Um Menschen vor Gesundheitsgefahren durch Verkehrslärm zu schützen, hat die EU die Kommunen verpflichtet, alle 5 Jahre den Lärm zu ermitteln und Schutzmaßnahmen abzuleiten. Dabei kommt es auf die Fahrzeugmenge an, für welche Straßen dies notwendig ist. In Rechberghausen ist die Bundesstraße (Lorcher-/Bahnhofstraße) betroffen. Darüber hinaus hat die Gemeinde die beiden Kreisstraßen vom Fachbüro Modus Consult freiwillig untersuchen lassen (Faurndauer Str., Ziegelstr./Wagener Str.). Auf allen 3 Straßen sind viele Anwohner sowohl tagsüber als auch nachts belastet.
Der Entwurf wurde im Gemeinderat mit Maßnahmenvorschlägen vorgestellt und dann öffentlich ausgelegt, damit Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit hatten, sich zu beteiligen. In der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde nun über den Lärmschutzaktionsplan und das Maßnahmenpaket abgestimmt.
Zur Abstimmung standen der Antrag auf lärmmindernde Fahrbahnläge auf den Kreisstraßen. Dem hat das Gremium zugestimmt. Wir befürworten, dass die Sanierung in naher Zukunft erfolgt, da durch den schlechten Straßenzustand die Anwohner über die Maßen belastet werden.
Der zweite Maßnahmenvorschlag der Verkehrsexperten umfasste Tempo 30 auf den Kreisstraßen entlang der belasteten Häuser. Die ermittelten Auslösewerte sind hierbei so hoch, dass die Verkehrsbehörde bei einem Antrag auf Temporeduzierung kein Ermessensspielraum für eine Ablehnung hätte. Trotz unserer intensiven Apelle, den Gesundheitsschutz der Betroffenen ernst zu nehmen, lehnte der Rat mit deutlicher Mehrheit das Tempo 30 tagsüber ab. Lieber wollte man nochmal eine Periode abwarten (also weitere 5 Jahre), wie sich der Verkehr und die Lärmauswirkung so entwickelt.
Sehr befremdlich empfanden wir die prinzipielle Infragestellung der Methoden des Lärmaktionsplanes. Auch wenn es an manchen Details durchaus zurecht Kritik gab, fanden wir die Grundstimmung gegenüber den Verkehrsexperten unangebracht. Obwohl es für die Ermittlung für die Behörden einheitliche Vorgaben gibt, welche zwingende Voraussetzungen für die Wirksamkeit und Erfolgssausicht der Anträge an die Verkehrsbehörde darstellen, wird die Diskussion alle 5 Jahren mit gleichlautenden Argumenten hinterlegt, wie „es wird ja nur gemessen und nicht gerechnet“ oder „meistens stehen die Autos doch im Stau“. Wir distanzieren uns hiervon ausdrücklich. Diese Argumentation bringt uns vor Ort in der Sache nicht weiter. Wir Rechberghäuser Gemeinderätinnen von Bündnis90/Die Grünen haben uns mit Tempo 30 auch tagsüber für weitergehende Maßnahmen mit der Zielsetzung „Verbesserung von Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen“ ausgesprochen und eingesetzt.
Ja – Tempo 30 ist nicht das „Allheilmittel“, jedoch bringt es neben weniger Verkehrslärm auch deutliche Vorteile für die Sicherheit und gerade für die Lebensqualität der Anwohner. Andere Kommunen, auch in direkter Nachbarschaft im Schurwald, haben die Gesundheitsgefahren durch Verkehrslärm stärker priorisiert als die Mehrheit des Rechberghäuser Gremiums in der letzten Sitzung. Wir sehen in dem Beschluss eine vertane Chance.
Lediglich das Tempo 30 für die Nacht wird beantragt. Zumindest etwas!
Ihre Gemeinderätinnen von Bündnis 90/Die Grünen
Sieglinde May und Simone Göser