19 Voralbgemeinden: EU-Projekt

Leuchtturm-Triumph für Voralbgemeinden

EU-Projekt Reststoffverwertung und Mobilität kann starten – „Die Arbeit beginnt jetzt erst“ 

Autor: JÜRGEN SCHÄFER | NWZ 19.05.2010



Großer Tag für die Voralbgemeinden: Sie erhielten gestern den Zuschlag für ein EU-Leuchtturmprojekt zur erneuerbaren Energie und Mobilität. Die gute Nachricht verkündete Minister Köberle auf der Neuen Messe.

Bad Boll/Stuttgart. Die Unsicherheit ist vorbei – die Voralbgemeinden haben es geschafft. „Ein tolles Gefühl“, strahlte der Dürnauer Bürgermeister Friedrich Buchmaier, einer der Väter des Projekts. Anderthalb Jahre lang haben die zehn Gemeinden von Schlat bis Schlierbach an einem Konzept zur energetischen Verwertung von Grünschnitt, Restholz und landwirtschaftlichen Reststoffen getüftelt, begleitet von der Evangelischen Akademie Bad Boll und Fachbüros. Jetzt können sie durchstarten. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, resümierte Jobst Kraus von der Akademie Bad Boll erleichtert. Und merkte an: „Das war wahnsinnig viel Arbeit.“

Ganz besondere Ideen für die Zukunft der Kommunen waren gefragt. Dies stellte Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle bei der Vergabe der Leuchtturmprojekte fest. Neun Konzepte wurden prämiiert, 13 schieden in zwei Runden aus. Ursprünglich gingen 61 Kommunen ins Rennen. „Schon eine besondere Sache, wenn so ein Wettbwerb auf europäischer Ebene gestartet wird und auf kommunaler Ebene landet“, kommentiert der Verbandsvorsitzende des Raums Bad Boll, Hattenhofens Bürgermeister Jochen Reutter. „Darauf sind wir ein Stück weit stolz“. „In der Tat ist schon etwas Besonderes geschafft“, bekräftigt sein Bad Boller Amtskollege Hans-Rudi Bührle. Der Gammelshäuser Schultes Hans-Peter Zaunseder zeigt sich vom Zuschlag nicht überrascht: „Ich habe das erwartet, weil unser Konzept schlüssig ist.“

Ein großes Kompliment gab’s von Landrat Edgar Wolff, der vor Ort war und das Voralb-Projekt weiterhin unterstützen will. „Es ist ein Leuchtturm, der weit ins Land hinausstrahlt, eine Riesenleistung von Kommunen des Landkreises“, lobt er. „Es zeigt, dass wir zu den innovativen Regionen gehören und in den Zukunftsthemen Klimaschutz und Bio-Mobilität vorne dabei sind. Der Landkreis ist wettbewerbsfähig.“

Das Stichwort Bio-Mobilität – Fahrzeugantrieb mit Biogas – soll sogar auf Landkreisebene einfließen. Kreisverkehrsplaner Jörg-Michael Wienecke will beim neuen Nahverkehrsplan berücksichtigen, was die Voralbgemeinden vorhaben: Einen Bürgerbus mit Biogas zu betreiben, das in einer Biogasanlage erzeugt wird. Ob der Bio-Bürgerbus kommt, ist aber noch offen. Konstanze Schönthaler vom Fachbüro Bosch & Partner, das das Projekt begleitet, gibt dieser Idee wenig Chancen. „Man müsste das Biogas aufbereiten, und dafür ist die Biogasmenge aus der Anlage zu gering.“

Das ist nicht die einzige ungelöste Frage, vor der die EU-Leuchtturmgemeinden jetzt stehen. Sie wissen das auch. „Viel Arbeit liegt vor uns“, konstatiert der Heininger Schultes Norbert Aufrecht. Als erstes müsse der Standort für die Biogasanlage geklärt werden, eine Logistik von getrennter Restholz- und Grünabfall-Anlieferung muss aufgebaut werden, die bei den Wertstoffhöfen beginnt und alle Mithilfe der Bevölkerung braucht. Nicht zuletzt müssen die Gemeinden investieren – voraussichtlich 1,5 Millionen zu den erwarteten zwei Millionen von der EU.

Aber: Bemerkenswertes ist erreicht, sagen die Bürgermeister unisono. Es sei beeindruckend, dass zehn Gemeinden an einem Strang gezogen und trotz schwieriger Zeiten den Schulterschluss für ein Projekt vollzogen haben, das Chancen und auch Hürden bringe. Der Schlierbacher Schultes Paul Schmid: „Das ist auch die Zukunft, dass man über Verwaltungsgemeinschaften und Grenzen hinaus handelt.“

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