11 Geislingen: Geburtshilfe

Verbale Entgleisungen sind nicht hilfreich (Leserbrief)

Zur Schließung der Geburtshilfe an der Helfenstein Klinik

Autor: Sascha Binder, SPD-Kreisrat, Geislingen | GZ 11.12.2010

Mit Bedauern haben wir Geislinger von der Schließung der Geburtenstation Kenntnis genommen. Seit 2007 über die Entwicklung berichtet wurde, fragten mich immer wieder werdende Eltern, ob die Geburtshilfe bei der Geburt ihres Kindes noch besteht. Dies habe ich bejaht und für Geislingen geworben.

In diesen Gesprächen ist mir aufgefallen, dass es der heutigen Generation vermutlich weniger wichtig ist, „echte Geislinger“ zur Welt zu bringen; wichtig ist ihnen, wie eine Klinik ausgestattet ist. Deshalb haben sich Eltern für Geislingen entschieden – und immer mehr dagegen. Dies ist bei aller Emotionalität zur Kenntnis zu nehmen.

Die Helfenstein Klinik wird 2011 mit knapp zwei Millionen Euro für den laufenden Betrieb bezuschusst, 20 Millionen Euro sollen in das Gesundheitszentrum mit Ärztehaus investiert werden.

Bund und Land haben dazu beigetragen, dass kleinere Kliniken bereits schließen mussten. Trotz dieser widrigen Umstände will ich die Helfenstein Klinik in öffentlicher Hand für Beschäftigte und Patienten als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge erhalten. Allerdings gehört es zur Ehrlichkeit dazu, dass dies nicht ohne Veränderungen geht.

Das vor einem Jahr vorgelegte Konzept der Geschäftsleitung wurde einzig von meiner Fraktion und mir in den nichtöffentlichen Gesellschafterversammlungen hinterfragt und mit Änderungsvorschlägen kritisch begleitet. Wir haben versucht, im Rahmen der rechtlich gegebenen Möglichkeiten die Öffentlichkeit zu informieren und wurden dafür von anderen Fraktionen gescholten. Nicht zuletzt wurde die letzte öffentliche Information der Geschäftsleitung im Verwaltungsausschuss auf meine Forderung hin auf die Tagesordnung gesetzt.

Aus diesem Grund reibe ich mir die Augen, wenn nun zwei meiner eigentlich sehr geschätzten Kreistagskollegen im Kreistag zum Thema Geburtenhilfe die Entwicklungen in den Kliniken stillschweigend mittragen, in Geislingen angekommen, plötzlich eine andere Meinung vertreten. Wer heute die Intransparenz verurteilt, muss sich fragen lassen, warum er selbst der Abschaffung des öffentlich tagenden Krankenhausausschusses 2006 zugestimmt und die Gründung einer gGmbH unterstützt hat. Warum wird der von Beginn an von Landrat Wolff und der Geschäftsleitung unterbreitete Vorschlag, ein Geburtenhaus in Geislingen zu etablieren, nicht endlich diskutiert?

Ich finde es gut, dass am kommenden Montag vor der Helfenstein Klinik die Verbundenheit mit der Klinik erneut demonstriert wird. In der Klinik sollte aber eine Lösung zwischen Landrat, Kreisräten, Geschäftsleitung, niedergelassenen Ärzten und dem Bündnis Montagsdemonstration erarbeitet werden. Jetzt ist Sachlichkeit gefragt, verbale Entgleisungen beider Seiten waren nicht hilfreich und sollten der Vergangenheit angehören.

zur Pressemitteilung von Bernhard Lehle vom 05.12. zum selben Thema…

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