29 Wahlkampf: Podiumsdiskussion Frauen

Kandidaten und das Thema Frauen

Podiumsdiskussion in der Göppinger Volkshochschule über Gleichstellung und Integration

Autorin: EVA:MARIA MANZ | NWZ 29.01.2011

Wahlkampf im Landkreis: Bei einer der ersten Podiumsdiskussionen der Landtagskandidaten in der VHS ging es um Themen wie Gleichstellungspolitik, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Integrationsarbeit.

Kreis Göppingen. Gemäßigt angriffslustig präsentierten sich die Landtagskandidaten am Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion, die von der Gleichstellungsbeauftragten des Landratsamtes, Friederike Winsauer, dem Kreisfrauenrat und der Volkshochschule (VHS) veranstaltet wurde. Moderatorin Esther Kuhn-Luz, Studienleiterin der evangelischen Akademie Bad Boll, konfrontierte die Kandidaten mit Fragen zu Themen wie Gleichstellungspolitik, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Integrationsarbeit.

„Frauen müssen nach vorne, Frauen müssen aber auch nach vorne wollen“, stellte die FDP-Kandidatin des Göppinger Wahlkreises, Antje Spoddig-de Boer, gleich zu Beginn fest und sprach damit offenbar ein allgemeines Problem an: Die Schwierigkeit, Frauen in der Lokalpolitik für Posten zu begeistern. Davon wussten auch die anderen Kandidaten zu berichten. Das war’s dann aber mit den Gemeinsamkeiten. Jörg-Matthias Fritz, Kandidat der Grünen im Wahlkreis Göppingen, erwähnte stolz die Frauenquote der Grünen, die bundesweit seit 1986 bestehe. Jutta Schiller, Zweitkandidatin der CDU im Wahlkreis Göppingen, war hingegen der Meinung, eine Quote brauche ihre Partei nicht, sie überlasse es den Wählern, zu entscheiden, ob sie einen Mann oder eine Frau wollten. Der SPD-Kandidat im Wahlkreis Göppingen und Landtagsabgeordnete Peter Hofelich setzte sich für die Einführung eines Chancengleichheitsgesetzes ein, und Sabine Rösch Dammenmiller, Kandidatin der Linken im Geislinger Wahlkreis, betonte die Notwendigkeit einer Gleichstellungsbeauftragten und meinte: „Da muss sich noch einiges tun, Väter sollten beispielsweise öfter die Elternzeit nehmen.“

CDU-Frau Jutta Schiller hingegen war sich sicher, dass bei der Unterstützung von berufstätigen Müttern in den vergangenen Jahren bereits einiges erreicht wurde: „Daher könnte ich jetzt keinen Anlass zur Einführung eines Gesetzes für Gleichstellungsbeauftragte im Land sehen.“ Grünen-Politiker Fritz reagierte empört: „Wir haben zwar einen großen Schritt gemacht, aber im Vergleich mit anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich, wo es überall Betriebskindergärten gibt, stehen wir noch sehr schlecht da.“ Peter Hofelich führte das Thema noch weiter aus: „Wir müssen außerdem eine gesetzliche Voraussetzung für die Pflege von Angehörigen schaffen.“

Auch im Bereich der Integrations- und Bildungspolitik sah Hofelich Handlungsbedarf: „Beim Thema Integration geht es um einen großen Teil unserer Gesellschaft. Mir ist auch sehr wichtig, dass Aufwärtsmobilität möglich ist, das heißt beispielsweise, dass es für alle Realschulabsolventen mit einem Notendurchschnitt besser als 3,0 einen Platz in einem beruflichen Gymnasium geben muss.“

Antje Spoddig-de Boer hingegen wunderte sich über fehlende Allgemeinbildung bei manchen Hauptschulabgängern: „Wir hatten im Betrieb meines Mannes einen Azubi mit Migrationshintergrund, der nicht wusste, wie man eine einfache Fläche berechnet, da zweifle ich an unserem Bildungssystem.“ Auch CDU-Kandidatin Jutta Schiller sah ein Engagement der Politik im Bereich Integrationspolitik skeptisch: „Zuerst einmal muss die Sprache auch wirklich gelernt werden. Die dritte Generation der Migranten spricht ja oft schlechter als die erste.“ Kopfschütteln im Publikum und einige Zwischenrufe brachten die CDU-Politikerin kaum aus der Ruhe. Auch die provokative Frage nach dem Engagement der CDU-Politikerin für Frauen in ihrer Partei, die der Landtagskandidat der Linken, Christian Stähle, aus dem Publikum stellte, hielt Jutta Schiller nicht davon ab, nochmal in dieselbe Kerbe zu schlagen, indem sie betonte, Hochschulabschlüsse im Ausland könnten in Deutschland in vielen Fällen wegen mangelnder Qualifikation nicht anerkannt werden. Schiller zum Linke-Kandidaten: „Ich habe Mehrheiten, ich habe eine Demokratie, wenn es darum geht, dass abgestimmt wird, muss ich eben Mehrheiten anerkennen.“

Hofelich wünschte sich am Ende einen „echten Wechsel“ im Land, Fritz die „ökologische und soziale Modernisierung des Landes“, Rösch möchte es mit ihrer Partei in den Landtag schaffen, Schiller will alles so beibehalten und Antje Spoddig-de Boer wünschte sich einfach nur „Zufriedenheit“.

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