28 Jebenhausen: Ortsumfahrung

Straße spaltet Jebenhausen

Gegner und Befürworter der geplanten Ortsumgehung im Clinch

Autor: ARND WOLETZ | NWZ 28.07.2010


Die geplante Westumfahrung soll Jebenhausen vom Verkehr entlasten. Doch auch einige Gegner der Umgehung haben sich schon formiert. Am Montagabend trafen Kritiker und Befürworter aufeinander.

Göppingen. Wie gespalten die Jebenhäuser Bevölkerung in Sachen Westumfahrung ist, zeigte sich am Montagabend. Im Gemeindehaus der St. Andreä-Kirche ging es kontrovers, aber weitgehend sachlich zu. Die „Interessengemeinschaft Contra Westumgehung“ hatte die Veranstaltung mit dem Göppinger Tiefbauamtschef organisiert. Doch auch etliche Befürworter waren unter den etwa 80 Besuchern. 180 Haushalte entlang der Ortsdurchfahrt leiden unter Lärm und Gestank. Sie stärkten mit ihren Beiträgen immer wieder Helmut Renftle, Leiter des Fachbereichs Tiefbau, Umwelt und Verkehr der Stadt Göppingen, den Rücken. Seit Jahren wird um die Straße gekämpft, kurz vor dem Planfeststellungsverfahren kocht die Debatte wieder hoch.

Renftle erklärte zunächst erneut die Entwürfe des Landes für die knapp 2,7 Kilometer lange Strecke. Sie beginnt an einem Kreisverkehr bei der heutigen Abzweigung zur Klinik am Eichert. Die Strecke biegt nach Westen ab, überquert mit einer mehr als 100 Meter langen Brücke das Fulbachtal. Dann führt sie in einem weiten Bogen zwischen Sportplatz und Friedhof hindurch und in einem Geländeeinschnitt nach Süden, bevor sie nach einem Abschnitt auf einem Damm und einer weiteren Brücke über den Heimbach beim Brunnenbetrieb wieder auf die alte Trasse trifft.

Renftle machte deutlich, dass es trotz anders lautender Vermutungen der Kritiker das oberste Ziel der Stadt sei, die enge Jebenhäuser Ortsdurchfahrt vor dem Verkehrsinfarkt zu bewahren. 20 000 bis 22 000 Fahrzeuge rollen täglich durch den Ort, die Prognosen für die nächsten Jahre gehen von knapp 25 000 Autos aus. Damit sei die L 1214 in Jebenhausen eine der am meisten befahrenen Ortsdurchfahrten im Zuge einer Landesstraße in ganz Baden-Württemberg. Eine Entlastungsstraße berge große Chancen für die Neugestaltung im Ort, die dann in den Händen der Stadt liege.

Die Gegner der neuen Straße, die sich in der Interessengemeinschaft Contra Westumgehung zusammengeschlossen haben, vermuten hingegen das Ziel, eine schelle Verbindung von der A8 zur A7 zu schaffen. Sie fürchten unter anderem die Versiegelung der Fläche von 32 000 Quadratmetern, die Zerstörung des Naherholungsgebietes und die Schaffung eines Autobahnzubringers, der letztlich noch mehr Verkehr anzieht – zum Schaden von Bezgenriet, Göppingen, Rechberghausen und Wäschenbeuren. Sie bezweifelten auch, dass sich bei einer geschätzten verbleibenden Verkehrsmenge von gut 10 000 Fahrzeugen im Ortskern viel verbessere. Statt einer neuen Straße schlugen sie eine Geschwindigkeiteitsreduzierung vor. Tempo 30 werde nicht genehmigt, erklärte Helmut Renftle und wies die Vorwürfe entschieden zurück, die Stadt habe für die Ortsdurchfahrt jahrelang nichts getan. Der Tiefbauamtschef wies darauf hin, dass die Stadt sich auch bereit erklärt habe, den Lärmschutz zwischen der Umgehungsstraße und dem Ort auf eigene Kosten aufzustocken. Außerdem liege das Wohngebiet Lachen, aus dem viele der Neubaugegner kommen, fast 300 Meter von der neuen Umfahrung entfernt, deutlich weiter als von der heutigen Ortsdurchfahrt. Zum Schutz der Mineralwasservorkommen werde die Straße so gebaut, als würde sie in einem Wasserschutzgebiet liegen, erläuterte Renftle. Die von der Interessengemeinschaft kritisierte Behandlung des Oberflächenwassers sei ebenfalls Standard.

Renftle machte immer wieder darauf aufmerksam, dass das Land und das Regierungspräsidium die planenden Behörden seien. Deshalb könne er über Finanzierung und Zeitpunkt der Verwirklichung nichts sagen. Die Kritiker hatten befürchtet, dass sich wegen der knappen Kassen der Bau ewig verzögern könne und deutlich teurer werde. Gunnar Herbert, Leiter des Amtes für Grünordnung und Umweltschutz, machte deutlich, dass die Planungen wegen der Umweltschutzbelange mehrfach angepasst worden sei. Außerdem seien Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen des Planverfahrens vorgesehen.

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Planfeststellung und Ausgleich für Natur-Eingriffe

Autor: | NWZ 28.07.2010


Zur Abwägung aller öffentlichen und privaten Belange hat das Regierungspräsidium jetzt das Planfeststellungsverfahren für die neue L 1214 westlich von Jebenhausen eingeleitet.

In einer gestern versandten Pressemitteilung verdeutlicht die Behörde, dass 57 bis 60 Prozent des Verkehrsaufkommens Durchgangsverkehr sei.

Die Straße sei Autobahnzubringer und Hauptzubringer zwischen dem Voralbgebiet und Göppingen. Die Kosten werden vom RP auf zwölf Millionen Euro geschätzt – das ist allerdings der Stand von 2006.

Ab 13. September werden die Pläne ausgelegt. Betroffene können bis 26. Oktober Anregungen oder Einwendungen vorbringen.

Das Verfahren sieht Ausgleichsmaßnahmen für den Eingriff in die Natur vor. So sollen die nicht mehr benötigten Staßenabschnitte renaturiert werden (etwa im Gewerbegebiet), ein abgestufter Waldrand an der Eichertstraße aufgebaut, der Autenbach bei der Kleingartenanlage naturnah gestaltet, Biotope vernetzt sowie Streuobstwiesen und Hecken angelegt werden.

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