25 Ebersbach: Kauffmann-Areal

Erleichterung, aber keine Jubelstimmung

Stadträte froh über Einigung mit Investor

Autor: KARIN TUTAS | NWZ 25.11.2010

Trotz unterschiedlicher Bewertung des mit dem Investor ausgehandelten Kompromisses für die Bebauung des Kauffmann-Areals sind die Ebersbacher Ratsfraktionen erleichtert, dass die Kuh vom Eis ist.

Ebersbach. „Ich bin wirklich froh, dass wir jetzt einen Schritt weiter sind“, erklärt die CDU-Fraktionschefin Brigitte Kreisinger. Seit dem Sommer hatten die Stadt und der Investor um eine neue Lösung für die Bebauung des Kauffmann-Areals gerungen, die notwendig geworden war, weil die Tiefgarage technisch aufwendiger als gedacht und wesentlich teurer geworden wäre. „Wir hätten die Tiefgarage haben müssen, im Moment haben wir ein Minimum an Parkplätzen“, meint Kreisinger. Jedoch sei der gemeinsame Nenner gefunden worden, „der noch möglich war, so dass beide etwas davon haben“.

Armin Bühler, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, spricht von einer „ordentlichen Lösung“. Seine Fraktion stehe geschlossen hinter dem Konzept, dessen Preis-Leistungsverhältnis stimme. Auch die Freien Wähler hätten gerne mehr Parkplätze gehabt, räumt Bühler ein. Positiv sei aber, dass die Stadtkasse geschont werde, weil die Kommune nun eine Million Euro weniger in die Bebauung investieren müsse. Und „es gibt keinen Stillstand in Ebersbach“, fügt Bühler hinzu.

Durch die Bank erleichtert sind die Fraktionssprecher, dass nach monatelangen Verhandlungen hinter geschlossenen Türen auch die Bürger endlich erfahren, wie es mit dem Projekt Neue Mitte Ebersbach weitergehen soll. „Es war für alle nur schwer erträglich“, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD. Ihre Fraktion stehe dem Vorhaben mehrheitlich weiter ablehnend gegenüber, erklärt die Fraktionsvorsitzende Ingrid Scherr. „Wir haben den Spatz in der Hand statt die Taube auf dem Dach“, urteilt Scherr. Das einzig Positive an der neuen Planung sei für die SPD, „dass die Stadt aus dem Bau und damit aus der Unterhaltspflicht für die Tiefgarage raus ist“. Die jetzige Stellplatzzahl sei ausreichend. Dennoch hoffe sie, „dass Ebersbach von dem Projekt profitiere“, indem das Kauffmann-Areal „ein ansprechender Ort für die Ebersbacher wird“.

„Sehr gut“ findet Grünen-Sprecherin Gabriele Ebensperger den Verzicht auf die „aufgeblähte“ Tiefgarage. Die drei Stadträte ihrer Fraktion hätten jedoch nicht einheitlich abgestimmt. Aufgrund des hochkomplizierten Verfahrens der europaweiten Ausschreibung hätten ihre Kollegen immer mehr das Gefühl gehabt, „dass der Gemeinderat keine Kontrolle mehr hat, was da läuft. Wir waren bei den Verträgen völlig von Experten abhängig“, fasst Ebensperger das Unbehagen zusammen. Die Entzerrung der Bauvorhaben des Investors und der Stadt begrüßen die Grünen wie auch die übrigen Fraktionen. Dies schaffe mehr Transparenz und Gestaltungsmöglichkeiten, zum Beispiel für den Bereich, in dem der Kulturpavillon vorgesehen ist.

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Kauffmann-Projekt sofort stoppen (Leserbrief)

Zum Kommentar „Karten auf den Tisch“ von Karin Tutas vom 19. November

Autor: Joachim Auch, Ebersbach | NWZ 25.11.2010

Da reiben sich die Ebersbacher verdutzt die Augen. Entweder die Stadt macht noch ein Milliönchen locker oder es gibt keine Tiefgarage auf dem Kauffmann-Gelände. Wegen dem Grundwasser, heißt es. Das konnte ja kein Experte voraussehen. Na prima.

Das Kauffmann-Gelände wird immer mehr zu einem Stuttgart 21 im Kleinen. Was hatte Investor vor dem Bürgerentscheid nicht alles versprochen: Einen Edel-Gastronom in einer tipp-topp sanierten Kauffmann-Villa, eine nagelneue Musikschule, eine Tiefgarage mit Wasserspielen und Bäumen. Und die Stadt hatte beteuert: Das sei das Paket, für das der Zuschlag erteilt wurde. Genau das werde gebaut. Aufschnüren verboten. Und der Investor bekomme im Gegenzug ein innerstädtisches Filetgrundstück.

Diskutiert werden dürfe nur noch über die Fassaden-Farbe. Der Vertrag mit dem Investor – unter Verschluss. Betriebsgeheimnis bis in alle Ewigkeit. Und kein Schlichter in Sicht, der sagt, nun müssten aber mal alle Fakten auf den Tisch.

Und jetzt? Kein Edelgastronom, keine Tiefgarage. Den Bau einer Musikschule und die Sanierung der Kauffmann-Villa zahlt die Stadt selber. Der Investor baut einen Supermarkt mit der größtmöglichen Zahl von ebenerdigen Parkplätzen.

Ich kann meinen ehemaligen Gemeinderatskolleginnen und -kollegen nur empfehlen, bei der Abstimmung aus dem Projekt auszusteigen und neu auszuschreiben: Offen und ehrlich und Stück für Stück. Sonst wird die neue Stadtmitte immer teurer und immer schlechter. Und darauf haben immer weniger Bürgerinnen und Bürger Lust. Siehe Stuttgart 21.

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