Zum Kreistagsbeschluss des Zukunftskonzepts der ALB FILS KLINIKEN am 21.5.2021

Die Fraktion stimmte mehrheitlich für das am Ende beschlossene Konzept und gegen eine Vertagung, es gab jedoch unterschiedliche Auffassungen.
Fünf Kreisrät*innen der Grünen Fraktion beteiligten sich an der Debatte:
Martina Zeller-Mühleis
Bernhard Lehle
Dr. Stefanie Härle

Günter Burkhardt
Ulrike Haas

Ihre Statements hier:

Fraktionssprecherin
Martina Zeller-Mühleis:

Sehr geehrter Landrat, sehr geehrte Herren Geschäftsführer, meine Damen und Herren, werte Gäste,

ich spreche nicht für alle Mitglieder der Fraktion, sondern für die Mehrheit:                               

Wir haben heute eine der schwierigsten Sitzungen, verbunden mit einer weitreichenden Entscheidung. Begleitet von zahlreichen Aktionen, Mails, Briefen verärgerter Bürger und Bürgerinnen wurden wir als Kreisrätinnen und Kreisräte überflutet von Informationen und Desinformationen, von Halbwahrheiten und mehr oder weniger freundlichen Stellungnahmen. Die Information der Öffentlichkeit war maximal transparent, trotzdem wird   manches erschreckend verdreht und negativ interpretiert.

Zu Beginn möchte ich nochmals betonen: In der Helfensteinklinik wird eine sehr gute medizinische Leistung erbracht von motivierten Mitarbeitenden. Wir schätzen auch, dass die Geislinger und die umliegenden Gemeinden sich mit Elan für „ihre“ Klinik einsetzen und mit Aktionen für einen Erhalt werben. Dies zeugt von einer emotionalen Verbundenheit, die in kleinen Kliniken immer vorhanden ist. Diese ist über Jahre gewachsen, man kennt sich und vertraut sich. Mir wäre auch am liebsten gewesen, feststellen zu können, alles bleibt beim Alten!

Doch wie sieht die Realität aus: Wir haben einen Wandel der medizinischen Versorgung zur Kenntnis zu nehmen, der die Anzahl der benötigten Betten noch weiter senken und damit der Ambulantisierung weiteren Schub geben wird. Die Verweildauer wird im Interesse der Patienten weiter sinken und damit ein viel schnellerer Genesungsprozess durch begleitende Maßnahmen eingeleitet. Hinzu kommen die Interessen der Kostenträger, die unser aller Beiträge verwalten und darauf drängen, weiterhin Krankenhausbetten abzubauen.

Immer wieder ist von Wortbruch, Lügen, falschen Versprechungen zu lesen und zu hören. Stimmt nicht! Weder der Kreistag noch die Verwaltung oder der Aufsichtsrat haben jemals ein Versprechen gegeben, dauerhaft und für immer und ewig stationäre Betten an 2 Standorten vorzuhalten. Was stimmt ist, dass wir lange gehofft haben, es tun zu können. Uns allen war die Aussage eine Klinik an 2 Standorten wichtig. Aber Wandel ist auch im Bereich der Gesundheitsversorgung unaufhaltbar und Rahmenbedingungen ändern sich.

Die Aussage im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung dazu lautet:

Unser Ziel ist es gleichzeitig, die Sektorengrenzen zwischen ambulant und stationär im Gesundheitssystem zu überwinden. Wir wollen eine interprofessionelle und innovative, am Bedarf der Patientinnen und Patienten ausgerichtete Versorgung erreichen. Dafür werden wir beispielsweise die flächendeckende Einrichtung von interdisziplinären Primärversorgungszentren und den weiteren Aufbau von Telemedizin fördern.

Dieser Koalitionsvertrag wurde von Grünen und CDU unterzeichnet und in Parteitagen jeweils zugestimmt.

Wir planen für Geislingen mehr: eine Notfallversorgung bis 22 Uhr täglich (über den Antrag der SPD werden wir später abstimmen) und eine ambulante Versorgung, welche die medizinische Behandlung sicherstellt. Eine stationäre Versorgung findet ab 2024 in der Klinik am Eichert statt, also am Bedarf ausgerichtet. Sie, meine Damen und Herren von der CDU und andere Unterzeichner tun so, als ob sie davon noch nie etwas gehört hätten. Wer hat all die Jahre im Bund die Ausrichtung der Gesundheitspolitik geprägt? Wer entwirft ein Gesetz nach dem anderen? Ein CDU geführtes Bundesministerium, das von der CDU- Kreistagsfraktion nun vorgeführt wird! Wer hat den Koalitionsvertrag mitverhandelt- Frau Razavi, die- wie heute vernommen- nun ausscheidet.

Sie, meine Herren Rapp, Till und Dehmer, die im Aufsichtsrat sitzen und so tun, als ob alles auf null zurückgedreht werden und bleiben könnte, wissen es doch besser. Personalmangel, Qualitätsanforderungen, MDK- Vorgaben, Tarifverträge Marburger Bund, Anforderungen der Kostenträger usw.- alles Argumente, gebetsmühlenhaft aufgezählt und nicht angekommen. Auch das mit einer Stimme Mehrheit im Kreistag geforderte 3. Gutachten spricht, wie alle anderen von namhaften Gutachtern verfassten, eine deutliche Sprache: ein „Weiter so“ kann und darf es nicht geben! Und nun wird so getan, als ob ein Verschieben auf die Zeit nach 2024 möglich sei und es ein Konzept geben könne, das die stationäre Versorgung sichern kann.

Wenn dem so gewesen wäre, warum haben Sie im Aufsichtsrat und im Kreistag nicht dazu beigetragen? Warum gehen so viele Geislinger in Kliniken außerhalb des Landkreises, wenn die stationäre Versorgung vor Ort so wichtig ist? Das Medizinkonzept ist zu 90 % ungesetzt. Fakten werden stoisch ignoriert und bei den Menschen in der Raumschaft wird dadurch eine Bugwelle von Gerüchten und Unwahrheiten erzeugt, die nun auf uns niederprasselt.

Klinikretter: Wir schätzen das Engagement von engagierten Menschen und die vielen phantasievollen Aktionen. Leider wurde kein Weg aufgezeigt, der Geislingen in die Zukunft führen könnte. Herr Emmerich empfahl auszubilden- machen wir, sowohl Mediziner als auch Pflegekräfte. Wir sollen finanziell unterstützen- tun wir. Auf seine auf falschen Informationen beruhende Darstellung während der Pressekonferenz letzten Freitag wurde bereits eingegangen. Rettungsanker konnten wir keinen erkennen.

Thema Wirtschaftlichkeit: Diese steht für uns nicht im Vordergrund. Wir haben im Gegensatz zur CDU über Jahre hinweg keine „Schwarze Null“ gefordert. Doch unsere Aufgabe ist es auch, auf geordnete Finanzen zu achten.

Thema Notfallversorgung: Diese ist auch bei einem reduzierten zeitlichen Angebot in Geislingen gesichert und die Notfallarztstandorte sind entsprechend den Leitlinien festgelegt.

Wir sehen mit großer Sorge den Schaden, der im Moment angerichtet ist- Schaden durch fehlendes Vertrauen in die Gremien, wie Aufsichtsrat oder Verwaltung und Geschäftsführung und Führungskräfte, Schaden durch Verunsicherung des dringend notwendigen Personals, Schaden durch einen sich vertiefenden Graben zwischen dem Oberen und Unteren Filstal. Von der übrigen Raumschaft sei nicht die Rede. Dieser Schaden wird lange Zeit nachwirken, auch im kommunalpolitischen Bereich. Immer wieder wird Kreisräten und  -rätinnen vorgeworfen, sie seien nur für eine Umwandlung, weil sie nicht im Oberen Filstal wohnen. Nein, wir sind alle dem ganzen Landkreis verpflichtet. Es stellt sich die Frage, ob dies alle so sehen.

Für eine Mehrheit unserer Fraktion lässt sich nur mit einer Entscheidung heute und einer Entscheidung, die dem Vorschlag des Aufsichtsrats folgt, eine Beruhigung dieser Situation erreichen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um für die Gesundheitsversorgung im Landkreis zu werben. Qualitativ gute Gesundheitsversorgung ist nicht identisch mit stationärer Versorgung, sondern ist Verzahnung zwischen ambulant und stationär, damit jeder und jede die Hilfe bekommt, die im Krankheitsfall benötigt wird. Dazu brauchen wir engagierte Mitarbeitende auf allen Ebenen, wir brauchen junge Menschen, die aufgrund der demografischen Entwicklung von vielen Branchen heftig umworben werden. Wir brauchen Mitarbeitende, die sich zugehörig zu „ihrer“ Klinik am Eichert fühlen und ab 2024 engagiert dort Patientinnen und Patienten versorgen, die eines stationären Aufenthaltes bedürfen. Es bedarf eines Miteinanders statt eines Gegeneinanders. Um dies zu erreichen, braucht es viel Unterstützung der Führungskräfte, vielleicht Mediation, gute Angebote für die Erreichbarkeit der Klinik am Eichert und einen Beschluss heute, der dies alles möglich macht.

Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Koalitionsvertrages des Landes Ba- WÜ:

Wir werden die Krankenhausplanung nachhaltig, digital und inklusiv weiterentwickeln und dabei sektorenübergreifende Aspekte berücksichtigen. Eine bessere Verzahnung der Sektoren und innovative Versorgungsmodelle sind zentral für eine moderne und zukunftsfähige Gesundheitsinfrastruktur in unserem Land. Dies unterstützen wir durch eine auskömmliche Landeskrankenhausförderung sowie eine konsequente und langfristig angelegte Krankenhausstrukturpolitik, die sich an regionalen und überregionalen Versorgungsbedarfen orientiert.

Und genau dies haben wir vor.

Aufschub und Nichtstun ist keine Alternative. Wie das Gebäude weitergenutzt werden kann und welche Ideen es dazu gibt, wird sich in den nächsten 2 Jahren zeigen, auch welche Chancen sich damit für Geislingen ergeben.

Was wir uns wünschen ist Respekt im Umgang miteinander, auch mit uns als gewählten Kreisrätinnen und Kreisräten, die sich viele Gedanken im Blick auf den heutigen Beschluss gemacht haben und machen. Wir sind uns der Verantwortung durchaus bewusst, die auf uns allen lastet. Entscheiden müssen und wollen wir im Sinne des ganzen Landkreises und seiner Menschen.

Danken möchten wir an dieser Stelle allen Mitarbeitenden in den Alb-Fils-Kliniken, die in Pandemiezeiten noch viel mehr gefordert sind.

Berhard Lehle
Mitinitiator des Antrags auf Vertagung

Ob heute noch der Zeitpunkt für Argumente ist weiß ich nicht.

Wir haben schon so viele Fakten und Vermutungen gehört, die für die Schließung oder für den Erhalt der Klinik sprechen. Und ich weiß nicht ob es überhaupt noch was bringt weitere Argumente aufzuzählen, da ich das Gefühl habe, dass die Linien gezogen und die Meinungen gefestigt sind.

Deshalb möchte ich heute die Emotionen ansprechen.

Ich habe aber trotzdem mein grünes Hemd der Hoffnung angezogen, weil ich an das Gute glaube. Und heute wäre der richtige Moment für alle Beteiligten sich für was Gutes zu entscheiden.

Für was Gutes für alle Bürger im Landkreis, die eine gute Adresse suchen, wenn sie gesundheitliche Probleme haben und natürlich vor allem, wenn das im Oberen Filstal, auf der Alb und in Geislingen und Umgebung passiert.

Diese Region hat in den letzten Wochen mit lauter Stimme Solidarität und Gemeinschaft bewiesen, die der Helfensteinklinik galt. Und diese Stimme droht heute ungehört zu verhallen.

Ich bin ja jetzt kein junger Hopfer mehr und habe schon ein paar Sachen erlebt, aber dieser Zusammenhalt zum Erhalt der Helfensteinklinik, dieses Gefühl der Einigkeit, dieses Gefühl für die richtige Sache einzustehen hatte ich das letzte Mal in dieser Art als wir die Menschenkette von Ulm nach Stuttgart gemacht haben.

Dieses Gefühl hatte ich wieder, als wir vergangenen Samstag mit hunderten Fahrrädern und Autos von Geislingen nach Göppingen gefahren sind. Als mehr als tausend Menschen neben der EWS Arena standen und friedlich demonstrierten.

Dieses Gefühl hatte ich die letzten Tag jeden Abend, als im ganzen Filstal von jedem Berg, jedem Hang und jedem Fels die Lichter ins Tal gescheint haben.

Dieses Gefühl habe ich bei jeder der leider seltenen Begegnungen mit Menschen auf der Straße und beim Einkaufen, wenn sie Daumen hoch zeigen, auf die Schulter klopfen und sich Mitarbeitende der Klinik bedanken, dass wir uns für sie und Ihren Arbeitsplatz einsetzen.

Es ist ein in dieser Intensität selten zu spürendes Gefühl der Solidarität.

Und alle, tatsächlich alle die ich zwischen Böhmenkirch und Wiesensteig treffe sind sich einig:

Das Geislinger Krankenhaus muss bleiben

Und das lieber Herr Landrat, liebe Klinikleitung und liebe Kolleg*innen sind nicht lauter ahnungslose, emotional verklärte Spinner. Das sind Menschen, die Firmen führen, es sind Rechtsanwältinnen, Lehrerinnen und Ärztinnen, es sind hoch geachtete Ehrenamtliche, die ihre Zeit für ihre Mitbürger einsetzen, die gefährliche Hobbys wie Feuerwehr und Sanitäter haben und in diesen Hobbys regelmäßig die Notwendigkeit eines guten Gesundheits- und Rettungssystems sehen, und es sind auch ganz viele Familienmütter und -Väter, die sich darauf verlassen, dass ihren Lieben im Ernstfall gut und schnell geholfen wird.

Und das geht sehr gut und viel besser mit der Helfensteinklinik.

Gestern Morgen habe ich mit einem Krankenhausseelsorger telefoniert, der mich angerufen hat und mir, obwohl er sich sicher war wie ich abstimmen werde, noch ein paar Informationen und Fakten mitgeben wollte.

Er hat von Angehörigen berichtet, die Angst haben Ihre Kranken nicht mehr so schnell und einfach besuchen zu können, wie sie es jetzt kennen. Ich habe an selber Stelle schon vor ein paar Wochen die Probleme und Schwierigkeiten der Erreichbarkeit der Klinik am Eichert vom Oberen Filstal und der Alb aus geschildert, weshalb ich das nicht weiter vertiefen möchte. Er hat mir bestätigt, dass Krankenbesuche und der soziale Rückhalt durch Familie und Freunde eine wichtige Rolle bei der Genesung spielt. Er hat mir auch von chronisch kranken Menschen berichtet, die regelmäßig zur Behandlung in die Klinik kommen und die jetzt verunsichert und verzweifelt sind, wie sie Ihre Behandlungen in Zukunft bekommen werden.

Und wir haben uns über die Unterstützung der Pflegenden bei der Versorgung der Patienten unterhalten. Wenn Angehörige kommen um ihre Kranken aufzumuntern, sie zu waschen und zu füttern und dadurch die Schwestern und Pfleger entlasten.

Ich bin mir sicher in Zeiten von fehlenden Pflegekräften ist das eher eine Hilfe als eine Last.

Das geht aber nur, wenn die Angehörigen in zumutbaren Zeiten in die Klinik kommen können. Und diese Zeiten sind zur Erreichung der Klinik am Eichert zu lange.

Und eine weitere Botschaft bekommen wir, die wir aus der Region südöstlich von Süßen kommen ständig mit und das lieber Herr Wolf obwohl sie es nicht hören oder hören wollen:

Es geht ein Riss durch den Landkreis.

Wie sonst kann man es sich erklären, dass nicht nur hier im Gremium, sonder auch auf der Straße sich die Sympathie und Zugehörigkeit zur Helfensteinklinik an der Brücke über die B466 ändert?

Und wie können wir diesen Riss durch den Landkreis wieder schließen?

Ich möchte dieses Problem nicht weiter vertiefen, denn es zerreißt mir das Herz. Aber es besteht und es ist Ihres und das wissen Sie.

Ich möchte viel lieber auf unseren Antrag kommen.

Die Zustimmung dazu gibt uns Zeit und ermöglicht uns nach neuen Ideen zu suchen und eine Lösung für den Weiterbestand der Helfensteinklinik zu finden.

Vor ein paar Wochen, als ich die Beilage des „Bündnis Klinikrettung“ aus der taz in die Hände bekam, dachte ich: genauso ist es bei uns und die Ansätze und Ideen haben mir sofort eingeleuchtet und es hat mich gefreut, dass wir nicht alleine sind und es schon Leute gibt, die sich um diese Probleme kümmern. Letzte Woche hatten wir dann eine Pressekonferenz mit einem der Kümmerer, dem Sprecher und ehemaligen Chef zweier Kliniken, Klaus Emmerich, der der Helfenstein Klinik viele positive Eigenschaften und Potential attestierte.

Seine Einschätzungen wurden von Mitarbeitenden der Helfensteinklinik bestätigt und machen Mut weiter an der Sache dranzubleiben. Die Geislinger Oberärzte und Pflegekräfte erheben in dem gestern bekanntgewordenen Schreiben zudem Vorwürfe gegen die Klinikleitung. Sie habe den Kreisrat mit falschen Zahlen und Fehlinformationen gefüttert um Begründungen zu finden, die Klinik zu schließen. Kann auf dieser Basis wirklich die Entscheidung fallen? Leider haben es viele Mitglieder des Kreisrat nicht nötig gehabt, sich vor Ort die Verhältnisse anzuschauen, mit den Menschen zu reden und vorhandenes Schwarmwissen zu nützen. Wenn ein echtes Interesse am Erhalt der Klinik bestehen würde, wäre eine gute Gelegenheit gewesen die von MP Kretschmann eingeführte „Politik des Gehörtwerdens“ zu praktizieren.

Die Helfensteinklinik wieder auf ein solides Fundament zu stellen, geht natürlich nicht über Nacht oder von einem Tag auf den anderen. Durch die Beschäftigung mit dem Thema sind wir zwar alle tief im Thema, aber sicher noch keine Spezialisten für die Führung einer Klinik geworden. Aber solche Spezialisten gibt es, auch für kleine Häuser.

Und wenn die Geschäftsleitung wegen des Neubaus in Göppingen keine Zeit hat sich um die Helfensteinklinik zu kümmern, sollten wir einen Klinik-Manager nur für Geislingen einstellen, der sich nur um die Zukunft diese Klinik kümmern kann und soll.

Ich und ganz viele Bürger des Landkreises haben die Hoffnung, dass das funktionieren kann, auch wenn heute nicht alle ein grünes Leible anhaben.

Wir glauben, dass das funktionieren kann.

Ich möchte mit einem Spruch enden der dem römischen Philosophen und Staatsmann Cicero zugeordnet wird:

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Lasst uns für die Helfensteinklinik stimmen, denn nur so können wir sie erhalten.

Enttäuschen Sie nicht 100.000 Menschen im Südosten des Landkreises.
Das Geislinger Krankenhaus muss bleiben

Dr. Stefanie Härle

Was mich sehr beschäftigt, ist die Spaltung, die ich zunehmend wahrnehme: in gut – das sind die Kämpfer für die Klinikrettung, und in böse- das sind die, die die Schließung des stationären Bereichs für unabwendbar halten.

Dabei finde ich besonders krass, wie zum Teil mit der Geschäftsführung (Hr. Schmid und Hr. Dr. Hüttner) sowie Landrat Wolff umgegangen wird. So wird ihnen die langfristige Absicht unterstellt, der HKG das Wasser abzugraben, getunte Zahlen an die Gutachter gegeben zu haben, usw.

Ein derartiges tiefes Misstrauen ist mir unverständlich. Die Kliniken sind glücklicherweise in kommunaler Hand und die Geschäftsführung bekommt unabhängig von Gewinn oder Verlust ihr Gehalt, egal, ob die HKG verändert wird. Im Gegenteil, sie hätten ein deutlich stressfreieres Leben – zumindest aktuell – wenn sie alles so weiterlaufen ließen.

Auch das Verstärken von Angst in der Bevölkerung hinsichtlich der Notfallversorgung missfällt mir. Ich bin selbst einige Jahre als Notärztin tätig gewesen, im ländlichen Raum im Sauwald. Ich weiß, dass Leben und Tod in erster Linie von einer raschen Ersthelferversorgung abhängen. Da ist jeder von uns gefragt. Es kommt oft auf die ersten 5 Minuten an und danach auf die Stabilisierung durch Notarzt und Rettungskräfte und nicht davon, ob die Anfahrt in die Klinik einige Minuten länger oder kürzer dauert.

Ich appelliere dafür, sich heute nicht vor einer Entscheidung zu drücken. Auch eine neugewählte Regierung kann die Gegebenheiten nicht grundlegend ändern. Wir hätten hier sonst kein drittes Gutachten in Auftrag geben und dafür 120,000 Euro Steuergelder ausgeben müssen.

Bei allem Verständnis, welchen Schmerz, Kampfgeist und Wut der drohende Verlust der jetzigen HKG für viele bedeutet – stellen wir uns unserer Verantwortung! Und dem Machbaren – 24/7 Notfallversorgung klingt gut, nach kleinem Friedensangebot, aber ich bezweifele angesichts der geschilderten Ressourcen die Realisierbarkeit in dieser Form. Meines Erachtens hieße das mindestens acht (Fach-)Ärzte plus Pflegepersonal plus Fachkräfte in Radiologie und Labor. Lassen Sie uns keine neuen Enttäuschungen schaffen – auch, wenn ein derartiger Beschluss heute extrem schwerfällt.

Günter Burkhardt

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich befürchte, die heutige Entscheidung ist eine, bei der es keine gute Lösung gibt. Die Zerrissenheit hat man heute aus allen bisherigen Rednern herausgehört.

Auch in bin ein Kreisrat aus dem Oberen Filstal und setze mich wenig überraschend für den Erhalt der HKG ein. Ich tue das aber als Kreisrat für den ganzen Landkreis, weil ich glaube dass ansonsten ein tiefer Graben im Landkreis entstehen würde.

Wer sich, wie wir als Kreisräte nun insgesamt bis zu 10mal die Zahlen und Fakten der Gutachten und der Klinikleitung angehört hat, der kann nur zu einem Ergebnis kommen:

Die Klinik kann so nicht erhalten werden und muss geschlossen werden.

Und da sind auf der anderen Seite die Menschen der Raumschaft Geislingen und des Oberen Filstals, die sich Sorgen um ihre Gesundheit machen und die ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck bringen. Wer mit diesen Menschen spricht und sie ernst nimmt, der kann nur zu einem Ergebnis kommen:

Die Klinik muss unbedingt erhalten bleiben.

Also, könnte man denken, klarer Fall von Enthaltung. Aber so verstehe ich mein Amt als Kreisrat nicht. Die Menschen haben mich gewählt, dass ich nach Abwägung aller Argumente eine Entscheidung treffe und das werde ich tun.

Ich möchte an dieser Stelle aber noch einen Aspekt ansprechen, der mir sehr wichtig ist. Es hat mich teilweise geärgert und enttäuscht, wie sich die Diskussion in den letzten Wochen entwickelt hat.  Es ist wirklich beeindruckend und absolut positiv, wie sich eine ganze Region für den Erhalt ihrer Klinik einsetzt. Dabei wurden aber auch Unterstellungen gegenüber der Klinikleitung und dem Landrat gemacht, die jeglicher Grundlage entbehren. Dazu wurde in der Presse mit anonymen Aussagen gearbeitet, die nicht verifiziert werden konnten. Ich bedauere das sehr und wünsche mir, dass dadurch kein bleibender Schaden entsteht. Es ist nicht so, dass da nur Schurken arbeiten, um es mit den Worten unseres Ministerpräsidenten zu sagen.

Die Schuld für die schwierige Lage, in der wir uns hier im Raum alle gemeinsam befinden liegt nämlich nicht bei der Klinikleitung oder beim Landrat, sondern an einer verfehlten Gesundheitspolitik, die über Jahre hinweg im Bund gemacht wurde und die kleinen Kliniken keine Luft mehr zum Atmen lässt. Auf diesem Hintergrund finde ich es geradezu unverfroren, wenn Hermann Färber von der CDU zur Rettung der Klinik aufruft. Er sitzt seit 10 Jahren im Deutschen Bundestag und hat, wie übrigens auf Frau Bährens von der SPD, alle Gesetzesänderungen zum Nachteil der Kliniken unterstützt. Hätte Herr Färber seinen Job in Berlin gemacht und sich dort für uns eingesetzt, sähe es jetzt vielleicht anders aus.

Langer Rede kurzer Sinn. Wir stehen hier nun in unserem kleinen Landkreis Göppingen und müssen entscheiden was uns die große Politik vorzugeben scheint.

Ich kann dem Umwandlungskonzept nicht zustimmen, aber nicht weil ich die Klinikleitung und den Landrat für böswillig,  unfähig oder wortbrüchig halte.

Auch die Seriosität der Gutachten zweifle ich nicht an. Ich sehe die Gewichtung aber anders und nehme die Sorgen und Ängste der Bürger sehr ernst und werde deshalb für den Alternativ-Antrag stimmen, der die Klinik zunächst bis 2025 erhalten und weiter entwickeln will.

Meine Hoffnung ist, dass sich (auch) durch Corona und einen erhofften Politikwechsel in Berlin neue Perspektiven im Gesundheitswesen ergeben, und damit kleine Kliniken wieder eine echte Chance bekommen. Dass Gesundheit nicht nur aus Zahlen und Kostenpauschalen besteht, sondern dass sie wieder als das angesehen wird, was es ist, nämlich unser wichtigstes Gut.



Ulrike Haas

Verständigung über alle Sprachgrenzen hinweg- das ist Pfingsten…

Manche der Aussagen, die ich in den vergangenen Tagen und Wochen gehört habe, „die Politik“ habe gelogen, weise ich entschieden zurück:
1. Die AFK GmbH: Bei allen Berichten des Aufsichtsrats und der Geschäftsführer habe ich nie eine Garantie für die Helfensteinklinik gehört – wohl aber das stete Bemühen, zwei Standorte zu halten, wahrgenommen.
2. Kreistag: Auch wenn Sie, Herr Binder, stoisch etwas anderes behaupten: Eine Klinik zwei Standorte das haben wir hier im Kreistag nie beschlossen!
In den Grundsatz-Beschlüssen seit 2012 zum Neubau kommt die Helfensteinklinik nicht vor!
Im Beirat der Alb-Fils-Kliniken GmbH wird dann der Gesellschaftsvertrag angepasst, ein ganz normaler Vorgang, aber nachdem der Kreistag entschieden hat. Behauptungen helfen nicht weiter, aber werden gerne verbreitet.
Ja,
auch ich spüre die Last der Verantwortung. Ich wäre lieber bei den Demonstrantinnen und Demonstranten.
Aber ich möchte kein Siechtum und Ausbluten der HKG erleben, sondern ich will mich für eine realistische, gute Gesundheitsversorgung ambulant, interdisziplinär und vernetzt mit einem stationären Angebot.