09 Kreisabfallkonzept

60-Liter-Eimer ohne Chance

Auch Biotonne wird nicht kommen – Ausschuss berät Müllkonzeption.

Autor: KARL-HEINZ STROHMAIER | NWZ 09.06.2010


Zwei Punkte haben sich gestern bei der Beratung des Entsorgungssystems im Umweltausschuss des Kreises herauskristallisiert: Die Kreisräte wollen keinen 60-Liter-Eimer und lehnen die Biotonne ab.
 
Kreis Göppingen. Eine Entscheidung ist gestern nicht gefallen – und der Ausschuss für Umwelt und Verkehr des Kreises wird darüber auch in den nächsten Wochen keine Entscheidung treffen. Dennoch hat sich bei der Vorberatung der europaweiten Ausschreibung der Müllabfuhr, bei der es auch um das Abfallentsorgungssystem im Kreis ging, herauskristallisiert, dass Biotonne und die zusätzlich Einführung eines 60-Liter-Mülleimers vorläufig keine Chance haben.
 
Die Ausschreibung der Müllentsorgung soll nun in der nächsten Ausschusssitzung am 13. Juli verabschiedet werden. Björn Klippel von der Beratungsfirma Timconsult aus Mannheim hatte zuvor nochmals unterstrichen, dass die europaweite Ausschreibung zwingend vorgeschrieben sei. Sie könne aber mit der Einteilung des Kreises in zwei Abfuhrregionen – so genannte Lose – mittelstandsfreundlich gestaltet werden, was auch heimischen Firmen Chancen eröffne.
 
Mit dem Abfallwirtschaftskonzept, so Geschäftsführer Eberhard Stähle, habe die Ausschreibung nichts zu tun. Eine Anpassung sei später jederzeit möglich: „Da sind wir flexibel.“ Dass Harald Wagner (Grüne) das aktuelle Entsorgungssystem als „rückwärts gewandt“ bezeichnete, rief allerdings den Widerstand anderer Kreisräte hervor. „Wir schauen mit einem bewährten System zuversichtlich in die Zukunft“, so CDU-Chef Wolfgang Rapp. Probleme habe seine Fraktion mit der 60-Liter-Tonne: „Da sind wir dagegen.“ Auch die Notwendigkeit, eine Biotonne einzuführen, sehe die CDU nicht. Und sein Fraktionskollege Micha-Alexander Lege ergänzte: „Mich stört, dass ein funktionierendes System als rückwärts gewandt bezeichnet wird.“ Das bestätigte ihm auch Landrat Edgar Wolff, der aber den Grünen zusagte: „Wir bleiben an der Fortschreibung des Systems dran.“ Einen gewissen Anreiz zur Müllvermeidung bei der 60-Liter-Tonne erkannte Hans Jakober (FDP), räumte aber ein, dass seine Fraktion hier nicht einer Meinung sei. Von der Biotonne als „Madenbiotop im häuslichen Umfeld“ sprach Wolfgang Berge (Freie Wähler), der auch dem 60-Liter-Eimer aus „sozialen und ökologischen Gründen eine Absage erteilte. Arnulf Wein (SPD) steht der Biotonne positiv gegenüber. Immer nur abzuwarten, bis irgendwas vorgeschrieben werde, das sei ihm zu wenig: „Es gibt Fakten, mit denen wir uns auseinander setzen müssen“, sagte er und verwies auf das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Dennoch: Zunächst will der Kreis an seinem System festhalten. „Über Änderungen“, so der Landrat, werde aber immer nachgedacht.

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