11 Geislinger Integrationsrat

„Integration muss gelingen“

Integrationsbeauftragter und Sprecherinnen des Integrationsrats referieren

Autor: RODERICH SCHMAUZ | GZ 11.06.2010



Die Integration der Ausländer muss gelingen; zu dieser Anstrengung für beide Seiten gibt es keine Alternative, mahnt der Integrationsbeauftragte Rudi Ebert. Schließlich ist jeder dritte Geislinger ein Zuwanderer.

Geislingen. „Wir alle sind gemeinsam Geislingen.“ Das betonten der städtische Integrationsbeauftragte Rudi Ebert ebenso wie die Sprecherinnen des Integrationsrates Sevgi Aslanbuga und Fadime Ercik. Sie berichteten jüngst im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats über ihre Arbeit – und ernteten viel Lob und Anerkennung.

Integration sei die zentrale gesellschaftliche Aufgabe, sagte Ebert. Einheimische müssten sich auf die Migranten einlassen und umgekehrt. Fordern und fördern gelte auch für ausländische Mitbürger. Von zentraler Bedeutung erscheint Ebert hierbei eine bessere Bildung – Ansatzpunkt müsse bereits der Kindergarten sein. Sevgi Aslanbuga betonte das: „Gelungene Integration vermindert Gruppenbildung, Ausgrenzung und Kriminalität.“

Ebert erinnerte an viele Projekte: Zukunftskonferenz, Veranstaltungsreihen zu Vorbildern (Beispiele gelungener beruflicher und persönlicher Integration von Migranten), zur Thematik Gewalt und Vereine; Frauenkurse zu Fragen der Erziehung, Schule und Gesundheit an Kindergärten; Seminare zur interkulturellen Kompetenz; das Projekt Eltern helfen Eltern und vieles mehr. Zusammen mit Oberbürgermeister Wolfgang Amann besuchte Ebert die zwölf Geislinger Migrantenvereine, dass der OB selbst kam, wurde ihm dort hoch angerechnet.

Als geplante Schwerpunkte kündigte Ebert an, die Jugendarbeit in ausländischen Vereinen mit Rat und Tat zu stärken, eine Veranstaltungsreihe mit der Ditib-Moschee, eine Schulung in Vereinsrecht und die Neugründung eines italienischen Vereins Mitte Oktober.

Sevgi Aslanbuga und Fadime Ercik, zwei von fünf Sprechern des ehrenamtlich arbeitenden Integrationsrates, unterstrichen Eberts Ausführungen. Sie verwiesen auf die Ausbildung von Integrationsbegleitern. Drei von ihnen bieten jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr im Mehrgenerationenhaus Sprechstunden an, die stark nachgefragt seien. Gewaltprävention, Sprachförderung, Mediengebrauch, Jugendgerichtshilfe, Fethullah-Gülen-Bewegung – das waren Themen von Veranstaltungen.

Aslanbuga bedauert, dass der Integrationsrat kein Antragsrecht an den Gemeinderat erhielt. Sie wünscht sich, dass mehr Gemeinderäte an Sitzungen des Integrationsrates teilnehmen. GAL-Stadtrat Ismail Mutlu vermisst viele seiner Kollegen bei Ausländerfesten. Das nächste ist das „internationale Fest“ am 20. Juni im Rätschegarten.

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Bedenkenswerte Zahlen

Der Integrationsbeauftragte Rudi Ebert machte mit einigen Zahlen schlaglichtartig die Bedeutung der Integration ausländischer Mitbürger deutlich:

  • 2009 hatten bei insgesamt 182 Geburten die Eltern von 108 Neugeborenen keinen deutschen Pass.
  • Im März 2010 waren 1134 Geislinger arbeitslos, davon 369 Ausländer.
  • In Geislingen leben 4663 Ausländer, davon fast 2000 Türken; das entspricht einem Einwohneranteil von 18 Prozent
  • Zählt man Deutsche ausländischer Herkunft (Migranten) hinzu, liegt der Anteil – geschätzt – bei 35 bis 38 Prozent, also bei rund 9300 Einwohnern.
  • 1200 Ausländer sind 60 Jahre und älter.

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Was heißt Integration und was ist dazu nötig?

Der Geislinger Integrationsrat versteht Integrationsprozess (leicht gekürzt):

„Der Prozess der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in die bestehende Gesellschaft besteht aus Annäherung, gegenseitiger Auseinandersetzung, Kommunikation, Finden von Gemeinsamkeiten, Feststellung von Unterschieden und der Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und der Mehrheitsbevölkerung. Alle Menschen sollen bei diesem Prozess ihre Chancen und Potenziale nutzen können. Das setzt voraus, dass sich alle als Teil der Gesellschaft begreifen und sich in diese einbringen wollen.

Integration erfordert auf beiden Seiten – Migranten und Aufnahmegesellschaft – Anerkennung und Respekt sowie die Bereitschaft, sich in die Situation des anderen hineinzufühlen.

Von den Zuwanderern erfordert Integration:

  • die deutsche Sprache selbstständig in Wort und Schrift zu beherrschen
  • Integrationskurse zu besuchen und am Abschlusstest teilzunehmen
  • die verfassungsrechtlichen Grundlagen unserer Gesellschaft sowie die ihnen zugrunde liegenden Wertvorstellungen vorbehaltlos anzuerkennen
  • für sich und ihre Familie Verantwortung für das Gelingen der Integration zu übernehmen
  • sich aktiv am Gemeinwesen zu beteiligen und dazugehören zu wollen.

Von der einheimischen Bevölkerung erfordert Integration:

  • Toleranz und Offenheit für die Belange der Migranten
  • Chancengleichheit, interkulturelle Öffnung und Partizipationsmöglichkeiten zu gewährleisten sowie die Bildung und die persönliche wie berufliche Entfaltung jedes Einzelnen zu fördern
  • kulturelle und religiöse Verschiedenheit sowie die Fähigkeiten und Leistungen der Menschen mit Migrationshintergrund anzuerkennen.“

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