25 Göppingen: Info-Mobil Stuttgart 21

Stuttgart 21: Miese Stimmung im Info-Mobil

Diskussion auf dem Göppinger Marktplatz – Oberbürgermeister Till sucht frühzeitig das Weite

Autorinnen: MONA MOLL, MAGDALENA MAU | NWZ 25.01.2011

Hitzige Diskussionen gab es gestern im Info-Mobil zum Bahnprojekt Stuttgart 21: Der Werbebus, eine Initiative von Firmen und Verbänden, steht noch bis morgen Abend auf dem Göppinger Marktplatz.

Göppingen. In dem Info-Mobil, das noch bis morgen Abend auf dem Göppinger Marktplatz auf Besucher wartet, ging es gestern kontrovers zu: Oberbürgermeister Guido Till verließ das rot-weiß-gestreifte Fahrzeug vorzeitig, weil man ihn nicht ausreden ließ. Christoph Weber, Fraktionschef der Grünen im Göppinger Gemeinderat, stritt mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hofelich und legte diesem nahe, nicht weiter zu behaupten, die Grünen seien für den viergleisigen Ausbau im Filstal. Hofelich konterte: „Ich werde weiterhin sagen, was ich für richtig halte.“ Wolfgang Dietrich schließlich, als Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart 21 eigens nach Göppingen gereist, hielt sich mit Erklärungen auffällig zurück. „Bürger fragen – Politiker antworten“, schien das Motto zu lauten.

Dabei hatte Dietrich in seiner Begrüßung noch betont: „Wir wollen informieren und versuchen, keinen Radau zu machen.“ Letzteres hat nicht ganz geklappt. Bei den Fragen der Passanten ging es drunter und drüber, weil Dietrich die Diskussion nicht leitete. Der Göppinger Oberbürgermeister hatte nach einer Weile die Nase voll: „Wenn ich nicht ausreden darf, lasse ich das sein“, meinte er – und ging. Das wiederum sorgte für Aufregung bei anderen. Eine Besucherin sagte: „Das ist doch kein Verhalten.“

Doch auch nach Tills Abgang blieb die Stimmung hitzig. Eine ältere Dame warf Peter Hofelich vor, dieser sehe sie wegen ihres Alters weder an, noch höre er ihr zu. Später brüllte Projektsprecher Dietrich besagte Dame an, weil diese sich in sein Gespräch eingemischt hatte. Die Nerven lagen offenbar blank. „Die Diskussionskultur ist geprägt von Intoleranz“, klagte Dietrich, als die offizielle Inforunde vorbei war.

Die Besucher waren geteilter Meinung, was das von Wirtschaftsunternehmen und -verbänden initiierte Info-Mobil betrifft. „Für mich ist das ein Witz, wenn man für ein Projekt einen Bus engagieren muss“, meinte die Göppingerin Cornelia Bieger. Ihr Fazit nach der Diskussion: „Es hat mich ein kleines bisschen weitergebracht, aber OB Till war eine große Enttäuschung. Einfach zu gehen und die Bürger seiner Stadt so stehen zu lassen.“

Manfred Binder ist Mitglied im Aktionsbündnis „Göppinger gegen Stuttgart 21“. Er findet es gut, dass mit Hilfe des Mobils die Öffentlichkeit informiert werden soll. Doch Binder war gestern ein wenig enttäuscht. Der S21-Gegner hält den mobilen Infostand für „eine sehr teure Angelegenheit“. In dem Bus werde nicht viel mehr geboten als im Internet. „Und die Gegner können sich solche Aktionen eben nicht leisten“, sagte der 46-Jährige.

Siegfried Wolff hingegen ist überzeugter Befürworter des Bahnprojekts. Er ist begeistert, dass die Öffentlichkeit auf diese Weise einbezogen wird. Enttäuscht war Wolff jedoch, dass so wenige Besucher da waren. „Eigentlich hätte sich vor der Tür eine meterlange Schlange bilden müssen, aber so ist das immer. Beim Meckern sind alle ganz groß und dann . . .“

zurück zur Presseübersicht Januar 2011…