24 Windkraft in der Region

Die Grünen sehen eine Flaute bei der Windkraft

Autoren: ANDREAS PFLÜGER | StZ 24.06.2010




Kreis Göppingen. Doch zu den 25 stromerzeugenden Rotoren auf der Alb könnten noch einige weitere hinzukommen.

Im kommenden Spätherbst soll in Geislingen-Stötten, wo sich unweit der Wetterwarte bereits acht Rotoren drehen, eine weitere Windkraftanlage mit einer Nennleistung von 2,7 Megawatt in Betrieb gehen. Dieses Projekt hat allerdings nichts mit einem aktuellen Vorstoß der Grünen-Fraktion im Regionalparlament zu tun, die in einer Pressemitteilung „mindestens zehn zusätzliche Vorranggebiete für Windräder im Regionalplan" fordern.

Den Antrag „auf Durchführung einer Fachbehördenanhörung" an das Landratsamt hat vielmehr der Göppinger Pressenbauer Schuler gestellt, der, wie berichtet, zurzeit mit der Herstellung eines modernen Windradprototyps beschäftigt ist, um damit seine Produktpalette zu erweitern. „Wir liegen exakt im Zeitplan und haben bereits mit der Fertigung begonnen", sagt der Unternehmenssprecher Tobias Apfel. Man scharre aber keineswegs mit den Hufen, sondern könne den Lauf der Dinge abwarten, fügt er hinzu.

Abwarten, was die Zeit bringt, wollen die grünen Regionalparlamentarier indes nicht. „Das Land hat sich bewegt, das Verwaltungsgericht Stuttgart hat pro Windkraft geurteilt, nun muss der Verband Region Stuttgart folgen", erklärt der Schorndorfer Regionalrat Werner Neher. Auf der Schwäbischen Alb, im Welzheimer Wald, im Schurwald und auf andere Höhenzügen gebe es noch genügend Standorte für weitere Windenergieanlagen. Dass im Regionalplan lediglich 0,06 Prozent der Fläche als Vorranggebiete für Windkraftanlagen ausgewiesen sind, ist aus Sicht der Grünen eine reine „Verhinderungsplanung".

Konkrete Vorschläge für weitere Windradstandorte machen die Grünen ebenfalls. So könnten aus Sicht der Umweltpartei bei Schopfloch und Erkenbrechtsweiler im Kreis Esslingen sowie bei Aufhausen, Türkheim, Treffelhausen und in den Bereichen Reußenstein-Gruibingen-Mühlhausen sowie Drackenstein-Hohenstadt im Kreis Göppingen weitere Rotoren Strom erzeugen. Diese Gebiete seien teilweise schon bei einer früheren Untersuchung in der engeren Auswahl gewesen und böten die besten Windverhältnisse.

„Damit soll aber nicht ausgeschlossen werden, dass es auch noch andere geeignete Standorte gibt", betont Neher, der vor allem wieder Bewegung in die „festgefahrene Haltung" der Region bringen und die Flaute bei der Windkraft beenden will. Für den Göppinger Landrat Edgar Wolff kann, was den Stauferkreis angeht, von einer Flaute indes keine Rede sein. „Wir haben bei uns fünf Vorranggebiete mit 25 Anlagen, weil wir diese Form der Energiegewinnung für einen sehr guten Weg halten und uns der Albtrauf die besten Chancen dazu bietet", sagt Wolff.

In jedem Fall sei dieses wichtige und zukunftsweisende Thema aus seiner Sicht positiv besetzt, fügt Wolff hinzu. Nicht von ungefähr habe man die Nutzung erneuerbarer Energiequellen als strategisches Ziel im Leitbild des Landkreises festgeschrieben. „Sollte sich eine neue Anlage sinnvoll platzieren lassen, ohne dass sie die Aspekte des Natur- oder Landschaftsschutzes tangiert, werden wir unserer Vorbildfunktion weiterhin gerecht", fährt Wolff fort. Akuten Handlungsbedarf sehe er momentan aber nicht. In der Tat ist es so, dass im Landkreis Göppingen, von der Nennleistung der Windkraftanlagen her, bereits jetzt rund 18 000 Haushalte mit Strom versorgt werden können.

Aus Sicht der Grünen ließe sich dieser Anteil in Zukunft steigern, zumal neue Technologien weitere Standorte attraktiv machten. Außerdem seien ja gerade Firmen aus der Region mit der Entwicklung und dem Bau kompletter Windkraftanlagen für Schwachwindgebiete befasst. „Für uns ist das nicht zuletzt regionale Wirtschaftsförderung", erklärt Werner Neher.

Welche Bedeutung das neue Segment für die Firma Schuler haben wird, vermag Tobias Apfel noch nicht zu sagen. „Da die Entwicklung in Göppingen stattfindet und hier auch zahlreiche Bauteile gefertigt werden, hängen daran aber schon ein paar Arbeitsplätze", fährt der Firmensprecher fort.

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