14 Göppingen: Einkaufszentrum

MFI-Pläne stoßen auf Kritik

Einkaufszentrum: Grüne und VUB wollen geplante Größe nicht akzeptieren

Autor: HELGE THIELE, TOBIAS FLEGEL | NWZ 14.10.2010

Die Absicht von CDU, SPD und FDP/FW, die Göppinger Stadtverwaltung mit dem Investor MFI über den Bau eines Einkaufszentrums am Bahnhof verhandeln zu lassen, stößt bei Grünen und VUB auf Kritik.

Göppingen. Ob der Widerstand erfolgreich sein wird, ist angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Göppinger Gemeinderat fraglich. Dennoch halten die Fraktionen der Grünen und der Vereinigung Unabhängiger Bürger (VUB) mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg: Die Absicht von CDU, SPD und FDP/FW, die Stadtverwaltung mit dem Essener Investor MFI über den Bau eines Einkaufszentrums am Bahnhof verhandeln zu lassen, stößt bei Grünen und VUB auf massive Kritik. Der Arbeitskreis „Einkaufszentrum“, dem auch Mitglieder des Gemeinderats angehören, habe sich darauf verständigt, zunächst die für die Innenstadt verträgliche Größe und den Branchenmix abzuklären und dann dem Stadtparlament einen Vorschlag zu unterbreiten, betonte Christoph Weber gestern auf Anfrage der NWZ. „Die Bereitschaft von CDU und SPD, die Vorergebnisse des Arbeitskreises zu akzeptieren, ist offenbar nicht sonderlich ausgeprägt“, kritisierte der Vorsitzende der Grünen-Fraktion. Weber fühlt sich vom Investor MFI „brüskiert“, weil das Unternehmen einerseits mit der Stadtverwaltung allein weiterverhandeln wolle und zum anderen die neuen Pläne, die jetzt doch eine Verlegung des Busbahnhofs an die Gleise vorsehen, den Grünen bisher gar nicht vorgestellt habe. „MFI will keinen Dialog, keine Ausschreibung und keinen Investorenwettbewerb“, stellte Weber verärgert fest. Vor dem Hintergrund von 18 000 Quadratmetern Verkaufsfläche, die MFI am Bahnhof verwirklichen wolle, wäre es nach Webers Worten ein Fehler, wenn die Stadt sich allein auf MFI als potenziellen Investor fixiere. Experten hätten im Arbeitskreis nachvollziehbar dargelegt, dass ein Einkaufszentrum ab einer Größe von 9000 Quadratmetern zu Umsatzeinbußen des bestehenden Einzelhandels führe.

Die Ludwigsburger Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) empfiehlt in ihrem Gutachten, eine maximale Größe von 12 500 Quadratmetern. Diese Expertensicht gewinne noch mehr an Bedeutung, weil auch auf dem Weber-Areal neue Handelsflächen entstünden und die Stadtverwaltung darüber nachdenke, auch auf dem ehemaligen Gelände Möbel Braun neue Verkaufsflächen zuzulassen.

„MFI hat bisher nur den starken Mann gemacht“, urteilt Weber. Die optimale Lösung für ein innerstädtisches Einkaufszentrum sei noch nicht gefunden, „da preschen CDU und SPD vor“. Die Grünen fordern dagegen, „dass der Arbeitskreis seine gute Arbeit fortsetzt“. Weber mutmaßt, CDU und SPD wollten offenbar „möglichst schnell vollendete Tatsachen schaffen – aus Angst, dass es Erkenntnisse geben könnte, die gegen die Planung von MFI sprechen“.

Auch die VUB will den jüngsten Vorschlag von MFI nicht unterstützen. „Eine Größenordnung von insgesamt 18 000 Quadratmetern Verkaufsfläche tötet den Einzelhandel in Göppingen“, kritisiert der Fraktionsvorsitzende Wolfram Feifel. Diese Folge, glaubt er, nehme der potenzielle Investor „sehenden Auges in Kauf“. Um zu einer verträglichen Lösung zu gelangen, fordert Feifel, dass Stadträte und Verwaltung Klarheit schaffen: „Wir müssen MFI sagen, was wir wollen.“ Feifel selbst sowie sein Fraktionskollege Wolfgang Berge halten außerdem das Konzept von Sonae Sierra immer noch für eine gute Alternative. Doch auch dieser Investor müsse seinen Entwurf für den Standort Bleichstraße abspecken. Die VUB-Fraktion befürwortet eine Mall in der Größe wie von den Gutachtern der GMA empfohlen.

Die FDP/FW betrachtet die neuesten Pläne wohlwollender. „Es ist eine weitere Verbesserung, die machbar ist“, sagt Fraktionschef Rolf Daferner. Die vorgeschlagene Verkaufsfläche halten jedoch auch die Liberalen für übertrieben. Deshalb wollen sie zusammen mit der CDU und der SPD OB Guido Till beauftragen, mit MFI über die Größe des Gebäudes zu verhandeln. Die Schmerzgrenze ist für die FDP bei 15 000 Quadratmetern erreicht.

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