15 Kreistag: Biogas

Biogas könnte die Luft ausgehen

Energieform ist teuer – Warnung vor zu großen Kapazitäten

Autor: ARND WOLETZ | NWZ 15.10.2010

Die geplante Türkheimer Technologieplattform Bioenergie steht wegen hoher Kosten weiter auf der Kippe. Im Umweltausschuss des Kreistags wurden Stimmen laut, die vor dem Bau zu vieler Anlagen warnen.

Kreis Göppingen. Welche Zukunft haben Biogas-Anlagen im Landkreis Göppingen? Stoßen sie schon bald an wirtschaftliche Grenzen? Tatsache ist: Das Landratsamt hat die Genehmigung für das Millionenprojekt „Technologieplattform Bioenergie und Methan“ (TBM) bei Geislingen-Türkheim in trockenen Tüchern, sagte Landrat Edgar Wolff im Umweltausschuss. Dennoch ist es nach wie vor ungewiss, ob die als Vorzeigeprojekt gehandelte Anlage gebaut wird. Die Kosten waren, wie berichtet, auf 22,5 Millionen Euro taxiert worden. Die Ausschreibung hatte dann allerdings viel höhere Summen ergeben – und zwar so hohe, dass damit die wirtschaftliche Grundlage fehlte. Jetzt wird nachverhandelt. Die Entscheidung über die betriebswirtschaftliche Machbarkeit fällt am 24. November.

Im Ausschuss für Umwelt und Verkehr des Kreistages wies Wolfgang Berge, der als ehemaliger Chef des Bauherrn EVF das Millionenvorhaben einst auf den Weg gebracht hatte, darauf hin, dass vor allem die seit Beginn der wirtschaftlichen Erholung enorm gestiegenen Preise im Maschinenbau die Kosten derart in die Höhe getrieben hätten. Rolf Daferner (FDP) erinnerte daran, dass für einen wirtschaftlichen Betrieb auch die entstehende Wärme der Anlage genutzt werden müsse – und das sei am Standort Türkheim nicht ohne weiteres gewährleistet. Ob und wie die Energiepolitik der Bundesregierung mit Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke die Entscheidung für Biogasanlagen beeinflussen könnte, darüber waren sich die Kreisräte nicht einig.

Keinen Widerspruch gab es gegen die mehrfach genannte Sorge, dass man vorsichtig sein müsse, nicht zu viele Anlagen zu genehmigen, für die es vor Ort nicht genügend Biomasse gäbe. Die TBM beispielsweise würde für den geplanten Rund-um-die-Uhr-Betrieb etwa 56 Tonnen Biomasse pro Tag benötigen, rechnete Rolf Daferner vor. Konrad Rühle (Freie Wähler) verwies auf den Alb-Donau-Kreis, wo seiner Ansicht nach zu viele Anlagen zugelassen wurden. Dort müsse Biomasse sogar aus Tschechien herbeigekarrt werden. Das nannte er „grenzwertig“. Harald Wagner (Grüne) fand es außerdem „ethisch bedenklich“, dass in manchen solcher Anlagen auch Getreide zu Energie verarbeitet werde.

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