17 Grüne LandtagskandidatInnen nominiert

Grüne Kampfansage an Schwarz-Gelb

Partei kürt Jörg Fritz (Göppingen) und Bernhard Lehle (Geislingen) als Landtagskandidaten

Autor: HELGE THIELE | NWZ 17.07.2010



Begleitet von massiver Kritik an der Politik von CDU und FDP haben die Grünen ihre Landtagskandidaten für die Wahlkreise Göppingen und Geislingen gewählt: Jörg Matthias Fritz und Bernhard Lehle.

Kreis Göppingen. Über der Nominierungsversammlung der Kreis-Grünen lag ein Hauch von Urlaubsstimmung. Der Besuch war mit rund 20 Mitgliedern ziemlich überschaubar, da manche Mitglieder offenbar Besseres im Sinn hatten, als den Sommerabend auf einer Parteiveranstaltung zu verbringen. Auch der Duft nach Souvlaki und Gyros erinnerte eher an ein gemütliches Essen mit Freunden und nicht an ein wichtiges politisches Treffen.

Die Stimmung war gelöst, doch der Ernsthaftigkeit, mit der sich die Grünen-Basis am Mittwoch im griechischen Restaurant „Orakel“ in Göppingen auf den Landtagswahlkampf einstimmte, tat dies keinen Abbruch. Ohne Gegenstimme und Enthaltung wurden Jörg Matthias Fritz und Bernhard Lehle als Landtagskandidaten gekürt – Fritz für den Wahlkreis Göppingen und Lehle für den Wahlkreis Geislingen. Als Zweitkandidaten wurden die 19-jährige Anne Kräuter (Göppingen) und die 48-jährige Petra Csiky gewählt. Vor allem Fritz hielt eine kämpferische Rede, für die er viel Applaus bekam. Seit 2009 Vorsitzender der Grünen in Göppingen, attackierte der Dozent für Deutsch als Fremdsprache die schwarz-gelbe Regierung in Land und Bund. Der 50-Jährige warf CDU und FDP in der Atompolitik „Lug und Trug“ vor. Wer die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern wolle, führe das Land in den „wirtschaftlichen Abstieg“, da der Ausbau der erneuerbaren Energien – und damit eine für den überfälligen ökologischen Wandel wichtige Zukunftstechnologie – blockiert werde. Landesumweltministerin Tanja Gönner habe das Thema Windkraft schlichtweg „verschlafen“, so Fritz, der zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in Baden-Württemberg gehört und vor seinem Umzug nach Göppingen in Nürtingen und Esslingen kommunalpolitisch für die Partei aktiv war.

Heftige Kritik übte Fritz am Bahnprojekt Stuttgart 21, mit dessen Bau in Kürze begonnen werden soll. „Wir brauchen keinen Größenwahn und keine Prestigeobjekte. Für jeden klugen Verkehrspolitiker ist das Projekt kontraproduktiv“, meinte Fritz und bezeichnete den SPD-Politiker und Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Drexler als „Hofnarr“.

Fritz sprach sich auch gegen den Bau neuer Straßen aus. Der Jungen Union und der CDU im Kreis warf er wegen der „Eislinger Erklärung“ vor, „übelste Demagogie“ zu betreiben und Migranten zu diffamieren. „Lasst uns die schwarz-gelbe Regierung aus dem Amt jagen, so wie das unsere Freunde in Nordrhein-Westfalen getan haben“, rief Fritz den Parteimitgliedern zu.

Bernhard Lehle, Vorsitzender der Grün-Alternativen-Liste in Geislingen, Gemeinderat seit 1994 und seit 1998 Fraktionssprecher, fühlt sich durch seine Bundestagskandidatur 2009 angespornt, erneut als Spitzenbewerber ins Rennen zu gehen – diesmal als Landtagskandidat für den Wahlkreis Geislingen. Lehle nannte die Sozialpolitik der CDU/FDP-Regierung „schizophren“, für die Politik der Liberalen hatte der 48-Jährige nur zwei Worte übrig – „total verheerend“. In der Umweltpolitik seien die Grünen die „Kompetenten“, so Lehle, und auch im Bereich Wirtschaft sei die Partei nun auf dem Weg, „Marktführer“ zu werden. Der Kreisvorsitzende der Grünen, Walter Kißling, überreichte den Kandidaten eine gelbe Rose, „damit für Euch die Sonne aufgeht“. Kißling stellte klar: „Wir wollen regieren. Wir setzen auf Sieg“ Die Grünen hätten gute Konzepte, dürften aber im Wahlkampf nicht den Fehler begehen, falsche Versprechungen zu machen. „Die Menschen erwarten von uns Antworten auf Fragen, die Berlin nicht packt.“

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