05 Göppingen Bahnhofs-Einkaufscenter

Einkaufscenter: Till gibt Gas

Autor: HELGE THIELE | NWZ 05.05.2010

Göppingen.  Nach der Entscheidung des Göppinger Gemeinderats für ein Einkaufszentrum in Bahnhofsnähe geht es Schlag auf Schlag: Noch diese Woche soll geprüft werden, ob der Zeitplan des Investors mfi realistisch ist.
  
Im Herbst 2014 sollen die "Göppingen Arcaden" am Bahnhof ihre Tore für die Kunden öffnen. Das jedenfalls sieht der ehrgeizige Zeitplan des Investors mfi vor. Nach der Entscheidung des Göppinger Gemeinderats, den Standort des heutigen Omnibusbahnhofs und das umliegende Gelände für die Ansiedlung eines Einkaufszentrums zu entwicklen, soll nun so schnell wie möglich geprüft werden, ob die zeitlichen Vorstellungen von mfi realistisch sind. Dazu trifft sich am kommenden Freitag erstmals der städtische Lenkungsausschuss, der die städtebauliche Entwicklung am Bahnhof im Auge behalten und die Planung der neuen Ladenpassagen begleiten soll.
  
Die Bildung des Ausschusses hatte der Gemeinderat beschlossen. Dem Ausschuss gehören neben Oberbürgermeister Guido Till, Bürgermeister Jürgen Lämmle und Baudezernent Olav Brinker weitere Fachleute der Verwaltung sowie Mitglieder der Gemeinderatsfraktionen an. Vertreter der Essener Immobiliengesellschaft mfi sowie die von ihr zugesagten "hochkarätigen" Architekten und Stadtplaner werden bei Bedarf hinzugezogen, genauso wie der Stadtplaner Professor Franz Pesch von der Universität Stuttgart und zwei Göppinger Architekten.
  
Bis Ende September soll der Ausschuss, für den im Baudezernat eine eigene Geschäftsstelle eingerichtet wird und der ein- bis zweimal im Monat tagen soll , ein städtebauliches Konzept entwickelt haben. Alle vier Wochen wird der Gemeinderat über den Stand der Dinge informiert. Anfang Oktober wollen die Stadträte in einer öffentlichen Sondersitzung entscheiden, wie es weiter geht. OB Till kündigte gestern im Gespräch mit der NWZ nicht nur ein "ganz transparentes Verfahren" an, das es jedem erlaube, die einzelnen Schritte auf dem Weg zum neuen Einkaufszentrum nachzuvollziehen. Der Rathauschef machte auch deutlich, dass die Stadt bei der Planung ein hohes Tempo gehen will. "Wir werden uns jetzt mit Volldampf um die Entwicklung am Bahnhof kümmern", sagte Till. Neben der Frage des Zeitplans gebe es noch andere wichtige Fragen, "die wir jetzt blitzartig klären müssen und werden". Es gehe darum festzulegen, welche Aufgaben anstehen, zu sagen, wie diese abgearbeitet werden sollen und von wem. Benötigt werden laut Till noch verschiedene Gutachten. Zudem werde der Investor mfi eine Anfrage an den Verband Region Stuttgart richten, um zu klären, wieviel zusätzliche Handelsflächen in der Göppinger Innenstadt die Region für verträglich hält.
  
Klären muss die Stadt darüber hinaus, wie sie mit der Zurückhaltung von mfi umgeht, was einen möglichen Investoren- und Planungswettbewerb am Bahnhof betrifft. Bereits vor gut zwei Wochen hatte der Vertreter von mfi deutlich gemacht, wie wenig man von der Idee hält, Grundstücke, die man sich am Bahnhof bereits gesichert habe, einem anderen Wettbewerbssieger zu überlassen. Sollten aber wichtige Grundstücke – als Schlüsselfläche gilt die Bahnhofstraße 6 – für den Bau einer Shoppingmall nicht zur Verfügung stehen, geriete das gesamte Projekt dort ins Wanken.
  
Der Gemeinderat hat in seinem Beschluss vergangene Woche keinen Investorenwettbewerb gefordert, auch im Rathaus hält man ihn nicht für sehr realistisch.
  
Der stellvertretende CDU-Fraktionschef Jan Tielesch unterstrich in einer Pressemitteilung die Überzeugung seiner Partei, dass die Entscheidung für den Standort ZOB/Bahnhofsstraße "die "richtige" gewesen sei, allerdings stellt auch Tielesch fest: "Damit ist aber erst der Anfang gemacht, der größte und schwerste Teil der Arbeit steht uns noch bevor." Der FDP/FW-Stadtrat Jürgen Schaile kommt – ebenfalls in einer Pressemitteilung – zu dem Ergebnis: "Die Diskussion und die Unsicherheit des Standorts haben zu Unruhe in der Innenstadt geführt. Jetzt gilt es, für die funktionierende Kernstadt mit ihrer neuen Mitte die Entwicklungen in den Quartieren voranzutreiben." Und zwar, so Schaile, nicht nur am Bahnhof.

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