20.02.13 Industriestrompreis

Leserbrief von Rüdiger Höwler, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Kreis Göppingen, vom 20. Februar 2013

Wieder falsche Zahlen und Behauptungen

Angeblich kehren stromintensive Unternehmen wegen explodierender Strompreise Deutschland bald den Rücken zu. So würden diese Unternehmen heute 40% mehr für Strom bezahlen als noch 2007 und ebenfalls 40% mehr als in Frankreich oder in den Niederlanden. Als Folge sei eine Massenabwanderung zu befürchten, wenn nicht in Sachen Energiewende umgehend die Reißleine gezogen würde.

All diese Behauptungen fallen wie ein Kartenhaus in sich zusammen, wenn man sich die Tabellen für die Strompreise bei EuroStat ansieht. Der mittlere Industriestrompreis betrug 2012 pro kWh 8,95 ct. Im Jahr 2007 waren es 9,46 ct. Das ergibt eine Preissenkung von 5,4%. Dies ist vor allem auf die sinkenden Strombörsenpreise zurückzuführen. Aber auch auf die Ausweitungen der Befreiungen von der EEG-Umlage und der Netzentgelte. Investitionen in Energieeffizienz sind so völlig unattraktiv.

Für mittelständische Unternehmen, die viel Strom verbrauchen aber nicht als „energieintensiv“ gelten, sieht die Lage ganz anders aus. Die subventionieren gewissermaßen ihre Konkurrenz über die EEG-Umlage und zahlen bis zu 35% mehr als noch 2007. Dies dank der konzernfreundlichen und mittelstandsfeindlichen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.

Im Vergleich zu Frankreich und den Niederlanden ist unser (privilegierter) Industriestrom heute tatsächlich etwa 10% teurer. Aber in 2007 war er sogar um 75% teurer als in Frankreich. Im EU27 Ländervergleich liegen wir um etwa 8,3% unterhalb des europäischen Mittels.

Somit sollten alle Leser den Inhalt des Zeitungsartikels aus ihren Köpfen löschen. Leider geht das nicht, weil immer etwas hängen bleibt. So macht es auch weiterhin Sinn, Unwahrheiten zu verbreiten, wenn es dem eigenen Vorteil dient.

Übrigens: Die Tabellen von EuroStat (europäisches Äquivalent zum Statistischen Bundesamt) kann jeder online einsehen.

Rüdiger Höwler
Rechberghausen

Quelle
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&plugin=1&language=de&pcode=ten00114

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Der Leserbrief bezieht sich auf:

„Industrie-Studie warnt vor Abwanderung stromintensiver Firmen“ in der NWZ vom 19. Februar 2013