05 Wahlkampf: Podiumsdiskussion Erich-Kästner Gymnasium

Schüler fragen Kandidaten

Sachliche Podiumsdiskussion am Eislinger Erich-Kästner-Gymnasium

Autor: HANS STEINHERR | NWZ 05.02.2011

Das Themenspektrum reichte von A wie Atompolitik bis Z wie zusätzliche Studienplätze. Vier Landtagskandidaten stellten sich im Erich-Kästner-Gymnasium Schülerfragen.

Eislingen. Ganz außen saß Jörg-Matthias Fritz (Bündnis 90/Die Grünen). Neben ihm Peter Hofelich (SPD). Dann Antje Spoddig-de Boer (FDP) und Dr. Micha-Alexander Lege (CDU), sie sind Erst- und Zweitkandidaten in den Wahlbezirken Göppingen und Geislingen bei der Landtagswahl. Ganz links auf dem Podium hätte es durchaus noch Platz gehabt für Christian Stähle, den Kandidaten der Linken. Der hätte viel lieber oben statt unten in der dritten Reihe gesessen, durfte es aber nicht, weil das bei dieser schulischen Veranstaltung ausschließlich den im baden-württembergischen Landtag vertretenen Parteien erlaubt worden war.

Am Donnerstagabend fand in der Mensa des Eislinger Erich-Kästner-Gymnasiums eine Podiumsdiskussion statt, zu der das Forum Politik, eine Schüler Arbeitsgemeinschaft am EKG, eingeladen hatte.

Vergangenen November erst waren Befürworter und Gegner von Stuttgart 21 nach Eislingen gekommen. Diesmal ließen sich Landtagskandidaten bereitwillig auf ihren politischen Zahn fühlen. Abwechselnd – die Schüler hatten ihre Fragen nach Themenblöcken vorsortiert – bezogen sie Stellung. Zuerst zur Bildungspolitik. G 8 oder G 9? „G 8 ist machbar", sagte Micha-Alexander Lege, Geislinger CDU-Zweitkandidat aus Bad Überkingen und versprach nachzusteuern, wenn 2012 Studienplätze fehlen sollten. Lege: „Es wird Gas gegeben.“ An der Schulpolitik wolle man nichts ändern, die sei ein Erfolgsmodell. Wer sich für Gemeinschaftsschulen einsetze, würde einen Trabantmotor in einen Mercedes einbauen wollen.

Eine heile Schulwelt freilich konnte der Abgeordnete Peter Hofelich (SPD) nicht erkennen. Sechs Mal geringere Bildungschancen hätten Kinder von Facharbeitern im Vergleich mit Akademiker-Kindern. Auch würde das Land die Kommunen bei der Einrichtung von Kita-Plätzen nicht ausreichend unterstützen.

Nach vorgenommen Nachbesserungen und Korrekturen sei das G 8 richtig, erklärte Antje Spoddig-de Boer. Die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder und FDP-Erstkandidatin aus Bartenbach plädierte ohne Wenn und Aber für G 8.

Der Grünen-Erstkandidat Jörg-Matthias Fritz gab sich da liberal. Ob acht-, neunjähriges Gymnasium oder Gemeinschaftsschule, man soll dies der Entscheidung der Kommunen überlassen.

Drei Stunden lang wurde gefragt und geantwortet. Zu Wirtschafts- und Finanzthemen, zur Infrastruktur und zum Thema Energie. Zur Politik im Land. Was freilich Jörg-Matthias Fritz nicht daran hinderte schon mal rechte lange Anläufe und Sprünge zu unternehmen. Etwa bei der Frage nach Straßenausbau und -unterhalt im Landkreis. Da gab Fritz zu bedenken, dass Saudi-Arabien schließlich mit dem Gewinn aus der Erdölförderung Koranschulen baue und es besser sei, den Güterverkehr auf der Schiene auszubauen.

Peter Hofelich plädierte für die Einführung von Mindestlöhnen. Micha-Alexander Lege dagegen. Antje Spoddig-de Boer nahm ihren FDP-Justizminister in Schutz, der den Ankauf der Steuersünder-CD abgelehnt hatte und sich nicht „zum Kumpel von Betrügern“ habe machen wollen.

Es ging recht moderat zu auf dem Podium. Alle waren für eine S-Bahn im Kreis. Von stürmischem Wahlkampf keine Spur.

Christian Stähle kam auch noch zu Wort, in der Fragerunde. Ohne Öl ins Feuer zu gießen am Ende der Veranstaltung. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Mappuschenko demokratisch abwählen“ und hatte sich einen Maulkorb um die Schulter gehängt.

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