24 Eislingen: Baumpflanzungen

Die Lerche pfeift auf die Allee

Autor: KLAUS NONNENMACHER | StZ 24.11.2010

Eislingen. Der Gemeinderat verzichtet auf neue Bäume, weil weder Landwirte noch Umweltschützer sie wollen.

Nicht einmal der Stadtrat der Grünen, Holger Haas, seines Zeichens auch Sprecher des Eislinger Naturschutzbunds, hat jetzt dafür gestimmt, zwischen Eislingen und Salach 14 neue Bäume zu pflanzen, wie es die Stadtverwaltung vorgeschlagen hatte. Am Ende enthielt sich selbst Bürgermeister Klaus Heininger. Der Traum von neuen Alleen im Eislinger Nordosten ist damit ausgeträumt. Die Idee ist an einer Allianz aus Landwirten und Bodenbrütern gescheitert. Wie es so weit kommen konnte, ist eine längere Geschichte.

Sie beginnt mit dem Förderprogramm für einen Landschaftspark Region Stuttgart, der die Region ökologisch und touristisch aufwerten soll. Kommunale Maßnahmen bezuschusst die Region zu 50 Prozent. Eislingen hatte gleich mehrere Projekte in Anschlag gebracht, darunter die Pflanzung von zwei Baumalleen an den Verbindungswegen nach Krummwälden und Salach, die bislang vor allem von Äckern und vereinzeltem Gebüsch gesäumt sind.

Für geschätzte 48 000 Euro sollten mehr als 90 Bäume beidseits der Wege gesetzt werden. Der Antrag fand bei der Region Gefallen. Für dieses Jahr wurden 24 000 Euro an Fördermitteln zugesagt, daraufhin begannen die Feinplanungen und damit auch die Probleme. Zunächst stellte die Verwaltung fest, dass vor allem in Richtung Krummwälden, genau dort, wo die Allee gepflanzt werden soll, Strom- und Gasleitungen im Boden liegen. Relativ schnell fiel diese Allee dem Rotstift zum Opfer.

Noch hatte man ja die Trasse Richtung Salach entlang der Filstalroute zur Verfügung. Doch auch dagegen rührte sich Widerstand. In einem Gutachten verwiesen Vogelkundler auf geschützte Bodenbrüter wie Feldlerchen, von denen es dort drei bis vier Paare geben soll, sowie möglicherweise Rebhühner. Beide Vogelarten fangen mit Bäumen recht wenig an und fühlen sich auf dem flachen Land mit ein paar kleineren Gehölzen wohl. Allenfalls wenige Bäume in größeren Abständen wären vertretbar. Überdies fanden auch die Landwirte keinen Gefallen an der Idee, künftig mit ihren bis zu 15 Meter breiten Gerätschaften an Baumreihen vorbeirangieren zu müssen. Auch sie pochten auf große Lücken.

Die Stadtverwaltung reagierte auf diese Allianz und dünnte die geplante Allee, die ohnehin schon auf 33 Bäume geschrumpft war, weiter aus. Am Ende sollten es noch 14 schlank wachsende Ebereschen sein, die nur mehr einseitig zwischen Eislingen und Salach in Abständen von mindestens 30 bis zu mehr als 60 Metern gepflanzt werden. 3500 Euro hätte das kosten sollen, wovon die Region immer noch die Hälfte, nun also 1750 Euro, übernommen hätte. Im Gemeinderatsausschuss fand aber selbst die Miniallee keinen Befürworter mehr. Die einen hielten es mit der Feldlerche, die anderen mit den Landwirten, die beide immer noch zu sehr beeinträchtigt seien – und einige, darunter auch der Bürgermeister, fanden wohl, dass eine solche Rumpfallee den Ärger und das Geld nicht wert sei.

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