07 Geislingen: Wassserkraftwerk in der Eyb

Schüler bauen am Kraftwerk: Die RES plant an der Eyb beim Wölkbad eine Wasserturbine

Autor: RODERICH SCHMAUZ | GZ 07.05.2010




Gestern startete das Projekt: Die RES plant an der Eyb ein Wasserkraftwerk, Berufsschüler helfen beim Bau mit und OB Amann freut sich über die Vorreiterrolle Geislingens bei regenerativen Energien.

Geislingen. Zum symbolischen Projektstart stellten sich gestern Vertreter der beteiligten Unternehmen und Behörden – unten herum in Wathosen, oben ganz korrekt mit Jackett und Krawatte – bei Regenwetter mutig mitten in die Eyb: Auf Höhe des Wölkbads, wo die Eyb an einem Wehr bisher über einige Stufen sechs Meter ungenutzt in die Tiefe stürzt, baut federführend die RES für 500 000 Euro ein Wasserkraftwerk. Die Rationelle Energie Südwest ist ein Tochterunternehmen der Energieversorgung Filstal (EVF) und der Alb-Elektrizitätswerke (AEW).

Das Eyb-Wasser soll vor der Wehranlage ausgeleitet und der Wasserturbine zugeleitet werden. Rund 400 000 Kilowattstunden Strom soll die Turbine jährlich erzeugen, genug, um rechnerisch über 100 Haushalte mit CO2-freiem Strom zu versorgen. Gegenüber konventionellem Strom werden rund 300 Tonnen CO2-Emissionen vermieden.

Bislang versperrt die Wehranlage den Fischen den Aufstieg in den Oberlauf der Eyb. Mit dem Bau des Wasserkraftwerkes wird die RES ein sogenanntes Umgehungsgerinne errichten. Es verbindet Unter- und Oberlauf der Eyb für die Fische und stellt eine größere Artenvielfalt im Oberlauf der Eyb sicher.

„Ideal, um hier ein Wasserkraftwerk zu errichten und die umweltfreundliche Energieerzeugung in Geislingen weiter auszubauen“, urteilt Oberbürgermeister Wolfgang Amann. Geislingen nehme bei der Nutzung regenerativer Energien seit Jahren eine Vorreiterrolle ein, betont er und erinnert an die Nutzung von Windenergie, an Fotovoltaikanlagen und das jetzt vierte Wasserkraftwerk im Raum Geislingen. 20 Prozent des in Geislingen verbrauchten Stroms würden bereits aus regenerativen Quellen erzeugt. 75 Prozent aller städtischen Gebäude erhielten ihre Wärme aus Blockheizkraftwerken, die durch die Wärme-Strom-Erzeugung besonders effizient sind. Die GSW tut es der Stadt darin gleich. Blockheizkraftwerk und Fotovoltaik sind zudem Komponenten im neuen Kombibad, hob Amann hervor. Nicht zuletzt erinnerte er an die geplante Technologieplattform Bioenergie und Methan bei Türkheim.

AEW-Chef Hubert Rinklin findet es interessant, dass sich die RES, die bisher Blockheizkraftwerke gebaut hat und sie betreibt, nun den regenerativen Energien öffnet. „Wir haben weitere Projekte in der Pipeline“, kündigte Rinklin an.

Für die Realisierung des Projektes hat die RES mit Ernst Fragner aus Söhnstetten einen ausgewiesenen Wasserkraft-Experten gewonnen. Der frühere Voith-Siemens-Mitarbeiter, der wegen einer Erkrankung gestern von seiner Frau Angela vertreten wurde, hat mehrere Wasserkraftwerke im Filstal realisiert, so eines beim AEW, am Siechenwehr und in Kuchen.

Seine Idee war es, Schüler aus dem Berufseinstiegsjahr der Gewerblichen Schulen Geislingen in den Bau des Kraftwerks einzubinden. Zwölf bis 16 Jugendliche, die nach dem Hauptschulabschluss noch keine Lehrstelle erhalten haben, sollen in zwei Gruppen, angeleitet von Lehrern, an der Baustelle mitschaffen. Sie können rund zehn Prozent der Arbeiten ausführen. Dazu gehören zum Beispiel Armierungen und das Betonieren. Neben diesem Praktikum, das soziale Komponenten beinhaltet, stehen theoretische Lerninhalte. „Durch die konkrete Projekterfahrung wird es den Schülern später leichter fallen, sich am Arbeitsmarkt zu orientieren“, ist Schulleiter Manfred Roos gewiss. „Die praktischen Arbeiten verbinden sich mit unseren pädagogischen Zielen“, betont er. Bei dem Wasserkraftprojekt würden Schüler Nachhaltigkeit erleben: Sie schaffen etwas Sinnvolles und Vorzeigbares, das Bestand hat.

Der Baubetrieb an der Eyb soll Mitte September zum Ende der Freibadsaison aufgenommen werden, sofern bis dahin die wasserrechtliche Genehmigung vorliegt. „Bereits im kommenden Jahr könnte dann die neue Turbine in Betrieb gehen“, freut sich RES-Geschäftsführer Dr. Jörg Entress.

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