24 Voralb: Klimaneutrale Gemeinden

Vorreiter stecken sich neue Ziele

Voralb-Verband setzt auf Wettbewerb „Klimaneutrale Gemeinde“

Autor: JÜRGEN SCHÄFER | NWZ 24.11.2010

Die zehn Voralbgemeinden von Schlat bis Schlierbach stecken sich ein neues Ziel, das weit über das EU-Leuchtturmprojekt für erneuerbare Energien hinausgeht: Sie wollen ihren CO2-Ausstoß drastisch senken.

Bad Boll. Das Ziel ist ehrgeizig: Die Voralbgemeinden wollen sich auf den Weg zur klimaneutralen Gemeinde machen. Das heißt, dass der gesamte CO2-Ausstoß, der in einer Gemeinde entsteht, durch Vermeidung oder Kompensierung auf null gebracht oder wenigstens stark vermindert werden kann. Alle CO2-Quellen fallen dabei ins Gewicht: Wärme und Strom von privaten Haushalten, Gewerbebetrieben und öffentlichen Gebäuden, dazu der CO2-Ausstoß von Autos.

Für dieses Ziel will das Umweltministerium die Städte und Gemeinden im ganzen Land begeistern. Es hat einen Wettbewerb ausgelobt und lockt mit Fördergeldern. Preise gibt es auch, aber die sind nicht das eigentliche Ziel. Wichtig ist dem Ministerium, Strategien für den Kampf gegen den CO2-Ausstoß zu finden. Denn: „Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht.“ Das Zeitziel ist denkbar langfristig gefasst: Bis spätestens 2050 sollen die Maßnahmen greifen.

Der Gemeindeverband Raum Bad Boll ist darauf angesprungen. Der Verwaltungsrat der sechs Gemeinden wirbt für die Teilnahme und will die anderen vier mitziehen. Der Verband will damit noch draufsatteln auf seine Bemühungen in Sachen Klimaschutz. „Das soll die dritte Stoßrichtung werden neben dem EU-Leuchtturmprojekt und dem Klimaschutzmanagement der Gemeinden“, erklärt der Verbandsvorsitzende, Hattenhofens Bürgermeister Jochen Reutter. Seine Gemeinde kann sich sogar als Pionier betrachten: Sie ist seit 1993 Mitglied im Klimabündnis von Städten und Gemeinden.

Bei der Bewerbung können die zehn Gemeinden eine Menge in die Waagschale werfen: Dass sie bei erneuerbaren Energien und der Mobilität neue Wege gehen wollen, wie es im Leuchtturmprojekt beschrieben ist, zählt hier auch. Also Biomassenutzung für Strom und Wärme, neue Impulse bei der Mobilität mit interkommunalem Bürgerbus, Anrufsammeltaxi, Car-Sharing, Förderung der Elektrofahrräder, Verbesserung des Radwegenetzes. Punkten wollen sie auch mit dem Klimaschutzmanagement an öffentlichen Gebäuden, der Bürgerenergiegenossenschaft Voralb, der Sicherung der Kulturlandschaft und den Initiativen für regionale Produkte. Letzteres verbessert die CO2-Bilanz, weil regionale Produkte Transportwege sparen. Dafür trommelt schon lange die Evangelische Akademie Bad Boll, die auch mit Fotovoltaik einer ökumenischen Energiegenossenschaft bestückt ist.

Wird die Bewerbung als förderwürdig anerkannt, wird der Ansatz zu einer Studie ausgearbeitet. Profis erstellen dann eine CO2-Bilanz des Ist-Zustands und wollen Empfehlungen geben, wie der CO2-Anteil nach unten gedrückt werden kann. Wie die aussehen können, ist für den Verbandsvorsitzenden Reutter völlig unklar. „Das ist ein Stück weit Neuland.“

Gelingt der Sprung in den Wettbewerb, gibt es 70 Prozent Zuschuss. Die Gemeinden legen dann noch 80 Cent pro Einwohner drauf. Im Falle Dürnaus wären dies 1700 Euro. Erzielt die Bewerbung einen Preis, gibt es die Studie zum Nulltarif. Reutter ist optimistisch, dass es zur Förderung reicht: „Ich denke, dass wir bei der Musik spielen.“

Derzeit läuft die Beschlussrunde in den einzelnen Gemeinden. Absagen gibt es bisher nicht. Die Bad Boller Gemeinderätin Dorothee Kraus-Prause unterstrich bei der Beratung in ihrem Gremium die Notwendigkeit des Wettbewerbs. „Wir produzieren in Deutschland pro Kopf zehn Tonnen CO2. Klimaneutral wären zwei bis drei.“

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