14 Göppinger gegen S21

Gegner gründen Aktionsbündnis

Autor: EBERHARD WEIN | StZ 14.09.2010

Göppingen. Der Konflikt über Stuttgart 21 schwappt jetzt auch in den Landkreis Göppingen. Die örtliche FDP wirft den Grünen Verhinderungspolitik vor.

Der Protest gegen Stuttgart 21 hat jetzt auch den Landkreis Göppingen erreicht. Heute Abend trifft sich im Märklinsaal der Göppinger Stadthalle das neu gegründete Aktionsbündnis Göppinger gegen S 21. Ziel der Zusammenkunft sei es, weitere Aktionen zu planen und mindestens zwei Sprecher zu wählen, sagt Walter Kißling. Bis jetzt hat er dieses Amt kommissarisch inne. Er möchte es aber „so schnell wie möglich wieder loswerden". Ansonsten könnten Zweifel an der Überparteilichkeit des Aktionsbündnisses aufkommen. Schließlich ist Kißling schon Kreisvorsitzender der Grünen.

Dass seine Partei bei der Gründung des Bündnisses Pate gestanden hat, kann Kißling allerdings nicht leugnen. „Wir von den Grünen haben die Initiative ergriffen", sagt er. Schon lange habe man sich im Göppinger Kreisverband mit dem Thema beschäftigt. In der Öffentlichkeit sei man allerdings kaum auf Resonanz gestoßen: „Wir hatten wenig Echo." Erst mit dem Beginn der Großdemonstrationen in Stuttgart stieg das Interesse. Auch etliche Göppinger fahren regelmäßig zu den Montags- und Freitagskundgebungen. Treffpunkt ist immer am Göppinger Bahnhof. „Beim letzten Mal waren wir 15 Leute", sagt Kißling. Bei der Gründung des Aktionsbündnisses in der vergangenen Woche waren es sogar 50.

„Wir wollen die Bedeutung der Diskussion für den Kreis Göppingen herausstellen", sagt Kißling. Dabei spielt die Schnellbahntrasse nach Ulm eine entscheidende Bedeutung. Wird sie nicht gebaut, schwänden auch die Hoffnungen der Göppinger auf einen Anschluss ans Stuttgarter S-Bahn-Netz, erklärte erst jüngst der Göppinger Sozialbürgermeister und SPD-Regionalrat Jürgen Lämmle, der zu den Befürworter von Stuttgart 21 zählt. Denn nur durch die Herausnahme der ICE-Züge gebe es auf der Filstalbahn genügend Kapazität für einen 30-minütigen S-Bahn-Takt.

„Wir sehen das anders", sagt Kißling. Schließlich habe der Landkreis in einer Machbarkeitsstudie auch Varianten prüfen lassen, die ohne die Neubaustrecke auskommen. „In diesem Fall muss eben zwischen Plochingen und Reichenbach ein drittes Gleis gebaut werden", sagt Kißling. Vor der Grundsatzentscheidung für einen Streckenneubau entlang der Autobahn war eine solche Alternativroute unter dem Namen Krittian-Trasse diskutiert worden.

Für den Fraktionsvorsitzenden der FDP im Göppinger Gemeinderat, Rolf Daferner, setzen die Göppinger Grünen mit der Gründung der Aktionsgemeinschaft ihre Verhinderungspolitik fort. Bei den großen Entscheidungen der vergangenen zehn Jahre – der Umgestaltung der Göppinger Mitte, dem Umbau der Hohenstaufenhalle zur EWS-Arena und der Ansiedlung der Firma Kleemann im Stauferpark – hätten die Grünen mit Nein gestimmt. Zum Glück sei die Mehrheit im Gemeinderat jeweils anderer Meinung gewesen, sagte Daferner.

Krittianplan Ursprünglich sah der Bundesverkehrswegeplan vor, für die Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Stuttgart und Ulm die Bestandsstrecke zu ertüchtigen. Kernpunkte dieses Konzepts des damaligen Chefplaners der Bahn, Professor Ernst Krittian, waren ein viergleisiger Ausbau im Filstal und eine Begradigung verschiedener Streckenabschnitte.

Probleme Wegen der dichten Bebauung im Filstal müssen entlang der Bahnlinie Häuser fallen, selbst wenn nur ein drittes Gleis hinzukommt. Dadurch drohen auch hier Proteste und eine Kostenexplosion. kew

zur Website des Aktionsbündnisses "Göppinger gegen S21"….

zurück zur Presseübersicht September 2010…