“ hervorrufe, sagte Wolfgang Rapp, CDU-Fraktionschef aus Geislingen. Leider sei ein Belegarztmodell gescheitert.

Drei Jahre lang habe man sich immer wieder mit dem Sorgenkind Geburtshilfe befasst, erst nach gründlicher Prüfung habe der Aufsichtsrat der Schließung zugestimmt, der Beschluss komme also nicht aus heiterem Himmel, brachte Hansjörg Wohlrab (SPD) aus Kuchen vor. Die Geburtshilfe-Schließung sei „ein notwendiger Einschnitt, um das Ganze zu retten“. Er versprach, Geislingen nicht im Stich zu lassen. Daraus werde nach der Umbauphase „ein Spitzenkrankenhaus“. Sinngemäß äußerte sich Dr. Aziz Jandali (FDP). „Wider jegliche kommunalpolitische Vernunft“ investiere man noch einmal ins Geislinger Haus, sagte Martina Zeller-Mühleis (Grüne). Sonst hätten Bürgermeister immer gegen hohe Kreisumlagen protestiert, nun gegen die Schließung der teuren Geburtshilfe. „Bisher haben sie nicht ihre Bereitschaft zu einer freiwilligen Sonderumlage auf die Kreisumlage für den Erhalt der Geburtshilfe kundgetan“, sagte sie. Das sei „schizophren“. Den Schließungsbeschluss hat Geschäftsführer Martin monatelang geheim gehalten. Dazu meinte just die grüne Kreisrätin: Egal, wann und wie dies kommuniziert worden wäre, das hätten Geburtshilfe-Schließungen andernorts gezeigt, Proteste hätte es trotzdem gegeben. Zeller-Mühleis: „Ein unpopulärer Schritt, um den Standort Geislingen zu sichern, aber wir stehen dazu.“

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Bei Geburtshilfe fehlen Ärzte

Autor: kew | StZ 01.12.2010

Geislingen. Geschäftsführer und Kreistag verteidigen die Schließung der Abteilung.

Bei einer aktuellen Stunde im Kreistag zur bevorstehenden Schließung der Geburtshilfestation in der Geislinger Helfensteinklinik haben Sprecher aller Fraktionen die Entscheidung verteidigt. Der emotionale Sturm der Entrüstung sei nachvollziehbar, sagte der CDU-Fraktionschef Wolfgang Rapp (Geislingen). Jedoch habe es, um die Klinik zu erhalten, keine andere Wahl gegeben. „Wir können die Abteilung nicht künstlich am Leben erhalten", sagte der Göppinger Arzt und FDP-Kreisrat Jazis Jandali. Der Schritt sei zuvor gründlich abgewogen worden, betonte Hansjörg Wohlrab (SPD).

Kritik ernteten der Geislinger Oberbürgermeister Wolfgang Amann und seine Bürgermeisterkollegen aus dem Oberen Filstal. Den Kreis alljährlich zum Sparen aufzufordern und nun den Protest gegen die Schließung anzuführen sei „in hohem Maße unaufrichtig", sagte der Fraktionschef der Freien Wähler, Werner Stöckle (Wangen). Die Grünen-Sprecherin Martina Zeller-Mühleis (Rechberghausen) warf ihnen eine schizophrene Haltung vor.

Zuvor hatte der Geschäftsführer Professor Jörg Martin noch einmal den Beschluss verteidigt. In diesem Jahr werde die Zahl der Geburten in Geislingen auf 450 sinken. Doch dafür sei der vorgeschriebene Personalstamm derselbe wie bei 700 Geburten. Dies habe bereits zu einem hohen sechsstelligen Verlust geführt. Zudem fehlten Fachärzte. So habe man in diesem Jahr bereits 63 Tage lang Honorarärzte engagieren müssen, die pro Tag 1000 Euro kosteten. Doch nicht alle hätten den Ansprüchen genügt. „Von einem haben wir uns nach drei Tagen getrennt", sagte Martin.

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