10 Laufzeitverlängerungen

Stölzle: Atompolitik bremst Ökostrom

Mögliche Netzübernahme nicht betroffen

Autor: DANIEL GRUPP | NWZ 10.09.2010

Eine dezentrale Energieversorgung und längere Laufzeiten für Atomkraftwerke passen nach Ansicht von Bürgermeisters Stölzle nicht zusammen.

Donzdorf. Viele Kommunen erwägen derzeit, ob sie das Stromnetz auf der eigenen Gemarkung den Energieversorgern abkaufen. Das Ende der Konzessionsverträge im Jahr 2013 hat das Thema auf die Tagesordnung gebracht, wegen der Kündigungs- und Ausschreibungsfristen werden Vorentscheidungen schon 2010 fallen. Früh positioniert hat sich die Stadt Donzdorf, die gemeinsam mit Eislingen, Süßen, Salach und Ottenbach untersuchen ließ, ob sich der Netzkauf wirtschaftlich lohnen würde. Wie berichtet, kamen die Gutachter zum Ergebnis, dass sich die Investition rentiert.

An dieser Aussage der Studie ändert die von der schwarz-gelben Bundesregierung beabsichtigte Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken nichts, erklärt der Donzdorfer Bürgermeisters Martin Stölzle. „Im engeren Sinne“ sei der Netzkauf nicht betroffen, „weil es um eine reine Netzübernahme geht. Da ist es egal, welcher Strom durchs Netz fließt“. Allerdings müsse man differenzieren. Denn der Bürgermeister sieht in der Netzübernahme einen ersten Schritt. Der Handel mit Strom und die Produktion könnten als zweiter und dritter Schritt folgen. „Wenn man die Stadtwerke konsequent zu Ende denkt, kommt man sicher einmal an den Punkt: Energieproduktion ja oder nein“, stellt Stölzle eine mögliche Entwicklung dar. Die stärkere Nutzung regenerativer Energiequellen und das Ziel einer Dezentralisierung der Energieversorgung beiße sich mit der Laufzeitverlängerung, findet der Bürgermeister. Denn, wer jetzt in regenerative Energien investiere, müsse sich überlegen, ob es sich noch lohnt, wenn der billigere Atomstrom länger am Markt bleibt. Mit der Laufzeitverlängerung kämen nämlich neue Mengen auf den Markt, damit änderten sich die Voraussetzungen für Investitionen zum Beispiel in Kraft-Wärme-Anlagen oder in Kraftwerke, die Klärgas nutzen. „Da muss man mit spitzem Bleistift rechnen.“

Er hätte sich „ eine stärkere Unterstützung für regenerative Energiequellen gewünscht“, bedauert Stölzle die Entscheidung. Er ist der Überzeugung, dass die Zukunft der regenerativen, dezentralen Energieversorgung gehört. Stölzle hofft daher, dass in Berlin noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, zumal ungeklärt sei, welchen Einfluss Bundesrat und Bundestag nehmen werden. Vielleicht werde ein Förderprogramm für die dezentrale Erzeugung von Ökostrom aufgelegt, hofft er. Zudem werde man sehen, wie der Markt auf die AKW-Entscheidung reagiert: „Vielleicht wollen die Kunden vermehrt grünen Strom.“

Donzdorf und seine vier Partnerkommunen wollen sich im Oktober in einer Großveranstaltung mit Gemeinderäten und Vertretern der Energiewirtschaft über das weitere Vorgehen informieren. Zum Jahresende soll dann ein Beschluss fallen.

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