Haushaltsrede der grünen Fraktion in Süßen (A. Kuhn) November 22, 2022Dezember 30, 2022 Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, vor drei Jahren waren wir in der Ukraine im Urlaub. Da konnte man problemlos mit der Bahnhinfahren – so nah ist uns dieses Land. Einen russischen Angriffskrieg konnte sich von unskeiner vorstellen, obwohl schon damals im Osten der Ukraine ein Stellungskrieg geführt wurdeund es gab in jeder Stadt Rekrutierungsbüros und Fotos von gefallenen Soldaten.„Krise ist der neue Normalzustand“ – so erleben wir die aktuelle Situation. Das widersprichtdem eigentlichen Wortsinn von „Krise“, weil Krisen ja eigentlich vorübergehen sollten.Manche Krisen haben tatsächlich Wendepunkte, Corona ebbt ab, die Gasspeicher sind voll, dieStrom- und Gaspreise an der Börse fallen schon wieder. Aber manch andere Krisen stehen unsnoch bevor: Zusammenhalt und ChancengleichheitSo geht im sozialen Bereich die Schere zwischen arm und reich immer weiter auf. DieSchlangen vor den Tafelläden wachsen und die Wohlfahrtsverbände werden von Ratsuchendenüberlaufen. Diese persönlichen Notsituationen führen bei vielen Menschen zu Verzweiflungund Politikverdrossenheit und eine Wut auf die da oben, wer immer das auch ist.Wir müssen in der Krise daher v.a. auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.Da fallen uns auch in Süßen konkrete Dinge ein, z.B.: – sorgen wir dafür, dass günstige städtische Wohnungen erhalten werden und neueMietwohnungen entstehen, z.B. durch verdichtete Bebauungspläne undQuotenvorgaben für Mietwohnungen bei Investoren. – sorgen wir für eine aktivere Unterstützung der Vereine. Vereine fühlen sich bei derStadtverwaltung manchmal wie Bittsteller und dabei sollten die Vereine doch eigentlichals Kunden behandelt werden! Unsere Vereine leisten Integrationsarbeit, bringen Kinderund Jugendliche aller Schichten zusammen und tragen in Süßen ganz entscheidend zudem gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. In dem Zusammenhang war es toll, dass esdieses Jahr wieder ein richtiges Stadtfest gab. – Und wir müssen Chancengleichheit bei der Bildung schaffen. Dazu gehört z.B. auch dieSprachförderung in den Kindergärten. Hier freuen wir uns, dass eines der Programmevom Bund zumindest bis Mitte 2023 verlängert wurde und wir erwarten, dass sich Bundund Land auf eine dauerhafte Lösung einigen werden. Zur Chancengleichheit gehörendie Ganztagesangebote der Schulen, günstige Gebühren für Kindergärten und z.B. auchein günstiges und qualitativ gutes Mittagessen in den Einrichtungen. SchulneubauDamit sind wir bei den Süßener Schulen: Als grüne Fraktion freuen wir uns sehr über denSchulneubau in der Bizet. Derzeit ist die Baustelle schon in vollem Gange und Presslufthämmerund Bagger vor den Klassenzimmern sind eine große Belastung für den Schulbetrieb.Wir hoffen, dass mit dem Neubau die beiden Schulen noch besser zusammenwachsen.Langfristig streben wir mit der Gemeinschaftsschule eine gymnasiale Oberstufe mit Abitur an.Die Stadtverwaltung und die Schule sollte hier bereits jetzt alles dafür vorsehen. Änderung der SchulbezirkeEin weniger erfreuliches Thema ist die Änderung der Schulbezirke in den Rabenwiesen. DieEntscheidung war auch aus unserer Sicht nachvollziehbar. Gefehlt haben aber frühzeitige undmit allen Beteiligten abgesprochene Informationen für die Eltern. Wir unterstützen deshalbden dringenden Wunsch der Eltern nach einem Informationsabend und bitten die Verwaltungund das Schulamt, hier einen Termin anzubieten. Demokratie bedeutet auch die Pflicht, dassEntscheidungen erklärt und Informationsbedürfnisse ernst genommen werden.Und wir haben den Antrag gestellt, Geld für die Busfahrten der Grundschulkinder bereit zustellen. Wir bitten die Verwaltung hier aktiv zu werden und Verantwortung nicht auf Schulamtoder den Landkreis abzuschieben. Klimakrise, EnergieAm Wochenende ist ein frustrierender Klimagipfel in Ägypten zu Ende gegangen. Bei derKlimakrise sieht es immer mehr nach einer katastrophalen Entwicklung aus. Auch inDeutschland blockieren manche Parteien seit Jahren vernünftige Maßnahmen und fordern stattmehr Klimaschutz lieber härtere Strafen für junge Klimaschützer.In Süßen geben wir die Hoffnung nicht auf. Wir finden von drei Fraktionen Anträge imHaushaltsplan, die mehr für den Klimaschutz fordern. Gute Anträge der AFW/FDP zu mehrGrün und Bewässerung in der Stadt, von der SPD zu Stadtbäumen und Radverkehr und dieAnträge von uns Grünen und der AFW/FDP zur Fotovoltaik. Für die Kultur- und Sporthallehaben wir einen konkreten Antrag für eine räumlich und technisch passende Solaranlagegestellt. Hoffnung gibt es auch durch die fast 1 Mio. Euro, die nun für die PV-Anlagen in derBizet vorgesehen sind. Schade nur, dass es fast immer erst Katastrophen und Krisen braucht,bevor man so richtig in die Gänge kommt. NotfallpläneDas gilt auch für manches im Bereich Notfallpläne und Maßnahmen bei z.B. längerenStromausfällen. Gut, dass zumindest für die Verwaltung jetzt Stromaggregate beschafft werdenund man diese auch konkret testet.Was passiert aber z.B. mit der Wasserversorgung bei Stromausfall? Und dazu gehört auch dieFrage, wie gut ist unsere Wasserversorgung eigentlich bei häufigeren und längerenDürreperioden aufgestellt? Ist das Absinken der Grundwasserpegel auch bei der SüßenerPumpstation auf den Auen erkennbar? Wir müssen diese Themen intensiv bei unseremWasserversorgungsverband ansprechen. IKG AuenBei der Frage von Versickerungsflächen und Grundwasser kommt man schnell zum geplantenGewerbegebiet auf den Auen. Angesichts der Gutachten und der wirtschaftlichen Entwicklungverstehen wir nicht, dass im Haushaltsplan 2023 wieder viel Geld für den Zweckverband und fürBeratungsbüros eingeplant wird. Und wenn wir den Antrag der AFW/FDP zu Klimaschutz in derStadt ernst nehmen, dann können wir nicht gleichzeitig Planungen anstreben, mit denen unsacht Hektar Grünfläche und Versickerungsfläche am Stadtrand verloren gehen. Aber wir sindguter Hoffnung, dass wir in Süßen doch noch die richtige Richtung einschlagen. Dank und SchlussAbschließend möchten wir uns als grüne Fraktion bei Frau Kämmerin Schömbucher und ihremTeam bedanken. Ein weiteres herzliches Dankeschön geht an unseren Bürgermeister HerrnKersting. Wir danken Frau Just und Herrn Janositz und allen Mitarbeiterinnen der Stadt. DenKolleginnen und Kollegen im Gemeinderat danken wir für den freundlichen Umgang und diegute Zusammenarbeit. Und vielen Dank an alle, die sich in und für Süßen engagieren, sei es inGeschäften und Firmen, bei der Altenpflege, im Kindergarten, in Schulen oder in den Kirchenund den Vereinen!