Besuch der Biogasanlage in GP-Faurndau

Am vergangenen Samstag hat der OV Uhingen zur Besichtigung der Biogasanlage in Göppingen-Faurndau bei Martin Bareis eingeladen.

Bei Minusgraden und leichtem Schneefall trafen um 14.30 Uhr standesgemäß korrekt, fast alle mit E-Antrieb auf dem großzügigen Gelände ein. Martin Bareis hieß die 15-köpfige Gruppe herzlich willkommen und wir durften gleich den großzügigen Freilaufstall für die Mastrinder sehen. Die neugierigen Kühe beobachteten unseren Besuch ganz genau. Sie bleiben ca. 2 Jahre auf dem Hof zur Aufzucht und werden mit hofeigenem Futter gefüttert. Die Gülle der Rinder ist ein wesentlicher Rohstofflieferant für die Biogasanlage und macht ein Drittel der Menge aus, die in die Biogasanlage eingebracht wird.

Lustige Anekdote zu den Tieren: es gab bereits Beschwerden beim Veterinäramt, dass die Tiere im Freilaufstall doch frieren würden! Die Entfremdung mancher Menschen von der Natur ist manchmal irritierend.

Dann ging es weiter zu den Gärbehältern und den Flachsilos mit der Biomasse (Grassilage, Maissilage, Triticalesilage). 2/3 des eingesetzten Substrats bestehen aus dieser Biomasse + das eine Drittel Gülle.

In den Behältern werden bei einer Prozesstemperatur von 52° Celsius mithilfe von anaeroben Archebakterien die Nährstoffe aus der eingebrachten Biomasse zersetzt. Dabei entsteht das gewünschte Biogas, eine Mischung aus Methan und Kohlendioxid. Dieses wird dann in Blockheizkraftwerken zu Strom umgewandelt. Die flüssigen Gärreste werden von Martin und benachbarten Landwirten auf die Felder als organischer Dünger ausgebracht.

Die, beim Betrieb der Blockheizkraftwerke entstehende Abwärme, wird vollständig genutzt. Zum einen über eine Fernwärmeleitung an das Schloss Filseck, dann für das eigene Haus und zusätzlich für die Schnelltrocknung von Brennholz. Da geht nichts verloren.

Zu Beginn des Betriebs hat Martin mit zwei Motoren à 250 kW Grundlast-Strom erzeugt. Durch die Flexibilisierung des Strommarktes erzeugt die Anlage inzwischen hauptsächlich Spitzenlast-Strom. Hierfür wurde ein weiteres Mal groß investiert in ein Blockheizkraftwerk mit 900 kW Leistung. Inzwischen hat die Anlage eine Gesamtleistung von 1,4 Megawatt und produziert 4,3 Mio. kWh pro Jahr.

Zusätzlich sind auf den Gebäudedächern noch 60 kWp von mehreren PV-Anlagen zur Stromeinspeisung installiert, sowie für den Eigenverbrauch weitere Module.

Wir konnten mit Martin viele Fragen und Ideen rund um die erneuerbaren Energien austauschen und bekamen kompetent dargestellt viele neue Informationen übermittelt. So wird z. B. in Türkheim in der Biogasanlage hygienisierter Biomüll aus Privathaushalten als Biomasse eingebracht. Unverständlicherweise sind die blauen Sammelbeutel des Landkreises Göppingen nicht biologisch abbaubar, sodass mit den Gärresten Plastikschnipsel auf den Feldern landen. Pferdemist wäre für die Biogasanlage grundsätzlich auch geeignet, leider befindet sich darin aber oft störender Müll, der die empfindlichen Geräte beschädigen kann.

Wir trotzten alle gemeinsam der Kälte und wurden mit heißem Kaffee und Nusszopf belohnt. Vielen lieben Dank an Frau Bareis und Martin für die Bewirtung.

Martin ist froh, die Entscheidung getroffen zu haben, auszusiedeln und in die Biogasanlage investiert zu haben. So hoffnungsvoll er gestartet ist, so skeptisch blickt er inzwischen auf den viel zu langsamen Ausbau der erneuerbaren Energien und die vielen unberechtigten Vorbehalte gegen die Energiewende.

Wir konnten uns ein umfassendes Bild machen, wie so eine Anlage funktioniert. Wie viel Arbeit und Mut zur Investition hinter diesem Betrieb stehen. Es ist klar geworden, dass Biogasanlagen ein wichtiger Bestandteil zur Energiesicherheit in der Energiewende sind. Wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint, alle Speicher leer sind, kommt der Strom von hier. Das ist keine ideologisch ausgedachte Vision, sondern greifbare bereits umgesetzte Realität, seit mehr als 15 Jahren.

Wir bedanken uns herzlichst bei Martin für die tolle Führung und den tollen Austausch. Er hat uns viel Neues nähergebracht und uns motiviert, weiterhin für die Energiewende unser Bestes zu geben.