17 Geislingen: Grüne Eisenbahnpläne

Wie die Bahnstrecke im Raum Geislingen ausgebaut werden soll

NWZ-DOKUMENTATION AUS DEM BAHN-GEGENGUTACHTEN DER GRÜNEN
Büro Vieregg-Rößler schlägt Varianten einer Neutrassierung mit Tunnels und Viadukt vor

Autorin: | NWZ 17.09.2010

Die Grünen lehnen die teure Schnellbahntrasse Wendlingen-Ulm ab. Ihr Gutachter schlägt als Alternative den Ausbau der Filstalstrecke vor.

Das von den Grünen beauftragte Büro Vieregg-Rößler plädiert auf der Bahnstrecke Süßen-Amstetten für Ausbauvarianten, die Tunnels und Viadukte beinhalten, ähnlich wie seinerzeit die K-Trasse. Das Gutachten im Wortlaut, leicht gekürzt:

„Von Süßen bis Kuchen hat die vorhandene Trasse einen fast geradlinigen Verlauf, so dass hier keinerlei Korrekturen der Linienführung notwendig sind. Doch angesichts der vielen und sehr engen Kurven, die nach der Durchfahrt durch den Bahnhof Kuchen bis zur Einfahrt in Amstetten dicht aufeinander folgen, können höhere Geschwindigkeiten als heute nur durch eine vollkommen neue Strecke mit großen Kurvenradien (für 210 bis 230 km/h) erreicht werden.

Hinsichtlich eines eventuell notwendigen 4-gleisigen Ausbaus der Teilstrecke von Süßen bis Geislingen müssten zunächst Fahrplan- und Kapazitätsstudien durchgeführt werden. Möglicherweise erübrigt sich die Behandlung dieses Themas auch, denn zur Zeit wird auf politischer Ebene ohnedies diskutiert, ob anstelle der bislang geplanten Linien-Fortsetzung nach Geislingen die zukünftige S-Bahn-Strecke ab Süßen sinnvollerweise nach Donzdorf geführt werden sollte.

Für die Neubaustrecke (NBS) zur Umfahrung des kurvenreichen Abschnitts südlich Kuchen bietet sich im Prinzip der folgende Trassenverlauf an: Südlich des Bahnhofs Süßen – je nach Variante auch südlich Kuchen – zweigt die NBS niveaufrei von der Altstrecke nach Südosten ab, unterfährt den Tegelberg in einem Tunnel, quert östlich von Geislingen das Roggental entweder direkt am Talgrund (Variante 1) oder auf einer mindestens 50 m hohen Brücke (Variante 2) und führt in einem Tunnel zum Bahnhof Amstetten hinauf. Die letztgenannte Variante hätte zusätzlich einen kurzen oberirdischen Verlauf im Längental und einen kurzen Tunnel unter der Bergnase zwischen Längental und Roggental. Wenn das Roggental auf Höhe des Talgrundes gequert wird, erhält der Tunnel in Richtung Amstetten eine so tiefe Lage, dass sein Bau aus hydrogeologischer Sicht als extrem schwierig einzustufen ist. Der bautechnische Schwierigkeitsgrad ist vermutlich vergleichbar mit dem geplanten Boßlertunnel der NBS Wendlingen – Ulm.

Bei der Variante mit Querung des Roggentals in mindestens 50 m Höhe auf einer Brücke werden zwar hydrogeologische Probleme vermieden. Doch eine solche Trassenführung hätte schwerwiegende Eingriffe in die beiden als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Talhänge des Roggentals zur Folge: Die Landschaft inklusive Flora innerhalb der beiden Naturschutzgebiete würde jeweils durch einen Tunnelmund plus einen Brückenkopf der Talbrücke und eventuell sogar auch noch durch Brückenpfeiler beeinträchtigt, was kaum genehmigungsfähig sein dürfte.

Als Alternative bliebe nur noch, von Süßen bis Amstetten eine NBS zu bauen, die südwestlich an Geislingen vorbei führt. Diese Trasse würde auf dem Talgrund das Filstal zwischen Süßen und Gingen schräg queren, südwestlich an Gingen, Kuchen und Geislingen-Altenstadt vorbei verlaufen und hierbei ständig ansteigen, mehrere Seitentäler queren, die dazwischen liegenden Bergvorsprünge in kurzen Tunnels unterfahren, auf einer zirka 80 Meter hohen und knapp 1 Kilometer langen Brücke das Filstal ein zweites Mal queren, und zwar zwischen Geislingen und Bad Überkingen, und schließlich in einem langen Tunnel den Bahnhof Amstetten erreichen. Die geologischen Verhältnisse wären ähnlich wie beim aktuell geplanten Albaufstieg der NBS Wendlingen – Ulm. Insbesondere die beiden Talquerungen des Filstals (einmal sehr schräg, das andere Mal auf einer hohen Brücke) und die dazwischen liegende Trasse am südwestlichen Hang des Filstals stellen schwerwiegende Landschaftseingriffe dar, die vermutlich auf massive politische Ablehnung stoßen werden. Eine Bündelung mit der geplanten, aber sehr umstrittenen B10 kommt trassierungstechnisch für diese ICE-Strecke ohnedies nicht in Frage, da die Kurvenradien der geplanten Straße zu eng sind.“

zur Presseerklärung des grünen Kreisvorstands hierzu…

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