17 Wahlkampf: Kritik an Grünen

Meist wenig realistisch (Leserbrief)

Zum Leitartikel „Von wegen nur dagegen“ von Antje Berg vom 9. Februar

Autor: DIETER VENTZKI, Göppingen | NWZ 17.02.2011

Es stimmt zwar, dass alle Parteien im Wahlkampf mit grob vereinfachenden Parolen hantieren. Die Grünen sind von dieser Praxis mitnichten ausgenommen. Ein rationaler Diskurs über Chancen und Risiken der bekämpften Projekte ist bei den Grünen nicht gefragt. Sofern sie sich der Mühe unterziehen, Alternativen anzubieten, entpuppen sich diese meist als wenig realistisch. Beispiel: Hochspannungsleitungen über Strommasten durch unterirdische Kabel zu ersetzen, kostet das Mehrfache und würde den Strompreis in schwindelnde Höhen treiben. Ein zweites Beispiel: Die notwendige Verlängerung der Restlaufzeiten von Atomkraftwerke wird als Geschenk an die verhasste Industrie denunziert. Verschwiegen wird dabei, dass bei Beibehaltung der kurzen Restlaufzeiten eine prekäre Energielücke droht. Die vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien ist auch bei größter Kraftanstrengung so schnell nicht machbar. Der Engpass müsste über viele Jahre mit teuren Stromimporten überbrückt werden. Ein weiteres Beispiel liefert die Gentechnik. Sie ist Teufelszeug, ist ein Tabu, das noch nicht einmal diskutiert werden darf. Staaten wie USA oder Kanada nutzen diese Technologie seit zwei Jahrzehnten flächendeckend, ohne dass gesundheitliche Schäden aufgetreten sind. Stattdessen setzt man bei uns auf die Biolandwirtschaft. Diese mag Gutsituierte in reichen Industrienationen erfreuen. Als Exportartikel für den Rest der Welt ist sie schlicht ungeeignet, da sie gegenüber der konventionellen Landwirtschaft ungefähr die 1,6-fache Fläche benötigt, was für Länder mit Nahrungsmittelknappheit katastrophal wäre. Die Liste der halbgaren und zum Teil sich gegenseitig ausschließenden grünen Wahl-Bonbons ließe sich noch verlängern. Aber diese sollte die Ökopartei doch bitte selber dem Wahlvolk erläutern, ohne Mithilfe von unabhängigen Zeitungen.

 

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