31 Bad Boll: Grünzugzerstörung

Bührle wegen Rodung am Bahnhof in der Kritik

Autoren: EBERHARD WEIN und ANDREAS PFLÜGER | StZ 31.01.2011

Bad Boll Die Anwohner ärgern sich über die Zerstörung eines innerörtlichen Grünzugs.

Gegen die geplante Umgestaltung im Bereich des früheren Bad Boller Bahnhofs regt sich Protest. In der vergangenen Woche hatte die Gemeinde in der Bahnhofallee mehrere Bäume gefällt. Nach Angaben von Ordnungsamtschef Andreas Milde handelte es sich dabei um zwei von Pilzen befallene Kastanien, die laut einem Gutachten, nicht mehr zu retten gewesen seien. Zudem werde für eine Ersatzbepflanzung gesorgt.

Entlang der parallel verlaufenden Seilerstraße gab eseine größere Rodung. „Sie war notwendig, um die Vorbereitungen für den Straßenausbau und den Bau eines Entwässerungsgrabens treffen zu können und ist zudem vom Gemeinderat abgesegnet", sagt Milde. Die Anwohner traf die Maßnahme dennoch unvorbereitet. Die Gemeinde habe mit der Rodung ein wertvolles Biotop zerstört, kritisierten sie jetzt bei einer Bürgerinformation, zu der die Gemeinde ins Alte Schulhaus geladen hatte.

Nachdem sich der Gemeinderat vor Weihnachten im Grundsatz für eine Bebauung des Areals ausgesprochen habe, sei es notwendig gewesen, das Baufeld für eine spätere Verbreiterung der Straße frei zu machen, sagte der Bürgermeister Hans-Rudi Bührle. Es habe sich nicht um einen Schnellschuss gehandelt. Der zuständige Planer Manfred Mezger vom Bad Boller Büro M-Quadrat räumte jedoch ein, dass es unglücklich sei, ein paar Tage nach der Rodung zu einer solchen Veranstaltung einzuladen. „Da gehen die Emotionen natürlich noch hoch." Die Grünen-Gemeinderätin Petra Cziky wies darauf hin, dass der Gemeinderat über die Rodung in der Seilerstraße nicht informiert gewesen sei. „Es wäre besser gewesen, man hätte die Informationsveranstaltung abgewartet."

Jede Hecke werde heutzutage als Biotop bezeichnet, versuchte Bührle die Kritik zu relativeren. Dass der Schwalbenschwanz auf dem Gelände beheimatet sei, wie dies eine Anwohnerin behauptete, höre er zum ersten Mal. Allerdings musste auch der Bürgermeister einräumen, dass sich das Gelände seit der Stilllegung der Bahnlinie im Jahr 1994 weitgehend unbehelligt entwickelt habe. Dies führte zu einem Artenreichtum, der auch vom Naturschutzbund schon untersucht und gerühmt worden ist. Im alten Bahnhofsschuppen siedelte eine Fledermauskolonie. Auch Feuersalamander und Zauneidechsen wollen die Anwohner gesichtet haben. Mezger verwies jedoch auf die Ergebnisse des tierökologischen Gutachtens. Dies habe keine Hinderungsgründe für eine Abholzung ergeben.

„Immer wieder wird gefordert, der Innenentwicklung Vorrang vor der Ausweisung neuer Baugebiete einzuräumen", sagte Mezger. „Doch wir stoßen an Grenzen." Würden innerörtliche Grünzüge bebaut, führe dies häufig zu Protesten. „Die Betroffenheit ist da viel stärker."

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