04 Burg Hohenstaufen

Keine Mehrheit für die Burg

Fraktionschefs glauben nicht an Wiederaufbau auf dem Hohenstaufen

Autor: TOBIAS FLEGEL | NWZ 04.09.2010



Es fehlt an Plänen der einstigen Herrscherresidenz und am Geld. Die Führungsspitzen der Fraktionen im Göppinger Gemeinderat sehen kaum Chancen für eine zweite Geburt der Burg auf dem Hohenstaufen.

Göppingen. Es sind deutliche Worte, die die Fraktionsvorsitzenden im Göppinger Gemeinderat für die Idee finden. „Der Wiederaufbau ist eine Illusion“, sagt Rolf Daferner. Der Führungsmann der Göppinger FDP und Freien Wähler kann dem Vorschlag weder etwas abgewinnen noch kann er sich vorstellen, wie ein solcher zu verwirklichen ist. „Eine Burg auf dem Hohenstaufen wäre zwar schön, aber wer sollte sie errichten“, fragt er. Das Projekt hat für den Fraktionschef keine Aussicht auf Erfolg und somit begräbt er es wieder.

Der Mann an der Spitze der Göppinger SPD winkt ebenfalls ab. Emil Frick bezeichnet das Ansinnen wahlweise als „hellen Wahnsinn“ oder „Humbug“. Die Wiedererrichtung der einstigen Hohenstauferresidenz sei schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil das Geld dafür fehle. Besser und erfolgversprechender ist für den Fraktionsvorsitzenden dagegen eine „moderne“ Vermarktung von Göppingens Vergangenheit. Stadt, Landkreis und Land sollten gemeinsam Wege für eine Erinnerung an die Staufer und deren Geschichte finden. Außerdem erinnert Frick an den Dokumentationsraum am Fuße des Hohenstaufens, den die Stadt mit etlichen Euro aufgepeppt habe.

Felix Gerber, Chef der CDU in Göppingen, ist ebenfalls skeptisch „Die Idee hört sich fantastisch an, ist aber unrealistisch.“ Für einen Wiederaufbau fehlten die Informationen über das historische Vorbild und Geld. „Wenn jemand bereit ist zu investieren, stelle ich mich dem Vorhaben nicht in den Weg“, sagt Gerber. Stadt und Kreis sollten keinen Euro dafür in die Hand nehmen. Der CDU-Chef besteht allerdings darauf, dass ein möglicher Wiederaufbau dem einstigen Staufersitz gleicht: „Die Burg sollte aussehen wie früher.“ Falls genaue Pläne auftauchten, könne die Festung langfristig wieder errichtet werden – ähnlich dem Projekt im französischen Guédelon. Allerdings ist Gerber der Meinung, dass es momentan wichtigere Aufgaben zu lösen gibt in Göppingen. Der Gemeinderat müsse den richtigen Standort für das Hotel finden und Entscheidungen über das geplante Einkaufszentrum in der Stadt treffen.

Grünen-Chef Christoph Weber hält von einem Wiederaufbau nichts. Die vorhandenen Reste der Burg seien ausreichende Zeichen der Vergangenheit. Diese sollten weiter gepflegt und die Gaststätte auf dem Hohenstaufen zu einem Ziel für Wanderer und Besucher werden. „Die Grünen begrüßen aber, dass sich die Göppinger ihrer Geschichte bewusst sind“, sagt Weber.

Sanftere Töne schlägt VUB-Chef Wolfram Feifel an: „Die Idee ist nicht schlecht.“ Doch auch für ihn hängt der Erfolg des Vorhabens von genauen Plänen und der Finanzierung ab. Darüber hinaus bezweifelt Feifel, dass sich genügend ehrenamtliche Helfer finden, die die Burg mit aufbauen. Und auch der VUB-Vorsitzende will bei einem Punkt keinen Kompromiss eingehen: „Auf den Hohenstaufen gehört kein Disneyland in rosa-blassblau.“

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