21 Amstetten: Grüne Bürgermeisterkandidatin

BEI DER BÜRGERMEISTERWAHL IN AMSTETTEN

am 6. Februar gibt es nach dem Rückzieher von Tim Lutz nur noch zwei Bewerber: Amtsinhaber Jochen Grothe (45) und die 54-jährige Diplom-Betriebswirtin Brigitte Mendle aus Leipheim. Die GZ hat die beiden Kandidaten nach ihren Fähigkeiten, Einstellungen und Zielen befragt.

Autor:  | GZ 21.01.2011

Brigitte Mendle

Diplom-Betriebswirtin Brigitte Mendle ist für Buchhaltung und Marketing im Dentallabor ihres Ehemannes in Leipheim zuständig. Die 54-Jährige engagiert sich seit 30 Jahren aktiv für den Naturschutz. Seit zehn Jahren sitzt Mendle für die naturschutznahe „Initiative Alber“ im Leipheimer Gemeinderat. Mendle ist Mitglied der Grünen, die sie seit 2008 als Fraktionssprecherin im Günzburger Kreistag vertritt.

Jochen Grothe

Amtsinhaber Jochen Grothe ist seit 16 Jahren Bürgermeister in Amstetten. Der 45-jährige parteilose Diplomverwaltungswirt ist verheiratet und hat vier Kinder im Alter von 13, 12, 11 und 7 Jahren.

Was befähigt Sie Ihrer Ansicht nach für das Amt des Bürgermeisters in Amstetten? Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Wahl aus?

Brigitte Mendle: Seit 30 Jahren politisch tätig

Ich habe Betriebswirtschaft studiert. Während meines Berufslebens konnte ich dann verschiedene Fähigkeiten stärken und ausbauen wie u.a. Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungsgeschick, Organisationstalent, Umgang mit Menschen, zielgruppengerechte Planung und Ausführung, um nur ein paar zu nennen. Dazu kommt, dass ich seit 30 Jahren politisch tätig bin. Davon seit zehn Jahren im Stadtrat (für eine Wählergruppe) und seit drei Jahren für B 90/Die Grünen als Fraktionssprecherin im Kreistag. Durch die Arbeit in diversen Ausschüssen und Gremien wie z.B. Haupt- und Finanzausschuss, Umweltausschuss, Verwaltungsrat der Kreiskliniken etc. kenne ich mich in der Verwaltungsarbeit und rechtlichen Aspekten gut aus. Ehrenamtlich leite ich seit fast 20 Jahren eine Außenstelle der Vhs Günzburg und war davon zehn Jahre im Vorstand der Vhs tätig. Ich habe schon immer gerne Menschen motiviert und mit und vor allem für sie gearbeitet, weil ich Menschen mit einem eigenen Kopf und Ideen sehr schätze.

Jochen Grothe: Erfahrung und Engagement

Ich bin seit 1981 fast ununterbrochen im öffentlichen Dienst auf verschiedenen Rathäusern tätig gewesen. Dies hat mir nicht nur viel Spaß gemacht, sondern nach vielen Jahren den Wunsch nach einem Studium geweckt. Mit diesem Abschluss hat man meiner Meinung nach eine wichtige Grundlage für das Amt eines Bürgermeisters einer Gemeinde in der Größe Amstettens. Natürlich gehören zum Posten des Bürgermeisters aber auch noch die sogenannten „weichen Faktoren“. Dazu gehören eine gute Gesprächsbereitschaft, Teamfähigkeit, Kontaktfreudigkeit und auch die Fähigkeit, in einer verfahrenen Situation Lösungswege aufzeichnen zu können. Ein ebenso wichtiger Punkt ist für mich das persönliche Engagement, dass man für seine Bürgerinnen und Bürger aufzubringen bereit ist. Ich habe seit 16 Jahren umfangreichen Kontakt mit den Amstettern gehabt, ich denke, dass sie sich von mir ein gutes Bild gemacht haben. Entscheidend werden Fachkompetenz und Herz sein, da rechne ich mir gute Chancen aus.

Nennen Sie die fünf wichtigsten konkreten Ziele, die Sie in den nächsten acht Jahren als Bürgermeister verwirklichen wollen.

Brigitte Mendle: B 10, Gewerbe und Vereine

Die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger von Anfang an durch eine offensive Informationspolitik. Klar, offen und ehrlich, denn jeder sollte wissen, was mit seinen Steuergeldern passiert.
Die B 10 als oberste Priorität, damit die örtliche Entwicklung nicht weiter behindert wird und die Wohn- und Lebensqualität steigt und endlich Planungssicherheit gegeben ist.
Die Sicherung und den Ausbau des Wirtschaftsstandortes Amstetten durch Ansiedlung von unterschiedlichem Gewerbe.
Den Schuldenabbau, aber ohne die nötigen Investitionen aus dem Auge zu verlieren.
Die Förderung und den Erhalt der örtlichen Vereine und Kultur.
Der Erhalt der einmaligen Kulturlandschaft.

Jochen Grothe: Mehr Angebote für Jung und Alt

Eine solide Haushaltsführung war bisher schon ein wesentlicher Punkt für mich. In den letzten Jahren wurde die Verschuldung von vier Millionen Euro auf Null (Stand 2007) zurückgeführt. Ich möchte einen schuldenfreien Haushalt.
Nachdem der Bau des Pflegeheimes bevorsteht, müssen wir noch eine Einrichtung für das Betreute Wohnen vorsehen. Dafür sind die ersten Gespräche schon gelaufen.
In der Schule möchte ich die Ganztagesbetreuung einführen. Die Angebote im Kindergarten sind heute schon sehr elternfreundlich, sie sollen sich weiter am Bedürfnis der Eltern orientieren.
Ein wichtiger Punkt ist die Einrichtung eines Stadt- oder Bürgerbusses, damit auch alte Menschen mobil bleiben. Bei der Jugendarbeit will ich eine weitere Betreuerstelle fürs Netzwerk AJA schaffen.
Der Zuschauerbereich in der Aurainhalle soll mittelfristig vergrößert werden. Bei Sportveranstaltungen kann man von der Galerie aus das Geschehen kaum verfolgen.

Amstetten hat für seine Größe zwar eine recht passable Infrastruktur, dennoch stagniert die Bevölkerungszahl seit 15 Jahren. Wie wollen Sie die Gemeinde attraktiver machen?

Brigitte Mendle: Amstetter Stärken herausstellen

Es gibt mehrere Möglichkeiten, davon seien hier nur einige genannt: Einmal als Wirtschaftsstandort mit Gewerbegebieten, guter Verkehrsanbindung, einem Top-Service seitens der Verwaltung für interessierte Firmen verbunden mit den gut aufbereiteten Unterlagen und der entsprechenden aktiven Werbung.
Dann als Wohnort mit hoher Lebensqualität für Jung und Alt, ebenfalls mit einer starken aktiven Vermarktung verbunden. Die Ansiedlung kleiner Läden zum Beispiel auf Genossenschaftsbasis, Hofläden, Direktvermarkter etc. fördern.
Den Nahverkehr ausbauen und als weitere Schiene den Ausbau und der Förderung von sanftem, ökologischem Tourismus einerseits für Naturliebhaber, andererseits für Interessenten und Liebhaber der Geschichte.
Dazu müssen wir, Bürgerschaft, Bürgermeisterin und Verwaltung, die Stärken von Amstetten herausstellen und zusammen, Jung und Alt, Amstetten voran bringen.

Jochen Grothe: Aktive Politik für Familien

Lange Jahre war es in Amstetten nicht möglich, Grundstücke aufzukaufen und in Bauplätze umzuwandeln. Dies hat sich aber geändert. Vor allem die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage vieler Haushalte hat den Bau eines Eigenheimes in weite Ferne rücken lassen. Erst eine Rabattregelung für Familien mit Kindern hat einen Umschwung gebracht, die Einwohnerzahlen werden in den nächsten Jahren wieder steigen, vor allem, wenn das Baugebiet „Alte Gärtnerei“ fertig ist und die Bauplätze attraktiv angeboten werden können. Ich möchte deswegen an dem Kinderrabatt unbedingt festhalten.Mit den guten Leistungen unserer Kindergärten, die Werkrealschule am Ort und das Netzwerk AJA (Amstetter Jung und Alt) haben wir ein ausgesprochen attraktives Angebot für junge Familien mit Kinder, auch mit unseren Vereinen bieten wir sehr viel für Jung und Alt. Amstetten hat auch in der GZ-Aktion „Hier bin ich zu Hause“ mit einen guten Platz belegt. Daran möchte ich weiter arbeiten!

Mit fünf Ortsteilen ist Amstetten eine typische Flächengemeinde – mit den typischen Problemen: Wie wollen Sie die vielen unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bringen?

Brigitte Mendle: Alle Bürger gleich behandlen

Genauso wie es jeder andere Bürgermeister in jeder Stadt oder Gemeinde machen sollte: Die Bürger miteinbeziehen und zwar von Anfang an. Netzwerke aufbauen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger und wie in einer Familie mit Kindern: Wenn einer was bekommt, dann sollten die anderen auch was bekommen – Gleichbehandlung für alle.

Jochen Grothe: Für jeden Ortsteil einiges geleistet

Wichtig ist vor allem, diese unterschiedlichen Interessen kennenzulernen. Dazu ist es notwendig, in stetem Kontakt auch mit den Bewohnern der Ortsteile und den Ortschaftsräten zu treten. So habe ich festgestellt, dass jeder Ort eigene Interessen und damit unterschiedliche Vorstellungen von einem attraktiven Ort hat. Nicht zuletzt wegen der vielen gemeinsamen Gesprächen und Beratungen ist es bisher sehr gut gelungen, allen Ortsteilen weitestgehend gerecht zu werden. Ich glaube deshalb, dass alle wissen, dass man in jedem Ortsteil doch Beachtliches geleistet hat.Dass dennoch Wünsche vorhanden sind, versteht sich von selbst. Das sind dann auch wichtige Ziele für die weitere Zukunft. Und um die Interessen untereinander abzuwägen, brauchen wir die Ortschaftsräte, sie sind für mich dabei ein verlässlicher Gesprächspartner.

Lange Jahre waren die Gewerbesteuer-Einnahmen eines großen Unternehmens am Ort der Garant für den Wohlstand der Kommune. Diese Zeiten scheinen endgültig vorbei zu sein. Wie wollen Sie die Lebensqualität in Amstetten erhalten?

Brigitte Mendle: Dem Wandel kreativ begegnen

Jetzt zeigt sich, dass es einfach ungeschickt war, sich nur auf einen großen Gewerbebetrieb zu verlassen und den Mittelstand und das Handwerk zu vernachlässigen. Jetzt heißt es, das Augenmerk auf Gewerbeansiedlungen zu legen, kleinen Läden, vielleicht auf Genossenschaftsbasis, den Ort schmackhaft zu machen. Außerdem Kindergärten und Schulen unterstützen, sich neuen Technologien öffnen wie zum Beispiel den erneuerbaren Energien, örtliche Kulturangebote zu stärken und ausbauen, die Akteure miteinander zu vernetzen und auch immer die Frage der Nachhaltigkeit im Auge behalten und endlich eine Lösung für die B 10 zu finden.
Es gibt bereits in verschiedenen Bereichen gute Beispiele wie Kommunen dem Wandel mit Kreativität begegnen, warum soll/kann man nicht von guten Beispielen lernen?

Jochen Grothe: Lebensqualität wird nicht sinken

Erst wenn die Auswirkungen der Wirtschaftskrise beendet sind, wird sich für Amstetten konkret zeigen, auf welchem Niveau sich die Gewerbesteuerzahlungen einpendeln werden. Trotz der schlechten Steuereinnahmen konnten wir die negativen Auswirkungen bis Ende 2010 durch unsere Rücklagen, die wir in guten Zeiten angespart haben, auffangen.Das neue Niveau wird vermutlich tiefer als das alte liegen, deshalb wird eine der wichtigsten Aufgaben werden, alles zu tun, um die Angebote der Gemeinde auch bei zurückgehenden Einnahmen aufrechtzu- halten. Allerdings möchte ich hier nicht so schwarzmalen: Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir bisher immer wieder einen guten und soliden Haushaltsabschluss geschafft. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass auch langfristig die Lebensqualität in Amstetten nicht sinken wird.

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