62 wahlberechtigte Mitglieder des Kreisverband Göppingen hatten sich am Montagabend in der Göppinger Stadthalle eingefunden, um ihre*n Bundestagskandidat*in zu nominieren. Die Bewerbungen von Viktoria Kruse und Matthias Dreikluft für die Bundestagsnominierung lagen bereits vor, am Wahlabend kamen noch zwei weitere Bewerber hinzu: Kreisvorsitzender David Catenazzo und Bülent Tekdal aus Ebersbach. Schließlich setzte sich die Politikwissenschaftlerin Viktoria Kruse aus Stuttgart im zweiten Wahlgang mit 33 zu 27 Stimmen gegen David Catenazzo durch und ist damit neben den Landtagskandidatinnen Ayla Cataltepe und Kathinka Kaden die dritte Frau, die für das kommende Superwahljahr als Abgeordnete für die Grünen nominiert wurde.
Besonderes Gewicht legte Kruse in ihrer Rede auf die Klima- und Frauenpolitik. Man müsse diese Bundestagswahl gewinnen, damit es gerechter in unserer Gesellschaft zugehe, besonders für die Frauen und die Minderheiten. Es sei zwar schon viel erreicht worden, schließlich hätten wir vielleicht bald eine grüne Kanzlerkandidatin, doch es gebe noch viele Baustellen. Frauen verdienten nicht das gleiche wie Männer, seien oft von Armut betroffen und erledigten einen Großteil der Sorgearbeit. Es brauche außerdem bessere Gesetze und einen Rechtsanspruch auf staatlichen Schutz vor Gewalt. Und dies gelte nicht nur für Deutschland, man müsse auch wie z.B. in Schweden eine feministische Außenpolitik betreiben.
Die Hebel in Richtung Klimaneutralität müssten jetzt herumgerissen werden, sonst sei es zu spät. Sie wolle nicht länger zusehen wie unsere Lebensgrundlagen zerstört werden. Entscheidend sei hier die Verkehrswende, die von der derzeitigen Regierung blockiert werde. Der Verkehr müsse mit Rad und Schiene attraktiv gemacht werden.
Die 29-Jährige machte in ihrer Rede auch deutlich, dass es ihr an politischer Erfahrung nicht mangelt: Vor zehn Jahren habe ihre politische Arbeit mit kleinen Ämtern in der Grünen Jugend begonnen, aktiv war sie außerdem in ihren Kreisverbänden Stuttgart und Tübingen sowie in verschiedenen Landesarbeitsgemeinschaften. Seit drei Jahren ist sie als Mitglied des Landesvorstands für Göppingen zuständig und in den letzten fünf Jahren arbeitete sie für Alex Maier im Landtag.
Der kürzlich zum Oberbürgermeister vereidigte erinnerte sich in seinem Grußwort daran, dass zu Zeiten seines Parteieintritts im Jahr 2009 bei Nominierungen nicht wie heute eine Grüne Bürgermeisterin, ein Grüner Oberbürgermeister, ein Grüner Landtagsdirektor und auch keine Grünen Abgeordneten begrüßt werden konnten. Dies zeige den großen Erfolg der Partei in den vergangenen Jahren. Es brauche nun auch eine starke Grüne Politik auf Bundesebene.
Geleitet wurde die Nominierungsversammlung von der Kreisvorsitzenden Fadime Ercik, die sich freut, dass sich angesichts der Pandemie so viele Menschen eingefunden haben, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die nötigen Maßnahmen wurden getroffen, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Zusätzlich wurde für die Mitglieder, die nicht persönlich erscheinen konnten, ein Livestream der Veranstaltung über YouTube bereitgestellt.