22 Göppingen: EWS-Arena

Till: Zahlen waren nicht realistisch

Göppingen. Die Räte ereifern sich wegen Kostensteigerungen bei der Arena.

Autorin: CORINNA MEINKE | StZ 22.05.2010





Der Stuttgarter Architekt Jochen Siegel hat im Göppinger Gemeinderat Klartext über die Kostensteigerung bei der EWS-Arena geredet. „Die 11,5 Millionen Euro waren eine politische Zahl", sagte Siegel. „Es galt, diese Zahl mit allen Mitteln einzuhalten. Eigentlich hatten wir mehr errechnet." Sein Büro habe die Sanierung und die Erweiterung der alten Hohenstaufenhalle zur EWS-Arena „an der alleruntersten Grenze kalkuliert". Die Ausgaben für Unvorhergesehenes, die bei jedem Bau und bei Umbauprojekten umso mehr, anfielen, seien nicht eingerechnet worden. Während der Planungsphase für das lange heftig umstrittene Projekt hatte der Gemeinderat stets betont, die Halle dürfe nicht mehr als 11,5 Millionen Euro kosten. Nun werden die Kosten auf 17 bis 18 Millionen Euro geschätzt.
 
Siegels Bekenntnis provoziert hatte eine Frage von Joachim Hülscher (VUB). Er hatte wissen wollen, ob ein starker Planungsdruck für die Mehrausgaben verantwortlich sei. Der Zeit- und Kostendruck habe die Arbeit erschwert, bestätigte der Architekt. Ausgelöst hatte die Diskussion eine neuerliche Nachforderung über 260 000 Euro, die für Erd- und Rohbauarbeiten sowie die Pfahlgründung angefallen waren und die der Gemeinderat schließlich auch absegnete. „Erbrachte Leistungen müssen bezahlt werden", beschied der CDU-Fraktionschef Felix Gerber kurz. Stadträte der SPD und der Linken versuchten hingegen, Abrechnungsdetails und die Gründe für die Kostensteigerung zu erfahren.
 
Der Oberbürgermeister Guido Till warnte davor, Schärfe in die Diskussion zu bringen: „Wir haben alles transparent gemacht. Da ist nix hinter ihrem Rücken gelaufen." Inzwischen sei aber klar, dass eine solche Halle nicht für 11,5 Millionen zu haben sei, wie die erste Kostenschätzung habe glauben machen wollen. „Wir sind von Zahlen ausgegangen, die nicht realistisch sind", bekannte Till.
 
Für den Architekt liegt es auf der Hand, dass die Halle teurer wurde, weil ständig zusätzliche Forderungen von den Bauherren formuliert und vom Gemeinderat beschlossen worden seien. Dies habe erhebliche Massenmehrungen zur Folge gehabt. Damit sind umfangreichere Zusatzarbeiten gemeint, die Zug um Zug in Teilrechnungen zu bezahlen sind. So lag dem Gemeinderat jetzt eine Auflistung von Arbeiten auf dem Tisch, die rund 720 000 Euro zusätzlich gekostet haben: eine längere Baustelleneinrichtung, mehr Baugrubenaushub, mehr Abbruch- und Sägearbeiten, zusätzliche Kampfmittelsondierungen und vieles mehr.
 
Zudem sei der Brandschutz erheblich teurer ausgefallen als geplant. Auch dies sei nicht in vollem Umfang voraussehbar gewesen, da erst im Laufe der Sanierung der alten Hallenteile zusätzliche Brandschutzauflagen von den Behörden formuliert worden seien. Diese Zusatzausgaben, sagte der CDU-Stadtrat Klaus Fischer, lägen in der Natur der Sache.
 
Der Grünen-Fraktionschef Christoph Weber stellte sich vor den Architekten und wies die Kritik an ihm zurück. Mehrkosten beim Brandschutz habe nicht der Architekt, sondern der Controller, das Unternehmen Drees und Sommer, zu verantworten.

zurück zur Presseübersicht Mai 2010…

Arena kostet wieder Geld

Gemeinderat billigt Nachforderung der Baufirma – weiterer Betrag offen

Autor: TOBIAS FLEGEL | NWZ 22.05.2010





Die Stadt Göppingen wird erneut für die EWS-Arena zur Kasse gebeten. Sie zahlt der Firma Leonard Weiss 260 000 Euro für ihre Arbeit. Geld, das manche Stadträte nur zähneknirschend bewilligt haben.

Göppingen. Die EWS-Arena erhitzt knapp ein Jahr nach der Einweihung noch immer die Gemüter. Grund dafür ist ein Stapel Rechnungen, den das Bauunternehmen Leonard Weiss der Stadt vorgelegt hat. Die Firma fordert insgesamt rund 4,16 Millionen Euro für Leistungen, die sie erbracht hat. Das ist etwa eine halbe Million Euro mehr als im bisherigen Auftrag der Stadt vorgesehen war.

Die Verwaltung will nun einen Teil der neuen Forderungen begleichen. Der Gemeinderat hat entschieden, Leonard Weiss rund 260 000 Euro zu bezahlen. Der Restbetrag über rund 250 000 Euro bleibt offen – und strittig. Ob auch dieses Geld fließen wird, soll in den nächsten zwei Monaten geklärt werden.

Es ist keine Überraschung, dass ein Neu- oder Umbau mehr als geplant kostet. Zu den Paradebeispielen dieses Phänomens gehört offenbar die EWS-Arena. Die Kosten für das Projekt waren ursprünglich auf rund 11 Millionen Euro veranschlagt worden. Mittlerweile ist von etwa 18 Millionen Euro Bausumme die Rede.

Die jüngste Forderung führt nun also wieder zu Verdruss. „Die Summe erhöht sich seit langer Zeit“, klagte Armin Martin Roos (SPD) im Gemeinderat. Um dem vorzubeugen, müssten künftig Zahlen vorher auf den Tisch und geklärt werden, wer für was zuständig ist. Dafür plädierte auch Stadtrat Christian Stähle (Die Linke), der die steigenden Ausgaben als einen „unerträglichen Vorgang“ bezeichnete. Der Gemeinderat habe sich ursprünglich für eine größere und nicht für eine „Luxushalle“ entschieden. Nun aber drohe das Vorhaben zu einem Fass ohne Boden zu werden. Joachim Hülscher (VuB) und Herbert Schweikardt (SPD) waren die Nachzahlungen ebenfalls ein Dorn im Auge. Sie forderten EWS-Architekt Jochen Siegel und die Verwaltung auf, ihnen die Gründe dafür zu erklären.

Der Architekt machte sich mit seinen Antworten keine Freunde. Die erste Kostenkalkulation sei eine „politische Zahl gewesen“, die bewusst niedrig ansetzt worden war. Er habe immer wieder darauf hingewiesen, dass zusätzliche Ausgaben auf die Stadt zukommen würden. Die neuen Wünsche des Bauherren habe der Gemeinderat beschlossen. Die Verwaltung erklärte indessen, sie müsse Rechnungen bis 50 000 Euro dem Gemeinderat nicht vorlegen und könne sie bis zu diesem Limit ungefragt begleichen.

Während die Arena für einige ein Quell des Unmuts bleibt, betrachten sie andere als Gewinn. „Die Halle ist ihr Geld wert“, sagte Klaus Fischer (CDU). Seine Kollegen Felix Gerber und Jürgen Augst regten sich ebenfalls nicht weiter auf. Gerber: „Leonard Weiss hat Leistungen erbracht, die bezahlt werden müssen.“ Joachim Hülscher schlug vor, die Halle als Lehre zu sehen und es in Zukunft besser zu machen.

zurück zur Presseübersicht Mai 2010…

Göppingens teures Prestigeobjekt

„Die EWS-Arena ist keine billige, aber eine solide Halle“, sagte Oberbürgermeister Guido Till im Gemeinderat. Der Ausbau halte dem Vergleich mit neuen, teureren Gebäuden stand: Beispielsweise mit der Ludwigsburger Halle oder der Stuttgarter Porsche-Arena. Diese Neubauten haben Till zufolge rund 20 und 32 Millionen Euro gekostet.Das Geld für den Ausbau hält der Oberbürgermeister für gut angelegt: „Die Halle war notwendig und ist zukunftsweisend.“ Der Ausbau gönne Göppingen die nächsten dreißig Jahre Ruhe.Guido Till findet den Endpreis moderat. Am meisten ärgere ihn, dass die Stadt an falsche Ausgangszahlen geglaubt habe. Dadurch sei das Vorhaben teurer geworden.Diesen Fehler habe er erkannt und bereut, sagte Guido Till. Nun wolle er nicht mehr dafür an den Pranger gestellt werden.Die Halle eignet sich für viele Zwecke. Allerdings sollen noch Mängel behoben werden, beispielsweise bei der Akustik.

zurück zur Presseübersicht Mai 2010…