15 Süßen: Neues Flusskraftwerk

Nur noch ein Kabel fehlt

Neues Kraftwerk an der Fils erzeugt Strom für bis zu 200 Haushalte

Autor: HANS STEINHERR | NWZ 15.06.2010



Eine neues Flusskraftwerk in Süßen wird künftig Strom liefern, mit dem 200 Haushalte versorgt werden können. Am Sonntag konnte die Technik des Kraftwerks am oberen Wehr betrachtet werden.


Süßen. Damit hatte Ernst Fragner nicht gerechnet. Dass so viele Besucher vergangenen Sonntag – am Tag der offenen Tür – das neue Wasserkraftwerk in Augenschein nehmen würden. Zeitweise standen die Besucher Schlange. Innen, um einen Blick auf die Turbine zu werfen, und außen, um im Festzelt einen freien Sitzplatz zu ergattern.

Ansonsten aber hatten Fragner und seine fünf Mitgesellschafter und Mitbetreiber von der Ökostrom Süßen GmbH alles genau berechnet. Nach rund halbjähriger Bauzeit steht ein neues Wasserkraftwerk am oberen Wehr in Süßen kurz vor seiner Inbetriebnahme. Was noch fehlt, ist die Verlegung eines Stromkabels und der Anschluss an das öffentliche Netz. „Dann ist das Kraftwerk in der Lage, rund 200 Haushalte mit Strom zu versorgen“, so Ernst Fragner.

Das Werk in Süßen nutzt die einzige verbliebene und bislang noch ungenutzte Wehranlage entlang des Flusses. Neue Wehre dürfen nicht mehr erbaut werden und somit können auch keine weiteren Flusskraftwerke mehr errichtet werden. Fragner ist Fachmann auf dem Gebiet. Das neue Kraftwerk ist das inzwischen dritte an dem er beteiligt ist. Nach Geislingen und Kuchen nun auch in Süßen. Von der Idee bis zur Verwirklichung freilich hat es lange gedauert. Vor rund zehn Jahren hatte der Süßener Grünen-Stadtrat Armin Kuhn die Idee dazu. Doch erst mit einer höheren Einspeisevergütung und dem Einsatz einer dreiflügeligen Kaplan-Turbine rechnet sich die Anlage für die Süßener Ökostrom-Kraftwerksbetreiber.

Die Schaufelräder der Turbine lassen sich individuell auf vorhandene und nutzbare Wassermengen anpassen. Bei einer Fallhöhe von 3,30 Meter können variable Mengen von einem bis sechs Kubikmeter Wasser pro Sekunde so zur Stromerzeugung genutzt werden. Ein Computer steuert und eine Kamera überwacht die Anlage rund um die Uhr. Auf eine personalintensive Überwachung kann verzichtet werden. Was den Betreibern wiederum jährliche Kosten in Höhe von rund 50 000 Euro erspart. Rund 800 000 Euro hat die Kraftstation an der Fils gekostet. Geht die Stromrechnung der Ökostrom Süßen GmbH auf, dann können an kalkulierten 80 bis 100 Betriebstagen unter Volllast 600 000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt werden.

Der Hundesportverein Süßen – Nachbar am Kraftwerk – dürfte jetzt schon eine zufriedenstellende Stromrechnung aufweisen können. Am Tag der offenen Tür hat der Verein den Besucherstrom versorgt. Was im Festzelt trotz zeitweiligem bereits erwähntem, besucherbedingtem Hoch- und meteorologischem Tiefdruck problemlos und variabel gelang.

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