12 Kuchen: Sprachförderung

Probleme bei der Sprachförderung

Autor: HARTMUT ALEXY | NWZ 12.05.2010



Kuchen.  Über die "Sprachstands-Diagnose" bei Vorschulkindern hat sich Kuchens Gemeinderat von einer Verantwortlichen informieren lassen. Er wollte wissen, warum so wenige Kinder eine Förderung bekommen.

Der Fall dürfte exemplarisch gewesen sein: Vor einem halben Jahr diskutierte Kuchens Gemeinderat über die Mitteilung, dass die Leiterin des kommunalen Kindergartens in der Kirchgasse acht Jungen und Mädchen für eine besondere Sprachförderung vorgeschlagen hatte, das Gesundheitsamt dazu jedoch nur vier Kinder zulassen wollte – obwohl doch jedermann sehen müsse, dass die Erzieherinnen die Kinder besser einschätzen können als eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes, die ein Kind nur während des halbstündigen Tests sieht. Insbesondere wunderte sich das Gremium darüber, dass ausgerechnet Mitarbeiter des Gesundheitsamtes die sprachlichen Fähigkeiten der Vorschulkinder prüfen und nicht etwa besonders ausgebildete Erzieher oder Pädagogen. In der Sitzung am 1. Februar brachte Gemeinderat Hansjörg Wohlrab namens der SPD-Fraktion den Antrag auf eine detaillierte Darstellung des Themas ein.

Die bot Dr. Nadja Mürter von der Abteilung Jugendgesundheitshilfe des Gesundheitsamtes in einer Ratssitzung: Das eigentliche Problem seien die Vorschriften, die das Land für die Einschulungs-Untersuchungen erlassen habe und die ihren Mitarbeitern vor Ort bei der Einstufung der Kinder keinen Spielraum ließen. Es habe jedoch den Anschein, als hätten die Proteste der Eltern inzwischen etwas genützt. Das Kultusministerium habe inoffiziell bereits angekündigt, die Bestimmungen flexibler machen zu wollen.

Zur Untersuchung kämen die sozialmedizinischen Assistentinnen des Gesundheitsamtes neuerdings nicht mehr einige Monate vor der Einschulung, sondern schon im vorletzten Kindergartenjahr, führte Dr. Mürter aus. Sie würden Seh- und Hörtests machen, Größe und Gewicht messen, die Körperhaltung beurteilen, aber auch einen Sprachtest machen. Zusätzlich würden Erzieherinnen und Eltern gebeten, detaillierte Fragebogen auszufüllen. Je nach der im Sprachtest erreichten Punktzahl würden die Eltern aufgefordert, ihr Kind zu einem zweiten, aufwendigeren Sprachtest zu bringen; die Teilnahme sei Voraussetzung für eine spezielle Sprachförderung. Genau da liege jedoch das Problem. Eltern, die noch schlechter deutsch sprechen als ihre Kinder, hätten oft alle Aufforderungen ignoriert. Zum Glück würden Kinder, die nicht deutsch sprechen, ohne Test zur Förderung zugelassen. Außerdem würden nun Logopädinnen den zweiten Test machen.

Eine Erzieherin ergänzte, es seien vorwiegend Grammatik- und Wortschatzprobleme, die Kindern "mit Migrationshintergrund" zum Verhängnis würden. Im ersten Test könnten Kinder sehr viele Punkte machen, wenn sie vorgesprochene Wörter und Sätze richtig wiedergeben. Sie kämen dann für eine spezielle Förderung nicht infrage, obwohl sie gerade ihnen viel nützen würde. Sprachförderung wäre schon bei Dreijährigen angebracht, bemerkte eine andere Erzieherin. Auch sie bekam recht.

Bürgermeister Bernd Rößner schlug vor, der Sprachförderung in diesem Jahr mithilfe der Spende des AEW (gut 4000 Euro) zu einer zusätzlichen Fachkraft zu verhelfen. Das hieß das Ratsgremium einmütig gut.

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