30 Eislingen / Salach: Umgehungsstraße

Straßenpläne erzürnen Räte

Eislinger befürchten Nachteile durch geplante Umgehung von Salach

Autor: AXEL RAISCH | NWZ 30.09.2010

Auf heftige Kritik sind die Salacher Pläne zum Bau einer Umgehungsstraße bei den Eislinger Stadträten gestoßen. Die Eislinger wollen früher gefragt werden und befürchten vor allem Nachteile für ihre Stadt.

Eislingen. Die Gemeinde Salach plant eine Nord-West-Umfahrung von der Kreisstraße in Richtung Ottenbach zur Landesstraße in Richtung Eislingen. Das Vorhaben wird schon seit längerem verfolgt; erste Planungen für die Straße in Form eines Viertelkreises, die den Ortskern entlasten soll, gehen aufs Jahr 2004 zurück. Das Projekt tangiert auch Eislingen – direkt und indirekt. Ein Teil der Straße würde auf Eislinger Gemarkung verlaufen. Zudem rechnet die Stadt mit zusätzlichem Verkehr, denn die Umgehungsstraße soll Salachs Ortskern um etwa 3300 Fahrzeuge entlasten. Autos, die dann vermutlich vor allem über die Eislinger Osttangente rollen werden.

In der Eislinger Verwaltung und im Gemeinderat wurde man auf die Konkretisierung der Salacher Pläne erst aufmerksam als die NWZ am 30. Juli über die Behandlung des Themas im Salacher Gemeinderat berichtete, so lautete zumindest der Tenor am Montag in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) von Eislingen. Gewünscht hätte man sich in Eislingen freilich eine andere Informationspolitik der Nachbargemeinde, mit der es – etwa in der Mensafrage – immer wieder zu kleineren diplomatischen Verstimmungen kommt. In der Julisitzung in Salach hatte sich der dortige Gemeinderat auf eine Trasse festgelegt.

In der vorigen Woche waren nun Salachs Bürgermeister Bernd Lutz sowie Ortsbaumeister Hannes-Dietrich Keyn im Eislinger Baudezernat und haben dort die Trassenfrage besprochen. Am Montag berichtete Keyn dann im Eislinger ATU über den Stand der Dinge. Der Vertreter der Gemeinde Salach hatte in der Sitzung keinen leichten Stand. Stadtrat Eckehard Wöller (FWV) zollte ihm sogar Respekt für seinen Mut, dem Eislinger Gremium in dieser heiklen Frage Rede und Antwort gestanden zu haben. Denn die Eislinger Bürgervertreter waren fraktionsübergreifend verärgert über die späte Information durch die Gemeinde Salach. So widersprach etwa der CDU-Fraktionschef Erich Schwendemann Keyns Aussage es handle sich um „erste Planüberlegungen“ und verwies auf einen ihm vorliegenden Plan vom Juni 2009 in dem bereits von zwei Trassenvarianten die Rede gewesen sei. Inzwischen liegen drei Vorschläge für die Straßenführung vor. Entwickelt hat die Pläne das Ingenieurbüro Modus Consult aus Ulm.

Dass der Salacher Gemeinderat nun ausgerechnet diese Variante weiter verfolgen möchte, durch die Eislingen am stärksten betroffen wäre, stieß ebenfalls auf großen Unmut bei den Eislinger Stadträten. Sowohl Schwendemann als auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Peter Ritz, signalisierten klar, dass ohne eine Einbeziehung Eislingens in die Planungen und ohne die Berücksichtigung der Interessen Eislingens Salach mit keiner Zustimmung zu dem Projekt rechnen könne. Am drastischsten drückte es jedoch Eckehard Wöller, der Vorsitzende der Freien Wähler, aus: „Variante 1 können Sie vergessen, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. Den Verkehr, den sie rauskriegen, der landet bei uns.”

Ritz bemängelte besonders, dass der Fuß- und Radweg, den viele Schüler von und nach Eislingen nutzen, betroffen wäre. Schwendemann sieht erhebliche Probleme durch die dort vorhandene Wasserfassung und Gefahr für den Wasserschutz. Ritz brachte dann eine vierte Variante ins Spiel, die er als wirtschaftlich und ökologisch besser bezeichnete: eine Verlängerung der Salacher Karl-Laible-Straße.

Ulrike Haas (Grüne) betonte die Nachteile für Eislingen bei nur „überschaubaren Vorteilen“ für Salach. Eine Entlastung um stark 3000 Kraftfahrzeuge rechtfertige einen derartigen Flächenverbrauch nicht. Diese Anzahl der Autos, die Salach zur Aufwertung seiner Hauptstraße aus der Innenstadt bekommen möchte, sieht Schwendemann dann auf die Eislinger Beltstraße zukommen. Bürgermeister Klaus Heininger betonte, dass Eislingen für Gespräche immer bereit sei, aber auch eine frühzeitige Einbindung in die Planungsprozesse verlange. Die angeführten Bedenken aufzuarbeiten, zum Beispiel auch die Folgen für die landwirtschaftlichen Flächen in Eislingen, gab er Keyn als Hausaufgabe mit nach Salach.

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