Armin Grau (MdB): Perspektiven Grüner Gesundheitspolitik

„Deutschland hat den Weg zu einer modernen Gesundheitspolitik verpasst“, so der Grüne Bundestagsabgeordnete Professor Armin Grau bei einer Online-Veranstaltung der Grünen im Landkreis Göppingen zum Thema „Perspektiven Grüner Gesundheitspolitik“. Die scharfe sektorale Trennung von stationärer und ambulanter Versorgung werde den Aufgabenstellungen nicht gerecht, so dass die monetären Mittel und auch die vorhandenen Fachkräfte nicht effizient eingesetzt werden können. Schlüssel zu einer umfassenderen Versorgung der Bevölkerung könnten „Gesundheitsregionen“ sein, in denen die regionalen Versorger, niedergelassene Ärzte und Ärztinnen, Krankenhäuser, Therapeuten und Therapeutinnen ein Netzwerk bilden zur bestmöglichen Versorgung der Bevölkerung.  Hier gebe es auch ein neues Berufsfeld: Community health nurses können auf einen Sozialraum bezogene Präventions- und Gesundheitsangebote machen, Gesundheitslots*innen unterstützen den Genesungsprozess beim Übergang vom stationären in den ambulanten Bereich. Gleichzeitig muss das öffentliche Gesundheitswesen gestärkt werden, um mehr Prävention zu ermöglichen.

Die Finanzierung von Krankenhäusern darf nach Auffassung des Grünen Gesundheitspolitikers nicht ausschließlich auf Fallpauschalen beruhen. Erlösunabhängige Vorhaltepauschalen nach einem bestimmten Schlüssel würden der Pflicht zur Daseinsvorsorge gerecht und  es den Ärzt*innen erlauben, mehr nach den Bedürfnissen der einzelnen Kranken  zu urteilen, anstatt zu überlegen: „Was bringt der Patient ein – Was ist die profitabelste Liegezeit?“ Die Diagnosebezogene Fallgruppen (DRGs) müssten transformiert werden, so dass nicht ökonomischer Druck auf die ärztliche Beurteilung ausgeübt wird. Gleichzeitig gelte es, die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verbessern, den Pflegeschlüssel zu verändern, Stress abzubauen. 1,25 Millionen ausgebildete Pflegekräfte mittleren Alters sind nicht in ihrem Beruf tätig. 88% von ihnen würden Umfragen zufolge prinzipiell in den Beruf zurückkehren, wenn die Bedingungen stimmten.

Krankenhäuser, die nicht mehr für die stationäre Versorgung gebraucht werden und eine Rund-um die Uhr-Versorgung schon aus Personalmangel nicht stemmen können, sollen umgewidmet und weiterentwickelt werden in Richtung eines erweiterten ambulanten Angebots in Gesundheitszentren, die aber möglichst in öffentlicher Hand sein sollen und nicht hauptsächlich profitorientiert arbeiten.