20 Geislingen: Jugendhilfeplanung

Stadträte drängen auf Eile

Jugendhilfeplanung für die Obere Stadt – Kritik von SPD und GAL

Autor: MANFRED BOMM | GZ 20.05.2010





Geht’s mit der Jugendhilfeplanung in Geislingen viel zu langsam voran? SPD und GAL warfen dies gestern im Gemeinderat der Stadtverwaltung vor, während CDU und FW das bisherige Vorgehen begrüßten.

Geislingen. „Viel zu schwammig und zu wenig konkret“ – so formulierte SPD-Stadtrat Jürgen Peters seine Kritik am Bericht zur Jugendhilfeplanung für die Obere Stadt. Zuvor hatte Stadtjugendpflegerin Christine Pfundtner eine Bestandsaufnahme zu den Jugendhilfeangeboten in der Oberen Stadt erläutert. Insgesamt seien 49 Organisationen und Institutionen angeschrieben worden, worauf man 108 ausgefüllte Fragebögen zu Angeboten für Kinder und Jugendliche zurückerhalten habe. Außerdem hätten etwa hundert junge Geislinger bei einer Stadtbegehung ihre Wünsche äußern können. Überdies seien Erwachsene aufgefordert worden, die Angebote für Jugendliche zu beurteilen.

Pfundtner erinnerte an den mit 32,7 Prozent relativ hohen Ausländeranteil in der Oberen Stadt, der noch viel höher läge, würden alle Mitbürger mit Migrationshintergrund dazugezählt. In den drei Kindergärten – Bleich-, Park- und Sebastianstraße – seien sogar 75 Prozent aller Kinder mit Migrationshintergrund, während dieser Anteil in den anderen Kindergärten lediglich 46 Prozent betrage.

Pfundtner verwies darauf, dass im Juli 2008 die konstituierende Sitzung zur Jugendhilfeplanung stattgefunden habe und schwerpunktmäßig inzwischen vier Handlungsfelder untersucht worden seien: Räume und Plätze (Angebote für Kinder, Jugendliche und ihre Familien), Sicherheit, Verschmutzungen sowie Kooperationen.

Bei der Suche nach einer Erweiterung des Angebots für Jugendliche stieß der Arbeitskreis auf drei sanierungsbedürftige städtische Immobilien (Schubartstraße 8 sowie Bleichstraße 7 und 9), die im Rahmen einer Jugendprojektarbeit renoviert werden könnten. Für Kinderkrippen seien Überlegungen im Gange, im Hallenbad eine Betreuungseinrichtung mit weiteren Plätzen zu schaffen; außerdem habe der zweigruppige Ausbau der Waldorfkrippe im Notzentalweg begonnen.

Der Wunsch nach einem Familienzentrum könnte nach Darstellung Pfundtners durch die Ausweitung der Angebote des Mehrgenerationenhauses erfolgen.

Denkbar sei auch, das „Bürgerschaftliche Engagement“ für Spielplatz-Patenschaften zu gewinnen.

Im Bereich Sicherheit drängt der Arbeitskreis auf eine stärkere Präsenz der Polizei. Unterstützt werden könnte sie durch sogenannte „Nachtwanderer“, womit geschulte Ehrenamtliche gemeint sind, die regelmäßig die sozialen Brennpunkte aufsuchen.

Gefordert werden auch häufigere „Stadtputzete“ und die Unterstützung von Renovierungsmaßnahmen, um das Lebensumfeld attraktiver zu gestalten. Und mit einem weiteren personellen Ausbau des Familientreffs wäre nach Meinung des Arbeitskreises eine „ambulante Hilfe“ für Familien möglich.

Jonica Sperling vom Sachgebiet Bildung, Jugend und Betreuung, resümierte, dass „vieles, was Kinder und Jugendliche wollen, zum größten Teil schon vorhanden ist“. Dies müsse ergänzt und organisiert werden. Wichtigste Aufgabe sei es also, stärker auf Geislingens Angebote hinzuweisen und das Bestehende transparenter zu machen.

Dass es ihrer Ansicht nach bei einer Bestandsaufnahme geblieben ist, empfanden SPD und GAL als enttäuschend. Holger Schrag (GAL) bemängelte fehlende fachliche Stellungnahmen und klar formulierte Handlungsempfehlungen. Was in zwei Jahren erarbeitet worden sei, sei ziemlich dürftig. Sein Fraktionskollege Bernhard Lehle sprach sogar von einem „sehr gemütlichen Zeitraum“, während dem die vorgelegten Daten erhoben worden seien. Im Gegensatz dazu würden bei der Stadtverwaltung „andere Sachen mit größerem Druck“ verfolgt. Lehle ermunterte die Verantwortlichen der Jugendhilfe, die begonnene Arbeit rasch fortzuführen. Denn die GAL werde sie unterstützen und sei sich „absolut bewusst“, dass dies „mit Kosten und Strukturänderungen“ verbunden sei.

Für die Freien Wähler nahm deren Fraktionschef Roland Funk die Verwaltung in Schutz: Zum ersten Mal, so lobte er, sei eine „sehr systematische Untersuchung“ zusammengestellt worden, die Voraussetzung für eine Planung sei. Funk ist sich sicher: „Wir haben in kürzester Zeit eine Jugendhilfeplanung, die sich sehen lassen kann.“

Auch CDU-Fraktionschef Holger Scheible sprach von einem „richtigen Vorgehen“, mit dem erstmals konkrete Bereiche der Stadt untersucht worden seien. Die Stadtjugendpflegerin gab zu bedenken, man habe sich vor der Maßnahmeplanung „das Okay der Stadträte“ geben lassen wollen – was auch geschehen ist. Ergebnisse will sie nun vor der nächsten Etatberatung vorlegen.

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