Göppinger Stuttgart-21-Gegner am Start
Auch in der Hohenstaufenstadt hat sich ein Aktionsbündnis gegen das Bahnprojekt gebildet
Autor: BIRGIT REXER | NWZ 09.09.2010
Auch in Göppingen formiert sich der Protest gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21. Erste Aktion soll eine Informationsveranstaltung im Rahmen des Stadtfestes am kommenden Samstag sein.
Göppingen. Mit der großen Resonanz hatten die Initiatoren der ersten Veranstaltung nicht gerechnet. Bei dem ersten Treffen der Göppinger Initiative gegen Stuttgart 21 platzte das Nebenzimmer der Pizzeria Frühlingsau aus allen Nähten und für viele der rund 40 Teilnehmer gab es nur noch Stehplätze im Gedränge. Für Walter Kißling, den Kreisvorsitzenden von Bündnis 90/ Die Grünen, bedeutete die Veranstaltung ein Wiedersehen mit zahlreichen Weggefährten aus der Protestbewegung. Entsprechend schnell kristallisierten sich auch die ersten Beschlüsse heraus.
„Wir sollten Ideen sammeln und besprechen, wer welche Aufgaben übernimmt“, so Kißling, der die zum Teil nicht nur aufgrund der hohen Raumtemperatur hitzige Diskussion leitete. Relativ schnell war klar, dass die Anwesenden ein parteiübergreifendes Aktionsbündnis anstreben. „Der Protest in Stuttgart klappt deshalb, weil er überparteilich ist und deshalb einen breiten Konsens findet“, so ein Teilnehmer, der auch regelmäßig an den Demonstrationen gegen Stuttgart 21 in Stuttgart teilnimmt. „Wir können nur Erfolg haben, wenn wir alle zusammenarbeiten und die Parteipolitik in den Hintergrund tritt“, war auch Christian Stähle, Göppinger Stadtrat der Linken, überzeugt. Auch Vertreter der meisten anderen Parteien, von der SPD über zahlreiche Parteimitglieder der Grünen bis hin zu der FDP nahmen an der Versammlung teil.
Breite Zustimmung fand der Vorschlag einer Informationsveranstaltung im Rahmen des Göppinger Stadtfestes. „Bei Gesprächen ist mir aufgefallen, dass viele Leute nicht wissen, was Stuttgart 21 für sie bedeutet“, so Bernhard Lehle (Bündnis 90/Die Grünen). Um das zu ändern wollen die Teilnehmer des Göppinger Aktionsbündnisses in erster Linie über die Auswirkungen des Großprojektes für das Filstal informieren. „Alle Fragen nach den Auswirkungen auf das Filstal werden nur vage beantwortet. Gewissheit werden wir erst in 15 bis 20 Jahren haben“, so die Kreisrätin der Grünen, Martina Zeller-Mühleis. Auf die Bedeutung des Widerstandes gegen das Bahnprojekt auch außerhalb von Stuttgart wies Walter Bader hin. „Wenn es zu einem Volksentscheid kommen sollte, stimmen alle Bürger über Stuttgart 21 ab, auch in Lörrach und Isny“, erklärte er. Die SPD-Fraktion will den Vorschlag über einen Volksentscheid im Laufe dieser Woche in den baden-württembergischen Landtag einbringen. „Da ist es wichtig, wie wir den Widerstand in der Fläche umsetzen“, so Zeller-Mühleis. Darüber waren sich die Mitglieder des Aktionsbündnisses noch nicht ganz einig. Während die einen für spontane Aktionen wie Flashmobs, eine kurzfristige Verabredung vieler Menschen über soziale Online-Netzwerke und „Krachmachen vor dem Göppinger Rathaus oder der Bepo“ stimmten, sahen andere die Beteiligung der Bevölkerung an Protestaktionen und die Information der Bürger im Vordergrund. „Wir sollten bewährte Elemente aus Stuttgart übernehmen“, forderte ein Teilnehmer einen wöchentlichen „Schwabenstreich“ in Göppingen. Neben der Vorbereitung einer Aktion zum Stadtfest wird sich das Aktionsbündnis um Walter Kißling in den nächsten Tagen enger vernetzen und weitere Aktionen planen.
Eine weitere Idee steht bereits im Raum. Ende September hat Ministerpräsident Stefan Mappus geplant, mit der Landtagsabgeordneten der CDU, Nicole Razavi in Schlat zu wandern. Bei dieser Gelegenheit wird sich Ministerpräsident Mappus nicht nur über die reizvolle Landschaft unterhalten, sondern voraussichtlich auch über Schnellbahntrassen und Milliardenprojekte. Für die Teilnehmer des Aktionsbündnisses steht nämlich auf jeden Fall bereits fest: Wir wandern mit.