26 Göppingen: Einkaufszentrum

Einkaufszentrum: Ringen um Vorgaben: Grüne und VUB wollen Pläne abspecken

Vier Wochen nach der Entscheidung für den Busbahnhof als Einkaufszentrum-Standort werden im neuen Arbeitskreis die Forderungen abgesteckt.

Autor: ARND WOLETZ | NWZ 26.05.2010





Göppingen. Die Standort-Entscheidung ist gefallen, das Tauziehen geht weiter. Knapp einen Monat nach der Standortwahl für eine Shopping-Mall am Busbahnhof sind viele Fragen offen: Wie viel zusätzliche Verkaufsfläche verträgt die Stadt? Soll der Gemeinderat zunächst über die richtige Größenordnung und bauliche Vorgaben entscheiden? Oder soll der bereit stehende Investor, die Essener „Management für Immobilien“ (mfi) von Anfang an mit ins Boot geholt werden? Über diese und andere Fragen wird im nicht öffentlichen Arbeitskreis, den der Gemeinderat am 29. April beschlossen hat, zum Teil kontrovers debattiert.

Schon die Festlegung auf die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) als Gutachter über die Verträglichkeit war umstritten. Zunächst war nach Informationen der NWZ das Dortmunder Büro Junker und Kruse im Gespräch, das dem Stuttgarter Stadtplaner Professor Franz Pesch nahe steht. Peschs Rat gilt vielen Stadträten als Richtschnur. Letztlich einigte man sich aber auf die GMA, die seit vielen Jahren die Einzelhandels-Expertisen für die Stadt verfasst.

Mehrere Fraktionen zurren derweil ihre zentralen Forderungen fest: Die Grünen beispielsweise machen deutlich, dass „die Göppinger Einzelhändler ein 20 000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum am Busbahnhof nicht verkraften können“. Die Grünen setzen darauf, dass abgespeckt wird. „Wir hoffen, dass das Gutachten objektiv ausfällt und nicht zugunsten einzelner Interessen“, sagte Christine Lipp-Wahl für die Grünen-Fraktion.

Immer wieder steht die Meinung des Stuttgarter Planers Pesch im Zentrum. Der hatte in einer Studie eine Größenordnung von zusätzlichen 12 000 Quadratmetern für verträglich angesehen. Außerdem soll die Bahnhofstraße in Peschs Konzept nicht an die Bahngleise verlegt, sondern als zentrale Achse erhalten und begradigt werden. Peschs Konzept sei Grundlage des Gemeinderatsbeschlusses vom 29. April, betonen die Grünen.

Auch die VUB-Fraktion hat in einer Pressemitteilung begrüßt, dass Pesch sofort hinzu gezogen wird. Besondere Bedeutung komme der Bahnhofstraße zu, „die gerade im Bereich des ZOB wieder in gerader Linie ohne mehrfache Abknickungen geführt werden soll und damit dem Einkaufszentrum auch nach Süden eine sinnvolle Begrenzung gibt“, heißt es in der Mitteilung. Die VUB hofft, „dass der städtebauliche Maßstab nicht gesprengt wird“.

Währenddessen ärgert sich Christian Stähle, einziger Göppinger Stadtrat der Partei „Die Linke“, dass er bei der Auswahl des Gutachters nicht mitreden durfte, weil er dem Arbeitskreis nicht angehört. Stähle sieht sich „ausgegrenzt“. Dieses Gremium diene dazu, „gezielt Kommunalpolitik an der Linken vorbei zu betrieben“, meint Stähle. Der Arbeitskreis sei aber kein beratender oder beschließender Ausschuss des Gemeinderats. Deshalb könne nur der Gemeinderat die Entscheidung über den Gutachter fassen. Erneut hat Stähle OB Till zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Die Stadtverwaltung jedoch lässt diese Vorwürfe nicht gelten. Die Verwaltung könne das Gutachten ganz ohne Votum des Gemeinderats in Auftrag geben, weil die Kosten für die Expertise unter der vorgeschriebenen Wertgrenze lägen, teilte Pressesprecherin Jutta Neumann mit. Im Arbeitskreis sei zwar „einstimmig“ die GMA ausgewählt worden, die Vergabe des Gutachtens sei aber allein Sache der Verwaltung, dabei spiele die Abstimmung keine Rolle.


Expertenroulette um Pesch, GMA und Gfk

Franz Pesch, Stuttgarter Architekturprofessor, dient der Stadt Göppingen seit längerem als Fachmannin Sachen Stadtplanung.

Unter anderem begleite er das Stadtentwicklungskonzept „Göppingen 2030“.

Die „Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung“ (GMA) in Ludwigsburg hat für die Stadt Göppingen mehrfach Einzelhandelsgutachten angefertigt – auch zum Thema Shoppingmall Bleichstraße.

Die „Gesellschaft für Konsumforschung“ (GfK) in Nürnberg hat für den potenziellen Investor mfi bereits vor der Standortentscheidung gearbeitet und wurde jetzt von der Firma erneut beauftragt.

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