07 Stuttgart 21 und S-Bahn

S-Bahn dank Stuttgart 21?

Göppingen Grüne und SPD streiten über den Ausbau des Nahverkehrs.

Autor: EBERHARD WEIN | StZ 07.09.2010

Während in anderen Kreisverbänden der SPD die Zweifel an Stuttgart 21 (S 21) wachsen, bleiben die Göppinger Sozialdemokraten bei der Stange. Den wichtigsten Grund dafür hat Göppingens Erster Bürgermeister Jürgen Lämmle jetzt auf den Punkt gebracht. Der seit Jahren geforderte Anschluss des Landkreises an das Stuttgarter S-Bahn-Netz, so erklärte der SPD-Regional- und Kreisrat, erhalte durch den Baubeginn am Stuttgarter Bahnhof Rückenwind.

Bei den Grünen hat der sonst auch von ihnen hoch geschätzte Bürgermeister damit heftige Reaktionen ausgelöst. Wie Lämmle darauf komme, dass S 21 Vorteile für den Ausbau der S-Bahn nach Göppingen bringe, sei ihm schleierhaft, erklärte der Landtagskandidat Jürgen Matthias Fritz und rief zu weiteren Demonstrationen auf: „S 21 schluckt Unsummen, die an anderer Stelle fehlen. Zum Beispiel für den Ausbau der S-Bahn nach Göppingen."

Lämmle rechnet allerdings anders. Durch die Neubaustrecke zwischen Stuttgart und Ulm würden auf der vielbefahrenen Filstalroute Kapazitäten frei. Erst dadurch könne dort ein S-Bahn-Betrieb im 30-Minuten-Takt realisiert werden. Ansonsten müsse im Filstal ein drittes Gleis gebaut werden – geschätzte Kosten: 70 Millionen Euro. Dies sei zwar deutlich weniger als die 2,9 Milliarden Euro für die Neubaustrecke, räumte Lämmle ein, andererseits sei bis jetzt völlig unklar, wer das dritte Gleis bei einem Verzicht auf S 21 finanzieren würde. Ähnlich sieht es der Verkehrsplaner des Landkreises. „Die S-Bahn nach Göppingen ist erst möglich, wenn S 21 kommt", sagte Jörg-Michael Wienecke.

Der Bau des Tiefbahnhofs sei also nicht nur „ein Zukunftsprojekt zur Integration der Region Stuttgart in das europäische Schnellbahnnetz, sondern auch eine historische Chance für den Landkreis Göppingen, eine S-Bahn zu erhalten", sagte Lämmle. Deren Fehlen werde immer mehr zum Standortnachteil. „Beim Wettbewerb um hochqualifizierte Fachkräfte haben Betriebe im Filstal wegen des fehlenden S-Bahn-Anschlusses schlechtere Ausgangsbedingungen als ihre Konkurrenten in der übrigen Region", sagte Lämmle.

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