05 Elektromobilität und Zulieferindustrie

Wandel nicht verschlafen

Autor: pm | NWZ 05.05.2010

Göppingen.  Dem Fahrzeugmarkt steht der größte Strukturwandel seiner Geschichte bevor. Dem Elektroauto gehört die Zukunft. Für die Zuliefererindustrie in der Region ergeben sich Chancen, aber auch Gefahren.
  
Auf die Region Stuttgart als Geburts- und Kernregion der Automobilindustrie wird sich der Wandel hin zu elektrischer Antriebstechnik auswirken. Dies war Kernthema des 3. Göppinger Produktionsforums, das die Kreissparkasse Göppingen gemeinsam mit dem Kompetenznetzwerk Mechatronik, der IHK und der Wirtschaftsförderung des Landkreis Göppingen organisiert hatte. In insgesamt vier Vorträgen wurde das Thema Elektromobilität vom Standpunkt der Produktionstechnik beleuchtet.
  
Thematisiert wurde beispielsweise der Weltfahrzeugmarkt, der aus europäischer Sicht als gesättigt angesehen wird. Doch in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) ist der Fahrzeugmarkt noch immer ein Wachstumsmarkt. Experten gehen davon aus, dass sich die Anzahl aller auf der Welt fahrenden Fahrzeuge mindestens verdoppeln wird – mit entsprechenden Folgen für den Ölpreis.
  
Das elektrisch angetriebene Fahrzeug wird deswegen auf jeden Fall kommen, darin waren sich alle Referenten einig. Die nur endlich vorhandenen Ölreserven machen diesen Wechsel vorhersehbar. Ein Handlungsbedarf ist zwar vorhanden, der aber sehr viel weniger dringend ist, wie wir alle denken. Aktuell vorgestellte Prognosen sehen den Anteil von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen bei etwa zehn Prozent im Jahr 2020.
  
Beispielsweise rechnet Dr. Schmidt-Sandte von der Robert Bosch GmbH weiter mit einer Dominanz der Verbrennungsmotoren in den nächsten 20 Jahren. Im Nutzfahrzeugbereich wird diese Dominanz sogar noch länger vorhalten. Immer wieder wurden die Referenten auch gefragt, ob Deutschland den Trend Elektromobilität und Hybridisierung des Fahrzeugs verschlafen hat. Einheitlich haben alle Referenten diese Frage mit einem Jein beantwortet.
  
Zwar haben die Hersteller nur wenig Mittel auf die Entwicklung von elektrischen Antrieben gesetzt. Dafür wurden die bestehenden Technologien so weit optimiert, dass, nach einem Beispiel von Prof. Dr. Willi Diez, heutige Dieselfahrzeuge gegenüber vergleichbaren Hybridfahrzeugen bessere Verbrauchs- und Emissionswerte vorweisen können. Im Bereich der Verbrennungsmotoren sehen Experten noch immer ein erhebliches Potenzial zur Effizienzsteigerung.
  
Dr. Aßfalg, Geschäftsführer von Allgaier, und Dr. Vilser, Geschäftsführer von Eberspächer, haben als Vertreter von mittelständischen Zulieferern aufgezeigt, dass sie mit ihren Unternehmen den Trend Elektromobilität schon früh erkannt haben. Diese Unternehmen sind nun in der Lage, mit ihrem Know-how die Fahrzeughersteller bei der Entwicklung neuer Antriebs- und Fahrzeugkonzepte zu unterstützen und weiterhin Arbeitsplätze in der Region zu halten.
  
Insgesamt wurde beim 3. Göppinger Produktionsforum deutlich, dass die Zulieferer die Elektromobilität keinesfalls verschlafen haben. Mit der Elektromobilität lässt sich aktuell noch kein Geld verdienen. Daher setzen die Zulieferer vor allem auf die Produkte und Dienstleistungen, die von den Märkten nach wie vor nachgefragt werden. Mögliche Gefahren und Risiken der Elektromobilität haben die Zulieferer aber schon identifiziert, ebenso die Chancen, die dieser Wandel mit sich bringen wird. pm
  

zurück zur Presseübersicht Mai 2010…