Viele Fragen an den Antisemitismusbeauftragten

Aufnahme: Lilith Kuhn

Am 30. April waren die Gemeinderät*innen aus Süßen zu einer besonderen Veranstaltung des Schulverbundes eingeladen. Im Rahmen des Prädikats „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ kam der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg Dr. Michael Blume in die Kulturhalle, um den 9.- und 10.-Klässler*innen in Süßen Rede und Antwort zu stehen. Die Schüler*innen beeindruckten mit mutigen und vielfältigen Fragen und bekamen auch auf brisante Fragen zum Nahost-Konflikt differenzierte und klare Antworten. Besonders deutlich wurde, wie tief Antisemitismus mit Verschwörungsmythen und sozialen Medien verbunden ist. Der Fokus des Referenten lag nicht auf der deutschen Geschichte, sondern auf der Gegenwart bei TikTok und allen Formen von Diskriminierung. Auch hinsichtlich klassischer Medien fand er deutliche Worte: Wenn zum Beispiel nicht über tägliche Femizide berichtet wird, sondern Brennpunkte verstärkt bei Taten von Menschen nicht-deutscher Herkunft gesendet werden, prägt das natürlich die öffentliche Meinung und fördert Rassismus. Anstatt nur mit dem Finger auf andere zu zeigen, sagte er jedoch deutlich: Courage beginnt mit einem selbstkritischen Blick auf sich selbst. Auf die Frage einer Schülerin nach konkreten Handlungsoptionen motivierte Herr Blume die jungen Menschen, nicht nur passiv Medien zu nutzen, sondern selbst zum Beispiel mit einem Podcast aktiv Medien und Wissen zu produzieren. Dies fördert eine differenzierte Auseinandersetzung mit Informationen. Der Applaus der Jugendlichen zeigte, dass der Referent diese in ihrer Alltagsrealität erreichen konnte. Die Veranstaltung machte Hoffnung, dass trotz radikaler Filterblasen und dem Erstarken rechtsextremer Kräfte auch bei jungen Menschen die Sehnsucht nach einem solidarischen und friedlichen Zusammenleben über Hass und Ausgrenzung steht. Nun gilt es, dieser Sehnsucht auch bei uns vor Ort den notwendigen Raum zu geben. Die Veranstaltung zeigte einmal mehr die Relevanz von politischer Bildung und offenen Gesprächsräumen in politisch schwierigen Zeiten. Schön, dass die Süßener Schulen hier aktiv sind!