Geislingen.  Nur kritische Fragen stellten die Diskussionsteilnehmer bei der Bürgerversammlung, die am Mittwoch zum geplanten Geislinger Einkaufszentrum Nel Mezzo stattfand. Fast 120 Zuhörer waren dazugekommen.

Fast zweieinhalb Stunden lang ging es am Mittwochabend bei einer gut besuchten Bürgerversammlung erneut um das Einkaufszentrum Nel Mezzo. Oberbürgermeister Wolfgang Amann erläuterte kurz, welch hohen Stellenwert aus seiner Sicht zentrumsnaher Handel für eine lebendige Innenstadt hat. In wenigen Worten nannte Architekt Klaus von Bock die Grundzüge seiner Planung, er nimmt für sich eine qualitätsvolle Gestaltung des Nel Mezzo in Anspruch und betonte das gute Miteinander mit dem Investor Ten Brinke. Als dessen Vertreter war Diplomingenieur Heinz-Günter Lang anwesend. Eine Dreiviertelstunde lang erläuterte Nina Späth vom Planungsbüro Fischer den Bebauungsplan – die Änderungen zum ersten Entwurf und die Inhalte und Folgerungen aus fünf Gutachten (Wasserrecht, Artenschutz, GMA-Gutachten, Verkehrs- und Lärmgutachten).

Im Zentrum stand die gut einstündige Diskussion. Mitglieder der Bürgerinitiative gegen die Bebauung des Sportplatzes hatten einen Fragenkatalog aufgelistet, den sie quasi in verteilten Rollen zur Sprache brachten.

Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten:

FRAGE zum Eigentümer: Wem wird das Nel Mezzo gehören?
ANTWORT LANG: Ten Brinke, dieses Unternehmen wird für das Nel Mezzo eine eigene Gesellschaft gründen.

Was passiert bei Leerständen?
LANG: Das ist mittelfristig kein Thema. Denn die Mietverträge sind mit solventen Mietern auf mindestens zehn Jahre abgeschlossen.

Mit welchen Gewerbesteuereinnahmen rechnet die Stadt?
OB AMANN: Gewerbesteuereinnahmen unterliegen der Schweigepflicht. Zum Vergleich: Das Kaufland "ist einer der Gewerbesteuerzahler, von denen sich die Stadt viele weitere wünscht."

Zum Anlieferverkehr: Den Gebauer-Lebensmittelmarkt in der Heidenheimer Straße steuern pro Tag bis zu 15 Lkw an. Der Markt ist nur halb so groß wie die Lebensmittler im Nel Mezzo. Dort aber ist von nur drei Lkw pro Tag die Rede.
LANG: Die Angaben stammen von den Lebensmittlern. Deren Logistik hat sich verändert. Ausgegangen wird im Verkehrs- und Lärmgutachten von drei großen Lkw plus sieben kleineren Transportern im Durchschnitt pro Tag für das komplette Nel Mezzo.
OB AMANN: Man möge nicht vergessen, dass die Zahl der Transporte zum Nel Mezzo "überschaubar" sei angesichts der B 10 mit ihren 30 000 Fahrzeugen pro Tag.

Wie kann es die Stadt verantworten, die Bäume auf dem Städtischen Sportplatz zu fällen? Welche Ausgleichsmaßnahmen sind geplant?
OB AMANN: Bei den sieben großen Bäumen handelt es sich um Pappeln. Sie sind nicht standorttypisch, schnell wachsend, werden maximal 70 Jahre alt – und stellten bereits durch abbrechende Äste ein Sicherheitsrisiko dar. Jüngst hat die Stadt im Zug der Umgestaltung am Sternplatz 100 Bäume gepflanzt, weitere in der Karlstraße und beim ZOB – dort stand vorher kein Baum.

Im ersten Entwurf für das Nel Mezzo war ein Kinderspielplatz vorgesehen, unter Einbeziehung des angrenzenden Staudinger-Geländes. Der Kinderspielplatz fehlt nun. Ein früherer Kinderspielplatz am Sportplatz wurde schon demontiert.
OB AMANN: Der frühere Spielplatz wurde nicht genutzt. "Dort gab es keinen Spieldruck."
LANG: Es stimmt. Der geplante Spielplatz fällt weg, die Ausweitung des Nel Mezzo auf das Staudinger-Gelände ist nicht mehr geplant.

Auch eine Lärmschutzwand als "Klagemauer" gab es im ersten Entwurf nicht.
ARCHITEKT VON BOCK: Die Lärmschutzwand wird begrünt und enthält transparente Elemente.

Wird das Dach begrünt?
VON BOCK: Nein, die Dachflächen werden komplett für Fotovoltaik genutzt.

Das Wohnhaus der Familie Wachter (zur Albwerkstraße hin) ist am stärksten betroffen von der Anlieferung und dem Parkdeck. Es ist nur noch halb so viel wert, es werden sich keine Mieter mehr finden.
OB AMANN: Eine Betroffenheit steht außer Frage. Nicht abwegig ist es, dass gerade diese Lage direkt neben einem Einkaufszentrum solche Wohnungen für ältere Menschen attraktiv macht.

Bereits jetzt stehen im Fußgängerzonenbereich der Oberen Stadt sieben Läden leer, es gibt dort 15 Bekleidungsgeschäfte. Ein Nel Mezzo ist deshalb unnötig und für die bestehenden Geschäfte ruinös.
OB AMANN: Er bezweifelt die genannten Zahlen.
GMA-GUTACHTER GERHARD BECK: Man darf nicht tatenlos zuschauen, wie Ulm und Göppingen riesige neue Einkaufszentren bauen und damit Kaufkraft abziehen. Die Planung des Nel Mezzo hat eine verträgliche Größe und ist Ergebnis von Marktuntersuchungen für jedes einzelne Sortiment.

Zum Namen: Wird das Einkaufszentrum den ausländischen Namen Nel Mezzo behalten?
LANG: Ja, der italienische Name, der "In der Mitte" bedeutet, passt. "Nel Mezzo" ist bereits so bekannt, dass es dumm wäre, den Namen zu ändern.

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