15 JAHRE ELTERNGELD: Erfolge ja – aber Karrieren von Müttern immer noch behindert, Hausarbeit und Kinderbetreuung durch Väter kaum verbessert

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zieht folgendes Fazit:

„Die Einführung des Elterngeldes vor 15 Jahren war ein wichtiger Schritt hin zu einer progressiveren Familienpolitik, die eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen und eine stärkere partnerschaftliche Aufteilung der Sorge-, Haus- und Erwerbsarbeit anstrebte. Seit seiner Einführung hat sich der Bezug von Elterngeld durch Väter mehr als verdoppelt. Gleichzeitig nutzt aber mehr als jedes zweite Paar die Partnermonate überhaupt nicht. Von jenen, die sie beanspruchen, beziehen drei von vier Vätern zwei Monate Elterngeld, größtenteils zeitgleich mit der Partnerin.

Trotz der starken Zunahme in der Nutzung des Elterngeldes durch Väter zeigen sich kaum Zuwächse in ihrer Beteiligung an der Kinderbetreuung und Hausarbeit. Eine weniger ungleiche Arbeitsteilung lässt sich nur bei den Paaren beobachten, in denen der Elterngeldbezug von Vätern über die beiden „Vätermonate“ hinausgeht. Dies trifft allerdings nur auf zehn Prozent aller Paare zu.

In Verbindung mit anderen politischen Maßnahmen, etwa zur Verbesserung der Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur und der Situation von Eltern am Arbeitsmarkt, hat das Elterngeld zu einer größeren Erwerbsbeteiligung von Müttern auch kleiner Kinder geführt. Trotzdem erfahren Mütter nach der Elternzeit Rückgänge im Berufsprestige. Dagegen zeigen sich bei Vätern – auch nach längeren Elternzeiten – eher Anstiege.

Weiterentwicklungen des Elterngeldes, etwa durch das ElterngeldPlus und Partnerschaftsmonate, haben die gleichstellungspolitische Ausrichtung des Elterngeldes zwar verstärkt. Dennoch sind in der zeitlichen Betrachtung kaum Veränderungen in der Aufteilung der Familienarbeit zu beobachten. Karriereverläufe von Müttern und Vätern nach der Geburt verlaufen weiterhin sehr unterschiedlich.

Dass traditionellere Geschlechterrollen fortbestehen, könnte auch daran liegen, dass andere familienpolitische Maßnahmen, etwa das Ehegattensplitting, den Zielen des Elterngeldes noch entgegenstehen. Wenn es ein familienpolitisches Ziel ist, Väter mehr in die Familienarbeit einzubinden und für Mütter bessere Bedingungen für eine erfolgreiche Karriere zu schaffen, sollten dafür weitere familienpolitische Anreize gesetzt werden. Die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Erweiterung des Elterngeldes um einen Monat für das zweite Elternteil sowie die zweiwöchige bezahlte Freistellung für Väter nach der Geburt sind dabei wichtige Ansätze.

Darüber hinaus könnte eine paritätische Verteilung der Elterngeldmonate attraktiver werden, beispielsweise durch Einkommensersatzleistungen, die höher ausfallen, je paritätischer die Aufteilung der Elterngeldbezüge erfolgt. Anreize für eine paritätische Aufteilung der Erwerbsarbeit könnten auch mit einer Familienarbeitszeit gesetzt werden.“

hier der link zum vollständigen Bericht:

15-Jahre-Elterngeld-Erfolge-aber-noch-Handlungsbedarf.pdf (bund.de)