08 Bad Boll: Inklusion

Schub für gemeinsames Lernen in Bad Boll: Klasse mit Grundschülern und Förderbedarf-Schüler startet im Herbst – Gute Voraussetzungen

Autor: JÜRGEN SCHÄFER | NWZ 08.05.2010

Bad Boll geht neue Wege der Integration: Im Herbst startet eine gemeinsame Klasse von Grundschülern und Schülern mit Förderbedarf.

Bad Boll. Das gemeinsame Lernen gehört in Bad Boll schon zum Alltag. Dort gibt es längst ein nachbarschaftliches Miteinander der Heinrich-Schickhardt-Schule, der Förderschule und einer Außenklasse der Bodelschwingh-Schule. Alle sind miteinander in Kontakt, haben vielfältige Berührungen und den Rückenwind von der Schulpädagogik. Ansporn für weitere Forschritte gibt eine UN-Konvention, die das gemeinsame Lernen – ohne Ausgrenzung – zu einem Menschenrecht erhebt.

Vor diesem Hintergrund setzen die Schulleiter der Schickhardt-Schule und der Blumhardt-Förderschule einen Meilenstein: sie wollen im nächsten Schuljahr eine Klasse mit etwa 16, 17 Schülern bilden, die zu einem Drittel Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufnimmt. Dafür ergaben sich günstige Umstände. Die Zahl der künftigen Abc-Schützen in Bad Boll lässt eine kleine dritte Klasse zu, und die Förderschule hat in ihrer jetzigen Förderklasse die Anwärter für die gemeinsame Klasse. Dies erläuterte der Leiter der Blumhardt-Förderschule, Matthias Bäuerle, im Gemeinderat Bad Boll, wo es viel Lob für diese Initiative gab.

Ganz wichtig dabei: Die Bereitschaft von Eltern, ihre Kinder in einen gemeinsamen Unterricht mit weniger begabten Schüler zu schicken, ist groß. Die Eltern wurden gefragt, und die ganz große Mehrheit gab ihre Zustimmung. „Das hat unsere Erwartungen übertroffen“, strahlt Bäuerle. Zu den „sehr positiven Rahmenbedingungen“ gehört auch, dass die Förderschule einen Klassenraum frei hat, weil im nächsten Schuljahr keine Förderklasse zustande kommen.

Die künftige 1c von Bad Boll wird zwei Lehrer haben, einen von der Grundschule und einen von der Förderschule. Beide werden gemeinsam Unterricht halten. „Team-teaching“ nennt man das, und für die Förderschule ist das nichts Neues. „Wir machen das, wenn wir unterschiedliche Gruppen haben“, sagt Bäuerle. Die Lehrer stehen nicht beide vorn, sondern kümmern sich um Gruppen und einzelne Schützlinge. Bei der gemeinsamen Klasse 1c soll es nicht bleiben. Das Modell ist auf zwei Jahre angelegt, dann wird man weitersehen.

„Ganz wichtig“ findet Bürgermeister Hans-Rudi Bührle die Initiative, die zur Kooperation der Bad Boller Schulen glänzend passe. Gemeinderätin Dorothee Kraus- Prause kann bestätigen, dass das Projekt gut angelegt ist. Sie kenne die Eltern eines der Kinder, und die freuten sich schon. Ihr Lob: „Ein ganz tolles Konzept.“

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