21 Geislingen: Altlasten im Städtischen Sportplatz

„Filetstück angegammelt“

Altlasten im Städtischen Sportplatz: Gemeinderat stimmt Preisnachlass

Autor: RODERICH SCHMAUZ | GZ 21.05.2010



Die Kuh ist vom Eis: Die Stadt Geislingen reduziert den Kaufpreis für den Städtischen Sportplatz um 225 000 Euro und ist damit alle Sorgen mit Altlasten und der Gründung für das Einkaufszentrum Nel Mezzo los.

Geislingen. „Das Filetstück war doch etwas angegammelt.“ So salopp formulierte Oberbürgermeister Wolfgang Amann jüngst im Geislinger Gemeinderat die unerfreuliche Tatsache, dass auf dem Städtischen Sportplatz als einem wertvollem Bauareal wider Erwarten Altlasten entdeckt wurden (wir berichteten). Das Gelände, auf dem der Investor Ten Brinke auf 10 000 Quadratmetern die große Einkaufsgalerie Nel Mezzo bauen will, ist seit gut 100 Jahren in städtischem Besitz und war bisher nie bebaut – deshalb hatte die Stadt mit keinen Schadstoffen im Boden gerechnet. Um sicher zu gehen, hatte sie trotzdem eine Untersuchung in Auftrag gegeben, wie Stadtbaumeister Karl Vogelmann den Stadträten erläuterte: Nach vier Rammkernsondierungen und vier Bohrungen im Bereich zur B 10 hin, wo die Hauptgebäude entstehen sollen, gab der Gutachter Entwarnung. Falsch.

Bei späteren Erkundungen im kleinen Raster wurden Geologen in Richtung Albwerk sehr wohl fündig. Sie stießen auf Auffüllungen mit Bauschutt und Gießereisanden, die in unterschiedlicher Intensität mit Schadstoffen kontaminiert sind. Vogelmann geht davon aus, dass 1951/52 beim Bau eines dritten Tennisplatzes das Gelände mit Gießereisand aufgefüllt wurde. Für diese Altlasten, die teils entsorgt, teils nur überdeckelt werden müssen, haftet der Grundstückseigentümer, also die Stadt. Denn der Verursacher ist nicht mehr identifizierbar.

Investor Ten Brinke rechnete die Wertminderung des Geländes auf 723 000 Euro hoch. „In schwierigen Verhandlungen“, so Vogelmanns Formulierung, kam es zu einer gütlichen Einigung. Demnach gewährt die Stadt einen Nachlass um 225 000 Euro. Damit sind pauschal alle Mehrkosten für die Entsorgung von Altlasten, die sich derzeit nur hochrechnen lassen, abgedeckt; und außerdem die Mehrkosten für die teurere Pfahlgründung, die notwendig wird. Die Gebäude des Einkaufszentrums werden im Niveau um 50 Zentimeter angehoben, sodass bei der Gründung weniger Aushub anfällt. Statt 2,84 Millionen muss Ten Brinke der Stadt für den Städtischen Sportplatz nur 2,61 Millionen Euro überweisen.

„Eine Lösung, mit der wir sehr gut leben können“, fasste Vogelmann seine Einschätzung zusammen. So schnell gab sich der Gemeinderat damit nicht zufrieden. Zahlreiche Stadträte stellten kritische Nachfragen – nach dem Verursacher, nach Akten über die Auffüllung und nach möglichen weiteren belasteten Flächen in der Stadt. Heute sei die Sensibilität für diese Thematik natürlich eine ganz andere als damals, gab OB Amann zu bedenken. Wie Vogelmann weiß, verwendeten Kleingärtner früher unkontrolliert Gießereisand zur vermeintlichen Bodenverbesserung. Aufzeichnungen gebe es bei der Stadt nicht, und wohl auch nicht bei der MAG, dem Hauptproduzenten der Sande. CDU-Stadtrat Eberhard Rapp beruhigte die Gemüter: In Geislingen sei keinesfalls „wild“ Gießereisand abgelagert worden. Außerdem sei solcher Sand nicht per se mit Schadstoffen belastet; so habe man in den Neuwiesen, wo damit aufgefüllt wurde, keinerlei Probleme und keine Kontaminationen.

Dem Preisnachlass um 225 000 Euro stimmten 13 Stadträte und der OB zu, sieben Mandatsträger enthielten sich der Stimme.

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