01 Göppingen: GMA-Gutachten zum Einkaufszentrum

Jetzt beginnt das Feilschen um die Verkaufsfläche

Autor: KLAUS NONNENMACHER | StZ 01.07.2010


Göppingen Gemeinderäte sehen sich von einem Gutachten zum Einkaufszentrum am Bahnhof bestätigt.

Wie unterschiedlich man ein Gutachten lesen kann, wird jetzt an der Potenzialanalyse der GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung in Ludwigsburg) zum geplanten Einkaufszentrum am Bahnhof deutlich. Die Gemeinderatsfraktionen begrüßen die Aussagen der Fachleute durch die Bank. Sie fühlen sich, obwohl unterschiedlicher Meinung, durch die Expertise bestätigt.

Wie berichtet, kommen die Gutachter zu dem Schluss, dass das Einkaufszentrum nicht mehr als 12 500 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten sollte, was genug wäre für 15 handelsübliche Discounter oder 40 bis 50 Läden. Die Essener Immobiliengesellschaft MFI plant jedoch auf der Fläche des Güterbahnhofs und des Omnibusbahnhofs (ZOB), der dann verlegt werden soll, ein Shoppingcenter mit 20 000 Quadratmetern Fläche auf drei Etagen.

Die Grünen meinen, dass die bisherigen Studien zur Stadtentwicklung zu wenig berücksichtigt gewesen seien, sie finden diese aber jetzt im Gutachten wieder. Und ähnlich wie die Vereinigung unabhängiger Bürger hoffen sie, dass sich ein kleineres Einkaufszentrum auf dem bisherigen Areal des Omnibusbahnhofs realisieren lässt. Dann müsse man die Bahnhofstraße nicht verlegen und der neue Standort des ZOB gerate nicht zu weit vom Schuss.

Die FDP/Freien Wähler mahnen auch, man solle die neuen GMA-Vorgaben einhalten: „Nicht die Stadt muss centerverträglich, sondern das Center muss stadtverträglich sein", fordert Jürgen Schaile und rät „selbst ernannten Experten", die Obergrenze von 12 500 Quadratmetern zu beachten. Ganz so eng will dies Felix Gerber, der Fraktionschef der CDU aber nicht fassen. „Auch Gutachten muss man begutachten", orakelt er. Es gebe offenbar unterschiedliche Herleitungen. „Jetzt beginnt das Feilschen um die Verkaufsflächen", prophezeit Christoph Weber. Er scheint Recht zu bekommen. Die CDU und die SPD haben inzwischen einen kleinen Informationsvorsprung. Bei ihnen hat am Dienstag Stefan Berg von der MFI vorgesprochen und die Sicht des potenziellen Investors dargelegt.

Bei der MFI stößt das GMA-Gutachten auf Unverständnis. Der Investor hatte im vorigen Herbst selbst eine Martkanalyse in Auftrag gegeben, und zwar bei den Konsumanalysten der GfK Geomarketing in Nürnberg. Diesen Gutachtern habe er nun auch das GMA-Gutachten vorgelegt, so Berg. „Wir stellen fest, dass inhaltlich und methodisch in dieser Untersuchung viele Fragen offen sind." So gehe die GMA von einem Einzugsgebiet von 196 000 Einwohnern aus. „Wir legen aber 276 000 Einwohner zu Grunde. Die GMA bezieht nicht ein, dass man auch aus diesem größeren Gebiet Umsatz erzielen kann. Die rechtlichen Grundlagen erlauben dies", so Berg. Er kritisiert auch, dass die GMA die Umverteilung der Umsätze in der Stadt vom bestehenden Einzelhandel auf das neue Center mit höchstens zehn Prozent angebe.

Die MFI hat jetzt ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben, das Berg zufolge bis zum 13. Juli vorliegen soll. Anders als die GMA, die geprüft hat, welche Sortimente mit welchen Verkaufsflächen verträglich wären, will die MFI zeigen, welche Auswirkungen das größere Einkaufszentrum hätte. „Dann wird man weitersehen", so Berg. Er lässt aber durchblicken, dass sich die Investition für seine Firma erst ab einer gewissen Größe rechne. Seine Bedenken kann er morgen in Göppingen vortragen. Wenn der Arbeitskreis Einkaufszentrum aus Vertretern der Verwaltung und des Gemeinderats tagt, sind Vertreter der GMA und der MFI dabei.

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